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Leerstand seit zwölf Jahren

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Von: Thomas Brückner

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Ziemlich »untergenutzt«: Lehnheims Alte Schule dient einzig Vereinen als Lagerraum, die renovierungsbedürftige ehemalige Lehrerwohnung steht leer. © Thomas Brueckner

Grünberg (tb), »Wiederaufnahmeverfahren«, sieben Jahre später: Nach 2015 nimmt Grünbergs Politik die Diskussion über die Zukunft der Alten Schule Lehnheim endlich wieder auf. Es geht zuvörderst um die ehemalige Lehrerwohnung - seit nunmehr rund zwölf Jahren steht sie bereits leer. Renovieren, als Notunterkunft herrichten oder vermieten - das ist hier die Frage.

Zu den Pflichten einer Kommune zählt es, ihre Bürger vor unfreiwilliger Obdachlosigkeit zu schützen. Grünberg nutzte dafür über viele Jahre Räume im »Garni-Hotel« in der Londorfer Straße; das aber ist längst geschlossen, soll ohnedies dem medizinischen Zentrum weichen.

Notunterkunft oder Vermietung?

Da auch eine ehedem als Notunterkunft genutzte Wohnung im Weitershainer Dorfgemeinschaftshaus vermietet worden ist, gibt es aktuell keine Alternative zur kurzfristigen Anmietung von Hotel- oder Pensionszimmern. Dazu sahen sich die Grünberger im Herbst gezwungen.

Eine ungute Erfahrung, aus der heraus im Herbst auf SPD-Antrag 20 000 Euro etatisiert wurden, um den Mangel zu beheben, dem Ordnungsamt die schwierige »Ad-hoc-Fahndung« nach einer privaten Bleibe zu ersparen.

Dazu ward im Sozial- und Kulturausschuss verabredet, einen Arbeitskreis mit der Suche nach Lösungen zu gründen. Bei der November-Sitzung entließ Ausschussvorsitzender Sebastian Engel die Kollegen mit der Bitte, sich Gedanken zu machen. Passiert aber war seither wenig, eine neue Notunterkunft gibt es bisher nicht. Zumindest kommt jetzt Bewegung in die Sache.

Wie Engel im GAZ-Gespräch vorwegschickt, hatte er vom Arbeitskreis Abstand genommen, sollte der Sozialausschuss - »ohnehin für alle Mandatsträger offen« - die Sache übernehmen. Einige Vorschläge seien auch eingegangen, darunter auch private Objekte. Als städtische Alternative wurde laut Engel das »Waldhaus« der ehemaligen AWO-Freizeitstätte und Lehnheims Alte Schule favorisiert. Ersteres sieht auch der SPD-Politiker als Option, sofern es denn nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft gebraucht werde.

In seiner jüngsten Sitzung besichtigte der Ausschuss nun das Lehnheimer Objekt. Aus der Runde kam der Vorschlag, die ehemalige Lehrerwohnung als Notunterkunft oder Sozialwohnung zu nutzen. Einig war man sich darin, den Leer- nicht zum Dauerzustand werden zu lassen.

Bevor es freilich zur notwendigen Renovierung kommt, sind die Kosten zu ermitteln. Dass seine Bauverwaltung kaum über freie Kapazitäten verfüge, bat Bürgermeister Marcel Schlosser zu bedenken. Auch verwies er auf ältere Berechnungen, wonach der Aufwand erheblich sei. »Wenn wir es renovieren, würde ich für eine Vermietung plädieren.« Mithin nicht für eine Nutzung als Notunterkunft. Dafür sollte man besagtes »Waldhaus« verwenden.

Teilrückbau für 130 000 Euro

Was der CDU-Mann mit »älteren Berechnungen« meint: Im Herbst 2015 hatten Grünbergs Politiker letztmals einen Lokaltermin in der Alten Schule. Als eine Option ließ man einen Teilabriss (Dach- und Obergeschoss) - relativ kompliziert, da sich das Gebäude an das Gemeinschaftshaus anschließt - prüfen. Das Architekturbüro taxierte den Teilrückbau auf mindestens 130 000 Euro. Eine Komplettsanierung des Objekts mit rund 130 Quadratmetern Wohnfläche sollte gar 220 000 Euro kosten.

Zu teuer, meinten seinerzeit die Stadtverordneten (fast) einstimmig. Nur zwingende Reparaturen sollten ausgeführt werden, etwa Austausch kaputter Ziegel, Erneuerung der Fenster - bei Bedarf. Die alte Lehrerwohnung sollte hernach »als Projekt für Flüchtlinge und andere Personen/Gruppen« zur Selbstrenovierung angeboten werden. Doch kam es dazu nicht und so stand das Objekt Jahr um Jahr leer. Jetzt aber könnte sich daran etwas ändern.

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