Grüne Energie für Lehnheim

Grünberg (tb). Seit Wochen wabern Gerüchte über einen Solarpark durch Lehnheims Küchen, und nicht nur da. Was genau auf der im Teilregionaplan Energie ausgewiesenen Vorrangfläche oberhalb der Bahngleise passieren soll, darüber informierte nun erstmals das Unternehmen »Prowind Solar«. Der Vortrag von Projektmanagerin Anita Priller bescherte der Sitzung des Ortsbeirats Lehnheim am Dienstag ungewohnt hohes Besucher- interesse.
Option: Anteile für Lehnheimer
»Wir müssen die Fülle an Information erstmal sacken lassen«, meinte am Ende Ortsvorsteherin Birgit Otto. Eine Abstimmung fand auch an diesem Abend nicht statt. Was die Besucher mehrheitlich von den Plänen halten, blieb ebenso offen: Ein Bürger freute sich, dass das Dorf seine eigene (grüne) Energie erzeugen könne, während zwei Landwirte auf den Verlust landwirtschaftlicher Flächen verwiesen, der weiter befördert würde.
Gemäß Prillers Präsentation soll die Anlage sechs Hektar umfassen, soll der Ertrag bei sechs Megawatt in der Spitze liegen, womit der durchschnittliche Jahresverbrauch von 2000 Haushalten gedeckt und 3000 Tonnen CO2 eingespart werden könnten.
Dank der Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes profitierte auch die Stadt, erhielte 0,2 Cent je eingespeister Kilowattstunde. »Prowind« setzt laut der Projektmanagerin auf Bürgerbeteiligung: Bei einem Invest von rund zwei Millionen hielt sie ein Anteilsvolumen von 750 000 Euro für denkbar - »1000 Euro für jeden der 750 Lehnheimer, verzinst mit 3 Prozent«. Dass neben dem privaten Eigner auch der Landwirt als Pächter eine Ablöse erhielte, fügte sie an.
Nach Priller ist die Fläche nicht nur wegen der Ebenheit, optimalen Neigung sowie der Lage an Bahntrasse und Landesstraße gut geeignet. Nicht zuletzt würden hier auch die Module in Richtung B49 ausgerichtet, also für die Lehnheimer »kaum einsehbar« sein. Dass die auf dem Weg nach Hause schon auf die PV-Anlage schauten, das Landschaftsbild sehr wohl beeinträchtigt werde, widersprach da ein Besucher. Mit einer Einfriedung mit Hecken oder Sonnenblumen wäre die (visuelle) Störung zumindest zu kaschieren, meinte dazu die Sprecherin des Unternehmens. Und versicherte auch, man rechne trotz der nur sechs Hektar mit Rentabilität. Das freilich nur wegen des kostensparenden Einspeisepunkts in unmittelbarer Nachbarschaft.
Priller machte nun darauf aufmerksam, dass man nur ein Drittel des 20 Hektar umfassenden Vorranggebietes in Anspruch nehme. Warum? »Alles andere würde den Rahmen sprengen und die Sicht der Dorfbewohner stark beeinträchtigen.«
»Irgendwann hört der Spaß auf«, zeigte sich der Pächter der Parzellen dennoch alles andere als amüsiert und erinnerte an die hierzulande riesigen Verluste landwirtschaftlicher Flächen. Zumal es Richtung Grünberg besser geeignete wäre, weil es weniger wertvolle Standorte, etwa Hutungsflächen, gebe. »Hier aber liegen die Bodenwerte durchgehend zwischen 60 und 70«. Womit der Landwirt Priller widersprach, die anhand einer Karte auf einen nur mittleren Wert von 40 verwiesen hatte.
Hinweis auf Flächen geringerer Güte
Davon ausgehend, dass diese bei der Flurbereinigung 1954 ermittelt wurden, sei vielmehr mit einer Abnahme der Bodengüte zu rechnen. »Mit ihr haben wir noch gar nicht gesprochen«, meinte sie auf die Kritik an der Unteren Naturschutzbehörde, die wie das Amt für Landwirtschaft in Genehmigungsverfahren gehört wird. Von der UNB, so der Landwirt, hätten die Bauern nichts zu erwarten, sei ihm doch schon von dort bedeutet worden: »Ackerland ist eh ökologisch wertlos.« Dass er ihr die Alternativflächen gerne nennen möge, bot Priller schließlich ihrem »Widerpart« an. Betonte aber zugleich, als Betreiber müsse man die Restriktionen im Auge behalten: »Hier handelt es sich nunmal um eine konfliktfreie Fläche.«
»Prowind« rechnet mit einem etwa dreijährigen Verfahren - sofern denn die Stadt per Bebauungsplan sowie Fach- und Genehmigungsbehörden grünes Licht geben sollten. Priller zufolge befindet sich das Verfahren noch im Anfangsstadium, allerdings hat es erste Gespräche mit dem Landeigner bereits gegeben.