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Erinnerung an unsägliches Leid

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Von: Hans-Joachim Losert

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Der VHC-Vorsitzende Ernst Pfeffer und sein Stellvertreter Holger Kappes übergeben die Tafel zum Gedenken an den Bombenangriff an Bürgermeister Marcel Schlosser (v. l.). © Hans-Joachim Losert

Grünberg (fp). Die Bewahrung von Frieden und Freiheit, das selbstbestimmte Leben und die Erinnerung an das unsägliche Leid eines Krieges, haben in den vergangenen Wochen eine besondere Bedeutung bekommen. Im Zweiten Weltkrieg wurde auch Grünberg Opfer von Bombardierungen.

Am 13. März 1945 starben über 150 Menschen beim Abwurf der Bomben über dem Bahnhof und dessen Umgebung. Im Rahmen des Festaktes »800 Jahre Grünberg«, übergaben jetzt VHC-Vorsitzender Ernst Pfeffer und sein Stellvertreter Holger Kappes eine Gedenktafel an Bürgermeister Marcel Schlosser am Bahnviadukt im Lehnheimer und Stangenröder Weg.

Sie sollte am Tunnel angebracht werden. Bisher hat die Bahn aber die Genehmigung nicht erteilt, nun suche man nach Alternativen an diesem Standort, berichtete Schlosser.

Der VHC sei kein »Latschverein«, sagte Vorsitzender Pfeffer. Er habe es sich zur Aufgabe gemacht, als Heimat- und Kulturzusammenschluss, seine Mitglieder und Bürger auch auf die Geschichte hinzuweisen. Die Idee für die Gedenktafel sei ihm gekommen, als er von einem Besucher auf die Beschädigungen des Viadukts angesprochen wurde. Noch heute sind die Einschusslöcher dort sichtbar.

Bewegt berichtete Pfeffer als Zeitzeuge, zum Zeitpunkt des Bombardements war er sechs Jahre alt. Am Vormittag des 13. März 1945 wurden aus 35 Flugzeugen und zwei sogenannten Pfadfindermaschinen 239 Bomben mit einem Gewicht von über 50 Tonnen abgeworfen. Ziel war der Grünberger Bahnhof. Etliche Häuser wurden ebenfalls getroffen. Zahlreiche Menschen eilten den Opfern zur Hilfe. Angehörige wurden verzweifelt gesucht, Verletzte ausgegraben und Tote geborgen, von denen manche nicht mehr zu identifizieren waren. Mitten in dieses infernalische Szenario erfolgte zwei Stunden später ein weiterer Angriff: Um 13.40 Uhr klinkten 43 Maschinen nochmals 53 Tonnen Bomben (236 Stück) aus.

Tiefe Wunden hinterlassen

Das tragische Ergebnis dieser beiden Angriffe neben den zerstörten Häusern und Wohnungen: über 150 tote Frauen, Männer und Kinder sowie zahlreiche Verletzte. Jedes einzelne Opfer hat in seiner Familie eine tiefe Wunde hinterlassen. Ernst Pfeffer erlebte die Bombardierung mit seiner Mutter und Geschwistern auf dem Hetzberg bei Lauter, wo sie mit ihren Kühen beim Pflügen waren.

Pfarrer i. R. Hartmut Miethe zitierte aus dem Buch »Zeitzeugen«. Frieda Eisenächer, Jahrgang 1921, lebte in einem Haus in der Bahnhofstraße. In ihm wurde ihre Mutter tödlich verletzt, im Treppenhaus starb ein Säugling und von einem polnischen Zwangsarbeiter, der in den Hof gerannt war, fand man keine Spur mehr.

Bürgermeister Schlosser dankte dem VHC und verwies auf den QR-Code auf der Tafel. Hier seien die Spuren des Krieges auf der Internetseite der Stadt nachzulesen.

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