Eine gute Idee hat Geburtstag

Grünberg (fp). »Europa und seine Partnerschaften sind ein Erfolgsmodell, die europäische Idee wird heute gefeiert«, sagte Landrätin Anita Schneider am Donnerstag im Rahmen der Partnerschaftsfeiern in Grünberg. Die Stadt ist seit 50 Jahren mit dem französischen Condom und seit 30 Jahren mit Mragowo in Polen verschwistert. Zu den Feierlichkeiten reisten 74 französische Gäste an, 14 kamen aus Polen.
Am Himmelfahrtstag lobten alle Redner die Gründerväter der Jumelage, allen voran die damaligen Bürgermeister Karl Anschütz und Abel Abeillé. Die französische Jazz-Band Cocktails umrahmte die Feier musikalisch.
Die Landrätin blickte eingangs auf den Élysée-Vertrag zurück, der den Grundstock für die französisch-deutsche Freundschaft bildete. Dem Abschluss sei eine intensive Zeit der politischen Orientierung vorausgegangen. Undenkbar sei ein Krieg in Europa, habe man geglaubt, doch nun seien alle zusammengerückt und unterstützten die Menschen in der Ukraine.
Die Partnerschaft werde von Menschen getragen, die Politik rücke in den Hintergrund, sagte Bürgermeister Marcel Schlosser. Wie auch alle weiteren Redner betonte er die Bedeutung des Austausches mit Vereinen, Musik, Kultur oder Sport. Jean-François Rousse, Condoms Bürgermeister, bezeichnete die Verbindung als Symbol einer starken Verständigung beider Länder. Mit der Zeit mache sich oftmals Ermüdung bemerkbar, nicht jedoch in dieser Jumelage, die durch motivierte und engagierte Menschen aufrechterhalten werde.
Mragowos Vize-Bürgermeister Tadeuszowi Lapce zeigte sich erfreut, dass man in Grünberg eine kleine Pause von den täglichen Kämpfen gegen die Probleme habe, welche sich aus der aktuellen Situation an der östlichen Grenze von Mragowo ergeben. Schön sei es, wenn man gute Freunde habe, die sich in solchen Situationen nicht alleine lassen. Humanitäre Grundwerte seien für alle gültig.
»Die Bürger aus den Städten erfüllen die Verträge mit Leben und leisten damit einen wichtigen Beitrag für den Frieden«, hob Silke Arbeiter-Löffert, die Vorsitzende des Arbeitskreises Städtepartnerschaft, hervor. Tiefe Freundschaften seien entstanden. Der Gedanke eines freien Europas werde mitgestaltet, dabei habe man auch die Unterschiede schätzen gelernt. »Wenn Europa eine Zukunft haben will, muss es sich auf seine Grundwerte besinnen«, sagte sie abschließend.
Daniele Mraz, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins in Condom, freute sich, dass man sich nach zwei Jahren Coronapause wieder treffen könne. Sie ging auf die Geschichte der Jumelage ein, in deren Verlauf sie ihren Ehemann Burkhard Mraz kennengelernt hatte.
»Heute, nach 30 Jahren, können wir mit Stolz sagen, dass die Menschen in Mragowo wahre Freunde in Grünberg haben«, dankte Urszula Kuchcinska vom Partnerschaftsverein Mragowo. Jahr für Jahr habe die Zusammenarbeit an Umfang gewonnen und sich vor allem unter jungen Menschen entwickelt.
Sie könnten unbelastet von der Geschichte mit mehr Mut und Kühnheit in die Zukunft blicken. Die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages sei eine wunderbare Idee gewesen, die sich nun über viele Jahre bewährt habe.
Dem Festakt war das Altstadtfest mit Spargelessen auf dem Marktplatz vorausgegangen. Organisiert hatten es das Musikcorps Grünberg und Adrian Horst (Edeka). Unterstützung fanden sie in der Karnevalistischen Vereinigung. Zur Unterhaltung spielte die Band Village.
