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»Die Leute hatten richtig Angst«

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Von: Thomas Brückner

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Grünberg/Laubach (tb). »Die Freiheit, die sie für sich einfordern, billigen sie anderen nicht zu« - mit deutlichen Worten kommentierte der Laubacher Pfarrer Jörg Niesner einen Zusammenstoß mit Kritikern der Corona-Politik am Sonntagabend.

Wie seit bald zwei Jahren hielt er gerade auf dem Platz vor der Stadtkirche eine Andacht, als plötzlich zwei Leute »entschlossen« in seine Richtung gelaufen seien, um im rüden Ton zu fragen: »Was ist hier los?!«. Ohne Mund-Nasen-Bedeckung und Abstand hätten sie Gläubige angebrüllt: »Setz die Maske ab!« Polizei sei zu diesem Zeitpunkt nicht am Kirchplatz gewesen.

Von Grünberg nach Laubach

Konsterniert von dem Vorfall, hatte er die Predigt unterbrochen und die Störer gebeten, den Platz zu verlassen. Der Bitte seien sie - beobachtet von weiteren Grüppchen - schließlich gefolgt. Niesner sprach von einer bedrohlichen Situation. »Zwei ältere Leute haben mir gesagt: ›Wir hatten richtig Angst.‹«

Die Störer gehörten offensichtlich zu einer Gruppe von »Querdenkern«, die wohl ungeplant in Laubach auftauchten: Unterm Motto »Grünberg geht spazieren« hatten sich Gegner der Corona-Politik aufs Neue bereits für Sonntag, 18 Uhr, in der Gallusstadt verabredet. Nach 200 Teilnehmern in der Vorwoche waren es diesmal rund 40. Die sahen sich einem nochmals größeren Polizeiaufgebot von etwa 50 Beamten gegenüber. Nach deren ergebnisloser Ansage, einen Leiter der unangemeldeten Versammlung zu benennen, war das Gros der Demonstranten nach Laubach ausgewichen - »im Schlepptau« die Ordnungshüter.

Auf dem dortigen Marktplatz, so weiter Polizeipressesprecher Jörg Reinemer, das gleiche Spiel: besagte Ansage, keine Resonanz. Wegen Verstößen gegen Corona-Auflagen - auch in Laubach gilt nun in der gesamten Gemarkung für unangemeldete Versammlungen eine Maskenpflicht - stellte die Polizei von einigen Demonstranten Personalien fest.

Bürgermeister Matthias Meyer schätzte deren Zahl auf rund 20. Einheimische habe er nicht erkannt. Nicht anders Niesner, der auf Autos mit Frankfurter und Friedberger Nummern verwies. Kurz vor acht war die Versammlung zu Ende.

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