Die Jumelage Grünberg-Condom und die vertauschten Rollen

Gleich mehrere Anlässe, das Glas zu erheben, gab es vergangene Woche in Grünberg. Just am 22. Januar, auf den Tag 60 Jahre nach Unterzeichnung des Elysee-Vertrags, nahm die deutsch-französische Woche mit Gästen aus der Partnerstadt Condom ihren Anfang. Neben einer Ausstellung des Fotografen, Illustrators und »Neu-Ilsdorfers« Thomas Lamardieu, einer Sondervorstellung des Films »Les passagers de la nuit« im Kino sowie einem gemeinsamen Konzert der Bands »Big Moustache« und »Bembelator« stand freilich das Gastspiel der Theatergruppe »Boîte a Jouer« im Mittelpunkt.
Schließlich war dies bereits die 30. Oberhessen-Tournee der Comédiens aus dem Gascogne-Städtchen, mit dem die »Grimmicher« seit 51 Jahren verschwistert sind.
Die Gruppe um Gründer »Pitto« Campa hatte diesmal das Stück »Oliver Twist« im Gepäck. Und nicht nur das, durfte man sich doch nach dem letzten Akt an Spezialitäten aus Condom und Umgebung erfreuen: Rilletes pur Canard, Pousse Rapière oder - Weizenbier!
Weizenbier? Aus der Gascogne? Wie kann das sein? Yann Roumégoux, ein langjähriger Freund und Förderer der Theatergruppe, betreibt mit Partnern eine Mikrobrauerei in Espiens, etwa 30 Kilometer nördlich von Condom. Als Sohn eines Franzosen und einer Deutschen hatte er vor geraumer Zeit in Frankfurt in einer Gaststätte gejobbt und war dabei womöglich auf den Geschmack gekommen. Dass also neben den Elsässern auch Südfranzosen etwas von Bier verstehen, dafür tritt Roumégoux den Beweis an.
Nicht das erste Mal stimmte er zudem das Flaschenetikett auf die aktuelle Produktion der »Boîte a Jouer« ab (Foto).
»Wir wollten euch mal was anderes anbieten«, schmunzelte Victor Campa, inzwischen Leiter der Theatergruppe, als er den Gästen der Aufführung in der TKS das Weizenbier präsentierte.
Durchaus, ist es doch in der 51-jährigen Geschichte der Jumelage stets umgekehrt gewesen, hatten die Grünberger traditionell einige Kästen Pils, die Condomer einige Kartons Wein im Gepäck, wenn sie sich zu einem Besuch der Freunde aufmachten. Ob der »Rollentausch« eine Ausnahme bleibt? tb/FOTO: NOR