Die Grünberger und die eigene Währung

Grünberg hatte einst eine eigene Währung! Die Scheine wurden nun passend im Jubiläumsjahr entdeckt. Doris Simons übergab diese nun an Wolfgang Hofheinz, den Vorsitzenden des Freundeskreis Museum Grünberg.
Das Deutsche Reich hatte alle Ausgaben für den Krieg 1914 bis 1918 über Verschuldung finanziert, also mit der Notenpresse. Gleichzeitig blieben die Preise gedeckelt. Wenn aber zu viel Geld im Umlauf ist und die Preise nicht steigen können, kommt es zu Mangellagen. In Deutschland kam es sogar zu Hungersnöten. Nach dem Krieg blieben den Reichsregierungen angesichts hoher Reparationszahlungen, enormer Kosten für den Wiederaufbau und riesiger Allgemeinkosten, nur neue Schulden übrig. All dies führte zu einer bis dahin nie gekannten Inflation.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs einher ging ein Mangel an Kleingeldmünzen - geschuldet der Tatsache, dass diese oft aus hochwertigen Materialien (Gold, Silber und anderem) waren, das die Menschen horteten. Diesem Mangel versuchten Länder, Gemeinden, Städte und Firmen entgegenzutreten, indem sie Notgeld in Umlauf brachten. Zwar hatte es schon seit dem Krieg eine leichte Inflation gegeben, doch ab 1922 reichten selbst 100 Mark als Nennwert für die Notgeldausgaben nicht mehr aus, da der Wertverlust der Reichsmark immer weiter voranschritt. Diese Phase dauerte bis etwa Juni 1923 und mündete in die sogenannte Hochinflation. Diese Inflation führte auch in Grünberg dazu, dass die Stadt ein (Jubiläums-)Notgeld drucken ließ. Es wurden kleine Scheine mit der Stückelung 50, 75, 100 und 200 Pfennig gedruckt, die als Jubiläumsgeld mit den Jahreszahlen 1222 und 1922 erschienen.
Die Scheine tragen als Ausgabedatum den 9. März 1922. Den 100-Pfennig-Schein zieren etwa der Grünberger Reiter und eine Stadtansicht von 1600.
Auf den sechs anderen Notgeldscheinen sind auf den Rückseiten unterschiedliche Grünberger Ansichten zu sehen, etwa das Brunnental, der Rathausbrunnen oder die mechanische Weberei Allmendinger. Vielleicht kommt die Grünberger Währung ja irgendwann noch mal zurück - als Werbegag. pm/F.: PM