Der Wald leidet, seine Besitzer auch

Schneearme Winter, knochentrockene Sommer: Die Wälder leiden unterm Klimawandel. Nicht minder leiden die Waldbesitzer: So kalkuliert Grünberg dieses Jahr mit einem Verlust von 88 000 Euro. Schlecht, doch hätte es noch schlechter kommen können, erinnert man sich der 172 000 Euro Miese, die vor Jahresfrist etatisiert worden waren.
Steigende Preise und hohe Nachfrage lassen Grünbergs »Waldbilanz« besser als erwartet ausfallen. Doch der Zuschussbedarf ist immer noch hoch - und bleibt es auch. Für 2023 soll der Fehlbetrag laut Waldwirtschaftsplan des Forstamtes Wettenberg 89 000 Euro betragen. Ob es am Ende wieder besser als erwartet ausgeht, bleibt abzuwarten. Kaum Fragezeichen hingegen stehen hinter den diesjährigen Kennzahlen. Erläutert wurden sie in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses von Forstamtsleiter Ralf Jäkel und Revierförster Hannes Wollmerstädt.
Wie Jäkel vorausschickte, war dieser Sommer erneut »katastrophal« für die heimischen Wälder. Das im Boden gespeicherte Wasser aus 2021 sowie aus dem letzten Winter habe den Bäumen noch bis Juli geholfen, sich gegen die Dürre zu behaupten. In der Folge aber hätten sich dann vor allem Käferschäden in den (noch übrig gebliebenen) Fichtenbeständen gezeigt.
Damit nicht genug: Zuletzt noch hohe Temperaturen deuteten für 2023 auf einen »möglichen Anstieg der Käferpopulation« hin, drückte sich Jäkel vorsichtig aus. Aktuell würden daher alle Bestände bearbeitet, um möglichst viel befallenes Holz aus dem Wald zu bekommen.
Die Schäden am Laubholz - derzeit liefen die Vorbereitungen für den Einschlag - sind den Forstexperten zufolge bis dato kaum sichtbar. Nur: »Die Absterbeprozesse setzen meist ein Jahr verspätet ein.« Wie im Vorjahr sollen heuer auf 35 Hektar Jungdurchforstungen erfolgen, um vor allem den erhöhten Brennholzbedarf zu decken.
Sehr gefragt: Brenn- und Industrieholz
Erfreulich dann der Hinweis auf den Wertholzeinschlag für die Eichensubmission, konnten doch aus Grünbergs Stadtwald 21 Stammabschnitte mit insgesamt knapp 50 Festmetern geliefert werden.
Klar, dass die Dürre auch den Neukulturen schadet. Dies in einem inzwischen sehr hohen Ausmaß, übersteigt doch der Schaden in diesem Jahr die 50-Prozent-Marke. Fraglich ist nach Jäkel, ob ein Teil der »zurückgetrockneten« Pflanzen nächstes Jahr neu austreiben. Die Herbstpflanzung beschränke sich deshalb meist auf Nachbesserungen. Dank tieferer Durchwurzelung sieht es bei den Kulturen der Vorjahre besser aus.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Neukulturen besserer Startbedingungen erfreuen: Im Frühjahr sollen nicht weniger als 25 000 Traubeneichen auf den Kahlflächen an der Weickartshainer Straße gesetzt werden.
Für die Kulturbegründung erhielt Grünbergs Stadtwald eine Förderung von 60 Prozent. Immerhin zur Hälfte wurde der Wildschutz aus Steuermitteln bezuschusst.
Das Ausmaß der Schadflächen bleibt ernüchternd: Stand April 2022 machten diese über 80 Hektar aus - der Stadtwald umfasst übrigens rund 800 Hektar. Im Mai dieses Jahres waren immerhin rund 20 Hektar wiederbewaldet.
Gutes für den Schwarzstorch
Erwähnung im Waldbericht fand auch der Schutz des Schwarzstorches im Weitershainer Wald: Für einen gewissen Zeitraum wird das Biotop-habitat des seltenen Vogels stillgelegt, wofür das Land einen finanziellen Ausgleich zahlt. Wie die Stadtverordneten erfuhren, sollen zur Steigerung der Biodiversität und als geeignetes Jagdhabitat für den Storch kleinere Tümpel im Wald angelegt werden. Die eigneten sich auch als kleine Retentionsflächen und Speicher für die Vegetation.
Zu den betrieblichen Kennzahlen: Zum Jahresende kalkuliert das Forstamt mit einem Einschlag von insgesamt 2800 Festmetern, davon 720 Festmeter sogenannter Zwangsanfall. Sicher auch Folge der Kalamitäten ist, dass das mehrjährige Einschlagssoll um die Hälfte überschritten worden ist, liegt man doch im zehnten Jahr bei 67 200 statt geplanter 45 800 Festmeter.
An Holzgelderlösen geplant waren heuer 71 000 Euro, die Vermarktungsorganisation allerdings konnte eine Einnahme von 242 000 Euro melden, setzte 4074 Festmeter ab.
Jedoch stagniere jetzt, nach zunächst steigenden Preisen beim Nadelsägeholz, der Preis. Auch Dauerbrenner wie Lärchen- und Douglasien-Stammholz würden momentan nur schwach nachgefragt. Gleichwohl sei aber eine erhöhte Nachfrage nicht nur beim Brenn-, aber auch beim Industrieholz zu verzeichnen.