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Große Hilfsbereitschaft

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Von: Thomas Brückner

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Um Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen, hat die Stadt das Waldhaus am Grünberger Stadtrand hergerichtet. © Thomas Brueckner

150 Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen mussten, haben bislang eine erste Bleibe in Grünberg gefunden. Bis auf eine Familie sind alle in Mietwohnungen untergekommen. Noch gibt es einen Puffer von 30 Offerten. Doch das kann sich rasch ändern.

Zurzeit, so Bürgermeister Marcel Schlosser vor dem Haupt- und Finanzausschuss, sei es »etwas ruhiger«, seit drei Wochen habe es keine Zuweisungen mehr durch den Landkreis gegeben. Offenbar stehe nun eher der Frankfurter Raum im Fokus.

Auch in Grünberg nahm die Stadt Offerten von Vermietern an. Aktuell stehen noch knapp 30 verfügbare Wohnungen oder auch nur Zimmer auf der Liste. Ob es aber bei dem Puffer bleibe, so der Verwaltungschef, hänge von der Entwicklung der Zuweisungen ab.

Sprachkurse sind rege frequentiert

Auch die Stadt tritt als Vermieter auf, hat sie doch das Waldhaus gegenüber der Kita »Zauberwald« aktiviert. Eine winterfeste Unterkunft mit 24 Betten, Teil der ehemaligen AWO-Jugendfreizeitstätte, die die Kommune 2017 gekauft hat und bisher ungenutzt geblieben war. Nun ist dort eine achtköpfige Familie untergebracht; ob es weitere Zuzüge gibt, bleibt abzuwarten.

Schlosser verwies im Weiteren auf die Hilfen, die vor allem Gerrit Scott-Vogelgesang, zuständig für die Gemeinwesenarbeit in Grünberg und Laubach, aber auch das städtische Familienzentrum oder das Kinder- und Jugendbüro leisten.

Anders als die Schulen meldeten die Kitas bisher nur wenige Neuaufnahmen, in Worten: eine. Nach den Sommerferien rechne er jedoch mit einer größeren Zahl. Dass nicht nur in der Ukraine Krieg herrsche, es in den Gemeinschaftsunterkünften jede Woche Zu- und Abgänge gebe, darauf machte der CDU-Politiker am Ende noch aufmerksam.

Scott-Vogelgesang hatte bereits vorm Sozialausschuss zur Situation der Ukraine-Flüchtlinge und den Hilfsangeboten berichtet. Gut angenommen wird danach der offene Treff, der jeden Mittwoch im Familienzentrum stattfindet und bei dem sich dank einer ehrenamtlichen Dolmetscherin kaum Sprachbarrieren auftun. Einer Signal-Gruppe (Kommunikationsplattform über Smartphone-App) gehörten inzwischen über 50 Teilnehmer an, wofür sich wiederum viele Grünberger engagierten. Infos seien ferner auf der städtischen Website abzurufen.

Der Gemeinwesenarbeiter erwähnte im Weiteren von Ehrenamtlern angebotene Stadtführungen auf Ukrainisch, um Geflüchteten die Orientierung zu erleichtern. Er vergaß auch nicht die von Allgemein- und Zahnmedizinern organisierten Beratungsangebote, etwa zu Corona- und Masernimpfungen. Im Kinder- und Jugendbüro, aber auch im »SOFA« fänden gut besuchte Sprachkurse statt; dieses Angebot solle allerdings besser strukturiert werden. Ein Integrationskurs des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sei noch in Planung.

Tafel stößt an ihre Grenzen

Die Spendenbereitschaft der Grünberger, so wieder der Bürgermeister, sei groß. Bei der Stadt seien bereits über 26 000 Euro eingegangen. Von den Basketballern kämen noch 4000 Euro hinzu.

Erster Stadtrat Lux berichtete als Leiter der Tafel von der Situation. Spendenbereitschaft und Engagement generell seien in Grünberg sehr groß, allerdings reichten die Lebensmittelgaben aufgrund der großen Nachfrage nicht mehr.

Die Tafel werde daher weiter samstags Sammelaktionen, jetzt vor den Supermärkten anstatt auf dem Marktplatz, veranstalten und zu Spenden aufrufen. Dass die Nachfrage nicht nur aufgrund der Geflüchteten gestiegen sei, auch der Bedarf »normaler« Kunden aufgrund der Inflation steige, stellte Lux heraus. Die Tafel müsse daher einen Aufnahmestopp verhängen. Schließlich der Hinweis, auch bei der Kleiderkammer »Klamotte« bestehe großer Bedarf.

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