Große Herausforderungen für Imker

12 000 Hessen widmen sich heute der Imkerei - 50 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Die Zahl der Völker stieg derweil von 50 000 auf 68 000. Eine gute Entwicklung, auch dank eines geschärften öffentlichen Bewusstseins in Zeiten des Insektensterbens. Dennoch sehen sich auch die Imker großen Herausforderungen gegenüber, wie beim Landesverbandstag in Grünberg deutlich wurde.
Der Hessische Imkertag 2023, der am Wochenende mit Fachvorträgen, dem Küren der Honigkönigin Kathrin I. (Kathrin Dippel, Kirchhain) und Ehrungen in Grünberg stattfand, bot zunächst Anlass zum Feiern: Der Landesverband kann auf ein 60-jähriges Bestehen zurückblicken, war seinerzeit auch in der Gallusstadt gegründet worden.
Torsten Ellmann, Präsident des Deutschen Imkerbundes, würdigte den Schritt der Gründerväter: »Eine große Leistung, da sie eine stärkere Kraft der Imkerei gegenüber der Politik geschaffen haben.«
Was neben den in der Gallushalle versammelten Imkern auch die Ehrengäste aus Kommunal- und Landespolitik vernahmen, an ihrer Spitze Umweltministerin Priska Hinz.
Gemeinsam, stellte die Grünen-Politikerin sich selbst und dem Landesverband ein gutes Zeugnis aus, habe man in den letzten Jahren nicht nur die Trendumkehr bei den Zahlen der Imker und Völker erreicht. Vielmehr auch, dass die Bedeutung der Bienen wie der bestäubenden Insekten insgesamt bei vielen angekommen sei. »Die Honigbiene ist zum Türöffner für das Thema Artenvielfalt geworden.«
Hinz kündigte eine Fortsetzung der Landesförderung für die Imkerei an. Die Richtlinien passe man aktuell ans EU-Recht an, da fortan in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verankert. Im Zuge der Neuausrichtung erfolge hier »eine stärkere Ausrichtung hin zu Biodiversitätszielen«.
Hinz überreichte am Ende Manfred Ritz die Ehrenplakette des Landes in Gold. Der Geehrte habe Großes für die Imkerei bewirkt. Sei es bei der Zusammenarbeit mit den Landwirten oder der Planung einer Lehr- und Schauimkerei in Guntershausen. Ritz war von 2010 bis 2022 Vorsitzender der hessischen Imker, sein Nachfolger ist Oliver Lenz. »Es ist eine Zeit des Umbruchs. Der Imkereiverband muss die Herausforderungen der Klimakrise für die Bienenhaltung angehen. Das Land steht an Ihrer Seite«, sicherte Hinz dem neuen Verbandschef zu.
Der Klimawandel, nahm Bundesvorsitzender Ellmann den Faden auf, erzwinge auch für die Imkerei Anpassungen. Etwa indem man, wie im Waldbau, klimaresilientere Arten anbaue, um sogenannte Trachtlücken zu überbrücken: Infolge langer Trockenperioden etwa bilden Pflanzen keinen Nektar aus, Bienen finden daher keine Nahrung (Tracht).
Der Honigbiene geht es inzwischen wieder, nicht zuletzt dank des Engagements der Imker, recht gut. Dass sie aber nur eine von 561 Bienenarten ist, vor allem Wildbienen weiterhin bedroht sind, darauf machte der Sprecher der deutschen Imker aufmerksam.
»Es gilt, Pflanzen- und Bienenschutz als Einheit zu denken«, mahnte Ellmann, für den die Imkerei grundsätzlich Teil der Landwirtschaft ist. Die, so heiße es oft, sei mit ihrem Pestizideinsatz Hauptgrund fürs Insektensterben. Die gleiche Rolle aber spielten Lichtverschmutzung und Flächenversiegelung. Was Letzteres angeht: »Reicht das von der Politik ausgegebene Ziel, bis 2030 die Versiegelung von jetzt 50 auf 30 Hektar am Tag zu verringern?«
Skepsis auch bei der EU-Vorgabe, bis 2050 den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent zu reduzieren. Zu allgemein gefasst sei das, es brauche »exakte Definitionen von Mengen und Risiko«, der Wirkstoffkonzentration, um das Entstehen von Resistenzen zu verhindern.
Anknüpfend an das Reizthema gab er den Kollegen schließlich die Mahnung auf den Weg, »sich nicht unglaubwürdig zu machen«. Dies, indem man von Bauern weniger Pestizideinsatz verlange, selbst aber bei der Bekämpfung der Varroamilbe nicht auf alternative Methoden wie künstliche Brutpausen setze.