1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen

„Skandal“ um Corona-Bonus wiederholt sich: Gießener Behindertenhilfe wird „vergessen“

Erstellt:

Von: red Redaktion

Kommentare

Kein Geld für die Lebenshilfe Gießen: Die Beschäftigten der Behindertenhilfe beklagen, sie seien beim Corona-Bonus erneut vergessen worden. (Symbolbild)
Kein Geld für die Lebenshilfe Gießen: Die Beschäftigten der Behindertenhilfe beklagen, sie seien beim Corona-Bonus erneut vergessen worden. (Symbolbild) © Lutz Wallroth/Imago

Die Lebenshilfe in Gießen profitiert nicht von der in Hessen ausgelobten Corona-Prämie. Die Beschäftigten fühlen sich erneut übergangen.

Gießen - Die Lebenshilfe Gießen hat zusammen mit den Lebenshilfen Marburg, Dillenburg, Limburg, Wetzlar-Weilburg und Wetterau das Land Hessen zum Einlenken aufgefordert.

»Es gibt keinen Grund, warum Beschäftigte der Behindertenhilfe erneut keine Corona-Prämie erhalten sollen. Sie wurden von der Politik schon 2020 schlicht vergessen, nun soll sich das wiederholen. Das ist ein Skandal, auf den wir als Lebenshilfen jetzt erneut gemeinsam aufmerksam machen und nach dem Bund nun das Land Hessen zum Einlenken auffordern«, erklärten die Vorstände und Geschäftsführungen der Lebenshilfen in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Die Sprecher der sechs Lebenshilfen vertreten über 4000 betroffene Mitarbeiter, von diesen werden über 7000 Menschen mit Behinderung in der Region betreut.

Lebenshilfe Gießen: Behindertenhilfe geht bei Corona-Prämie leer aus

Ihren Appell richteten die Chefs der Sozialverbände bereits im Januar an die Bundespolitik, die kürzlich erneut eine Corona-Prämie als Pflege-Bonus in Höhe von bis zu 3.000 Euro erneut nur für Mitarbeitende in Krankenhäusern und Altenpflegeheimen beschlossen hat. »Tatsächlich hatte unser Appell und der anderer Verbände gefruchtet, Kabinett und Koalition in Berlin haben sich mit dem Thema beschäftigt und politischen Willen gezeigt. Es stellte sich aber heraus, dass für die Finanzierung der Behindertenhilfe die Bundesländer zuständig sind«, heißt es in der Pressemitteilung.

Deshalb bitte man nun Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), Sozialminister Kai Klose (Bündnis 90/Die Grünen) und die Fraktionen im hessischen Landtag »eindringlich darum, die vielen Tausend Beschäftigten der Behindertenhilfe in Hessen nicht erneut zu vergessen und ihnen ebenfalls analog der Bundesregelungen einen Corona-Bonus zukommen zu lassen«, machten die Geschäftsführer der Lebenshilfen, darunter Dirk Oßwald für die Lebenshilfe Gießen, deutlich.

Lebenshilfe Gießen: „Personal in der vierten Welle maximal gefordert“

Die Corona-Pandemie habe die Beschäftigten in der Behindertenhilfe mindestens so stark belastet wie deren Kollegen in der Alten- und Krankenpflege, weil ihre Klienten vielfach die Maßnahmen und Einschränkungen oft nicht verstehen und entsprechend reagieren. Für Wohnstätten, Werkstätten, Tagesförderstätten und Frühförderstellen gelten bis heute zudem extreme Einschränkungen, die die Arbeit zusätzlich körperlich und psychisch belasten.

»Unser Personal war und ist auch in der vierten Welle maximal gefordert. Zusätzlich zur Pandemie ist dieser Bereich extrem durch den Fachkräftemangel betroffen. Viele Stellen sind unbesetzt. Viele Kollegen sind körperlich und psychisch am oder über dem Limit«, mahnen die Geschäftsführer.

Für die Vorstände der mittelhessischen Lebenshilfen besteht kein Zweifel: »Wir wissen, was unser Personal tagtäglich leistet! Unsere Einrichtungen und Dienste sind in jeder Hinsicht mit Altenpflegeheimen vergleichbar, deshalb fordern wir die gleiche Anerkennung durch die Politik.« (pm)

Auch interessant

Kommentare