Ein Schwergewicht der Baubranche: „Faber & Schnepp“-Chef verabschiedet sich

Vier Jahrzehnte lang prägt Karl-Heinz Redant die Gießener Baulandschaft. Nun geht er in den Ruhestand.
Gießen/Langgöns - Der Neubau der Firma Bender in Grünberg und das Rathaus in Gießen sind zwei Beispiele von Gebäuden, die so gut wie jeder im Kreis kennt. Karl-Heinz Redant, der langjährige Geschäftsführer des Bauunternehmens Faber & Schnepp, hat die Errichtung maßgeblich begleitet. Nun geht er in den Ruhestand. Im Rückblick berichtet er auch von schweren Jahren.
Vier Jahrzehnte lang hat Karl-Heinz Redant die Baulandschaft der Region geprägt. Für das heimische Unternehmen Faber & Schnepp hat er unter anderem den imposanten, scheinbar schwebenden Neubau des Sitzes der Firma Bender in Grünberg maßgeblich betreut, in Gießen hat er die Errichtung des 43 Millionen Euro teuren Rathauses begleitet. An seinem Beruf schätze er, „dass Bauingenieure Dinge entstehen lassen“, sagt der 64 Jahre alte Biebertaler. Nun geht er in den Ruhestand, nach 39 Jahren bei Faber & Schnepp und knapp 15 Jahren in der Geschäftsführung.
Faber & Schnepp aus dem Kreis Gießen: „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied“
Seine Abschiedsrede vor den Gesellschaftern und Kollegen hat er bereits mehrere Tage zuvor gehalten, als er in einem Konferenzraum des Firmensitzes in Langgöns Platz nimmt. Wehmut habe ihn befallen, erzählt Redant. Seine Stimme habe gestockt, für einen Moment habe er seine Rede unterbrechen müssen, als er seiner Frau gedankt habe. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft“, hat er Hermann Hesse zitiert. „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied.“
Nun sitzt Redant neben seiner Nachfolgerin als Geschäftsführerin, Ann-Katrin Lieblang. Und erzählt auch von schweren Jahren bei Faber & Schnepp. Er berichtet aus der Zeit Ende der 90er Jahre, als die Baubranche eine rund zehn Jahre anhaltende konjunkturelle Flaute erlebte. In Ostdeutschland sei damals die Auftragslage abrupt am Ende gewesen, berichtet Redant. In dieser Zeit, im Januar 1999, habe er die Leitung der Abteilung Fertigteilwerk übernommen. „Das waren nicht gerade rosige Zeiten. In meiner beruflichen Karriere waren diese Jahre die größte Hürde.“ Im Werk sei für lange Zeit Kurzarbeit eingeführt worden. „Wir haben mit vielen Unternehmen um wenige Aufträge gekämpft.“
Gießen/Langgöns: Spar-Strategie für Baufirma zum Erfolg
Die damalige Zeit hat die Zahl der Bauunternehmen auch im Gießener Land stark ausgedünnt, Firmen wie Abermann und Ludwig Schneider gingen pleite. Auf die Frage, wie es Faber & Schnepp gelungen ist, die kritischen Jahre zu überstehen, hält Redant für einen Moment inne. „Glück“, sagt er - und nennt außerdem Eigenschaften, die auch Redants Charakter auszeichnen: Fleiß, Seriosität und einen Drang zum vertieften Tüfteln.
Nachfolgerin seit 1. September
Nachfolgerin Karl-Heinz Redants in der Geschäftsführung von Faber & Schnepp ist zum heutigen 1. September die 44 Jahre alte Architektin Ann-Katrin Lieblang, die zuvor Abteilungsleiterin für Hoch- u. Fertigteilbau in dem Unternehmen war. Lieblang, geborene Faber, ist auch durch ihre Familie eng mit dem Unternehmen verbunden, sie ist bereits Gesellschafterin. Berufliche Erfahrung hat sie in einem Architekturbüro sowie in der Bauleitung bei einem kommunalen Auftraggeber gesammelt. In der Geschäftsführung sitzen außerdem Stephan Faber und Matthias Möhl.
Immer wieder habe Faber & Schnepp Aufträge an Land gezogen, „weil wir in die Problematik tiefer eingestiegen sind als die Wettbewerber.“ So habe man mehrfach den Zuschlag für Bauprojekte erhalten, nachdem man Möglichkeiten zum Sparen aufgezeigt habe. Redant nennt ein Beispiel: Die Feuerwehr am Frankfurter Osthafen habe den Bau einer Wache in einer Mischbauweise aus Holz, Beton, Stahl und Fertigteilen ausgeschrieben. „Das war für uns unwirtschaftlich“, daher habe man ein kostengünstigeres Nebenangebot in alternativer Bauweise eingereicht. „Wir durften es bauen. Und als es funktioniert hat, haben wir weitere acht Projekte für die Frankfurter Berufsfeuerwehr bauen dürfen.“
Faber & Schnepp aus dem Kreis Gießen: Schwergewicht der Bauindustrie
Faber & Schnepp hat in den vergangenen Jahren den Status in der Region als ein Schwergewicht der Bauindustrie ausgebaut. Auch Redant hat als einer von drei Geschäftsführern dazu beigetragen. Am kommenden Freitag feiert Faber & Schnepp am Firmensitz in Langgöns mit den rund 300 Mitarbeitern und aktuellen Geschäftspartnern das 90-jährige Jubiläum.
Mit ruhiger Stimme blickt Redant auf die vergangenen 39 Jahre zurück. Er könne durchaus auch mal aus der Haut fahren, gesteht er, „wenn mir bestimmte Dinge gegen den Strich gehen.“ Klarheit und Offenheit seien wesentliche Grundsätze bei Bauprojekten, sagt er. „Probleme werden immer im Vorfeld besprochen. Kommen sie später zur Sprache, erzeugt das nur Reibung und Stress.“
Treue zu einem Unternehmen eine Seltenheit
Die Treue zu einem Unternehmen über vier Jahrzehnte ist zunehmend eine Seltenheit. Dass Redant indes 1984 überhaupt bei Faber & Schnepp anfing, ist auf ein Gespräch während des Studiums zurückzuführen. „Für meine Diplomarbeit habe ich eine bauaufsichtliche Zulassung für Spanndrähte gebraucht“, erzählt der Bauingenieur. „Mein Professor hat mir vorgeschlagen, bei Faber & Schnepp in Langgöns vorbeizuschauen.“ Mit dem Leiter des Technischen Büros sei es zu einer ausführlichen Unterhaltung gekommen. „Er hat mir wertvolle Tipps zu meiner Diplomarbeit gegeben.“ Redants Frau entdeckte kurz darauf eine Stellenanzeige von Faber & Schnepp in der Zeitung. „Ich habe mich beworben, der Leiter des Technischen Büros hat mich gleich wiedererkannt. Sie haben mich eingestellt.“
Mit 16, während einer Lehre zum Bauzeichner habe er die Entscheidung für seinen Berufsweg gefasst. „Keiner konnte mich davon abbringen. Bauingenieure lassen Dinge entstehen, sie bestimmen Dimensionen, Querschnitte, die Höhe der Bauteile und die Fundamentierung. Das ist kreativ.“ Nun, in seinem Ruhestand, wolle er mit seiner Frau Städte bereisen, Fahrradtouren unter anderem in Italien unternehmen. Und er möchte ein wiederentdecktes Hobby aufleben lassen: die Modellbahn. Bauen wird Redant also auch als Rentner. „Ja“, räumt er lachend ein. „Im Maßstab eins zu 86.“ (Stefan Schaal)