1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen

Geimpfte Mitbewohner von Corona-Infizierten müssen nicht in Quarantäne

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Patrick Dehnhardt

Kommentare

GerichtBeiUrlaubinQuarantaeneke
Personen mit einer nachgewiesenen Infektion müssen in Quarantäne. © DPA Deutsche Presseagentur

Wer mit jemand zusammenlebt, der aktiv an Corona erkrankt ist, muss nicht in Quarantäne, wenn er geimpft ist. Die Behörden setzten auf »Eigenverantwortung«.

Gießen (pad). Vorneweg: Eine Impfung ist die sicherste Methode, sich und seine Mitmenschen vor Covid-19 zu schützen bzw. bei einer Infektion weniger schwer zu erkranken. Das zeigen deutlich die Zahlen des Robert-Koch-Instituts.

Jedoch zeigen diese auch, dass es zu immer mehr Infektionen trotz Impfungen kommt. In diesem Zusammenhang wirkt unverständlich, warum Menschen, die in häuslicher Gemeinschaft mit einem aktiven Coronafall leben, nicht in Quarantäne müssen, nur weil sie geimpft sind. Nicht nur das: Sie dürfen sogar in Alten- und Pflegeberufen, Schulen und Kitas arbeiten, ohne den Fall verpflichtend dem Arbeitgeber melden zu müssen.

Nachgefragt beim Landkreis Gießen. Dieser bestätigt: »Die Corona-Schutzverordnung des Landes Hessen sieht für geimpfte und genesene Personen keine Absonderung vor.« Das Gesundheitsamt empfiehlt lediglich, bei einer Infektion im direkten Umfeld auch als Genesener und Geimpfter auf Abstand und Hygiene zu achten und Kontakte zu reduzieren, sich zudem regelmäßig testen zu lassen und einen PCR-Test in Anspruch zu nehmen. Allerdings: »Diese Schritte liegen in der Eigenverantwortung aller Betroffenen selbst.«

Symptomlose Fälle bleiben unbemerkt

Da viele Einrichtungen mittlerweile auf tägliche Tests setzen, dürften die Betroffenen zwar entdeckt werden, sobald sie sich infiziert haben. Jedoch gibt es viele Menschen, die an Arbeitsplätzen arbeiten, an denen es für Geimpfte keine Testpflicht gibt. Auch im Freizeitbereich ist diese nicht vorgeschrieben. So besteht das Risiko, dass sie unbemerkt zu Infektionsüberträgern werden.

Im Landkreis Gießen liegen keine exakten Zahlen vor, wie viele Menschen sich trotz Impfung infiziert haben, teilt die Pressestelle mit. Bei bis zu 30 Prozent der Fälle liegen keine Daten über den Impfstatus infizierter Personen vor. Zudem bleiben viele symptomlose Infektionen unbemerkt, da »Geimpfte sich seltener testen lassen«.

Das RKI hingegen nennt Zahlen: In den letzten vier Wochen wurden in der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen 229 768 symptomatische Infektionen gezählt. 114 849 davon waren vollständig geimpft. Das ist die Hälfte. Bei den ab 60-Jährigen betrug die Zahl der Impfdurchbrüche sogar 71,3 Prozent der Fälle. Jedoch ist in dieser Altersgruppe die Zahl der Geimpften auch höher. Zudem mussten im Vergleich zu Ungeimpften deutlich weniger durchgeimpfte Personen ins Krankenhaus oder gar auf die Intensivstationen.

Was die Quarantäne von Personen in häuslicher Gemeinschaft mit Erkrankten bringen würde, zeigt der Blick nach Island, wo dies praktiziert wird. Es ist ein Werkzeug zur Eindämmung der Verbreitung: In den letzten Wochen befand sich im Schnitt die Hälfte der neu diagnostizierten Fälle bereits in Quarantäne. Übrigens sind auf der Insel 89 Prozent der Bevölkerung durchgeimpft, ein Viertel hat mittlerweile die dritte Impfung erhalten. Zahlen, die man sich auch für den Kreis Gießen wünschen würde.

Auch interessant

Kommentare