»Wenn das kein wahres Wunder ist«

Fernwald (kjg). »Was vorher schlichtes Wasser war, nun Spitzenwein, ganz wunderbar«: So dichtete der ehemalige Gemeindepfarrer und Dekans Rolf Klingmann in seiner gereimten Predigt im Gottesdienst am Fastnachtsonntag in der Kirche in Annerod.
Ein paar Zeilen weiter sagte er dann: »Katja Ebstein hat’s gesungen. Ich fand den Schlager sehr gelungen. Wunder gibt es immer wieder.« Seine gereimte Predigt in der Anneröder Kirche befasste sich dann auch mit »Wundern, die man kennt, aus dem Neuen Testament«, und »Scholzens Doppelwumms, der seinerseits, echt große Klasse, finanziert per Sonderkasse, politisch allerseits beliebt, mit unserem Geld, das es nicht gibt. Wenn das kein wahres Wunder ist!«
In Klingmanns Predigt trafen die Wunder der Bibel auf die Realität von heute, sagte er doch auch: »Wie Putin quasi über Nacht aus ›Übungen‹ ein Schlachtfeld macht. Mit blutig ausgefahr’nen Krallen wurd die Ukraine überfallen. Und statt Russlands schnellem Sieg, herrscht in Europa seitdem Krieg.«
Pfarrer Klingmann hat in seinem Gottesdienst Ernstes mit Humor vorgetragen und dabei auch die Politik nicht verschont.
Auch berichtete er über die Volksvertreter, die »kurzerhand von heut’ auf morgen Masken und Kleidung besorgen, oft wenig brauchbar und überteuert«. Millionen seien dabei geflossen, fuhr der Gottesmann fort und ergänzte, es sei gelaufen wie geschmiert. Und zwischendurch gab es immer mal wieder Lachen und Glucksen sowie kleinere Beifallsbezeugungen.
Von der Hochzeit zu Kanaan ging es in Klingmanns Predigt an den See Genezareth. Jesus lief über das Wasser, beruhigte den Sturm und predigte vor 5000 Menschen, für die es nur fünf Brote und zwei Fische zu essen gab. Alle seien davon satt geworden. Klingmann sagte: »Am Ende sind sie völlig platt - es wird tatsächlich jeder satt. Kaum jemand hätte das gedacht, dass teilen oftmals reicher macht!«
Er fragte sich, wo gibt es heute Wunderbares? »Brauch weder Bares oder Rares, muss schlicht und einfach mich nur trauen, zu hören und mich umzuschauen.«
In der Folge zählte Klingmann die »kleinen Wunder« unserer Zeit auf. Er begann mit dem Sonnenauf- und -untergang, fuhr fort mit dem Gesang der Vögel, der bunten Blumenwiese, dem Flügelschlag der Schmetterlinge, dem Lachen der Kinder. Es seien die kleinen Dinge, die Freude machen, so sein Credo, bevor er an die Zeit erinnerte, als »wir Kinder waren und beim Spiel die Zeit vergaßen«.
Pfarrer Klingmann, mit Hütchen und bunter Fliege, hatte den gut besuchten Gottesdienst bereits mit einem kleinen Reim eröffnet. Er erhielt für seine Predigt langanhalten-den Beifall. FOTO: KJG