Versammlungshalle stößt nicht auf Gegenliebe

Fernwald (us). Zahlreiche Handwerksbetriebe, eine Dönerproduktion, Medizintechnik, eine Tagespflege für Senioren und natürlich Rovema: Im Industrie- und Gewerbegebiet »In der Brennhaar« nahe der B49 siedeln zahlreiche Unternehmen. Es gibt hier aber auch eine Gewerbebrache und die bereitet den Verantwortlichen in der Gemeinde Kopfzerbrechen. Für das Areal liegt ein Antrag auf Nutzungsänderung vor:
Private Bauherren wollen eine Lagerhalle zu einer Versammlungsstätte umbauen. Doch diese Nutzungsart ist nicht im Sinne der Gemeinde. Hintergrund: Gewerbegrundstücke sind in Fernwald ein rares Gut. Freie Flächen will man nach Möglichkeit für die industriell-gewerbliche Nutzung sichern. Wertschöpfung und Schaffung von Arbeitsplätzen sind dabei wichtige Faktoren. Mit diesem Ziel vor Augen hat sich der Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch einstimmig für die Aufstellung eines überlagernden Bebauungsplanes ausgesprochen. Er schließt größere Einzelhandelsbetriebe und Vergnügungsstätten inklusive Diskotheken und Veranstaltungshallen aus. Welche Art von »Versammlungsstätte« in Annerod geplant ist, wollte Bürgermeister Manuel Rosenke auch auf Nachfrage nicht im Detail sagen. Dem Vernehmen nach soll es sich um einen Saal für große private Feiern handeln.
Einzelheiten zum überlagernden Bebauungsplan erläuterte Planer Holger Fischer. Die Problematik liege im Alter des Bebauungsplanes. Er stammt aus dem Jahr 1977. Damals gab es den Begriff »Vergnügungsstätte« noch nicht. Anders als in neueren Gewerbegebieten wäre ein Versammlungssaal hier auch heute noch zulässig.
Großes Interesse an Gewerbeflächen
Die Überplanung könnte ein Instrument sein, um die beantragte Umnutzung zu verhindern: Entweder durch die Rückstellung einer Entscheidung durch die Baugenehmigungsbehörde oder durch eine Veränderungssperre, die die Gemeindevertretung beschließen müsste. Eine hundertprozentige Gelinggarantie konnte Fischer allerdings nicht in Aussicht stellen: Der Klageweg stehe den Bauherren offen.
Wann in Fernwald neue Gewerbegrundstücke erschlossen werden können ist ungewiss. Für den Bebauungsplan »Haaracker/Im Himberg« in Annerod (gegenüber »Norma«) fordert das Regierungspräsidium ein Gesamtkonzept zur Entsorgung des Niederschlagswassers für die Erweiterungsflächen im Osten von Annerod. Ehe ein solches Konzept nicht vorliegt, können nach Aussagen des Bürgermeisters keine neuen Gewerbegrundstücke erschlossen werden. Interessenten gebe es allerdings zu Genüge, darunter auch viele aus Fernwald. Man habe bereits zahlreiche Vorgespräche geführt, sagte Rosenke. Damit die zu erwartenden Grundstücksverkäufe effizient abgewickelt werden können, soll die Gemeindevertretung die Beschlüsse an den Gemeindevorstand übertragen.
Der Haupt- und Finanzausschuss hat diese Vorgehensweise bei einer Enthaltung der Grünen befürwortet. Stefan Becker (Freie Wähler) unterstrich, dass bei der Auswahl der Bewerber Wertschöpfung und die Schaffung von Arbeitsplätzen eine wichtige Rolle spielen sollen. Rosenke versprach, dass den Fraktionen eine Liste mit den Bewerbern zur Verfügung gestellt wird.