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Silbersee in Annerod: Rodungsarbeiten stoßen auf Kritik

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Von: Christina Jung

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Weil nahe des Silbersees am Anneröder Ortsrand ein Regenrückhaltebecken entsteht, wurden mehrere Bäume gefällt. Bei Anwohnern stößt das Vorgehen auf Kritik. © pv

Die Eingriffe am Anneröder Silbersee sind erneut Anlass für einen Anwohner-Protest. Von einer »Nacht- und Nebelaktion« und von »Umweltfrevel höchsten Ausmaßes« ist die Rede.

Fernwald (ti). Seit Wochen sorgt der Silbersee in Annerod im Dorf für Diskussionsstoff. Nachdem die Gemeinde mit Blick auf die nicht mehr vorhandene Standfestigkeit des dortigen Staudammes im November angefangen hatte, Wasser abzulassen, regte sich erster Protest. Anwohner sahen eine Gefahr für das Naherholungsgebiet am Dorfrand. Seit dem kochen die Emotionen immer wieder hoch, zuletzt vergangene Woche aufgrund von Rodungsarbeiten, die mit Blick auf das geplante Regenrückhaltebecken durchgeführt wurden. Von einer »Nacht- und Nebelaktion« war die Rede, von »Umweltfrevel höchsten Ausmaßes« und davon, dass Fakten geschaffen würden, ohne die Bürger zu informieren.

Der Ärger der Anneröder, allen voran eine Gruppe von Anwohnern, die mittlerweile eine Bürgerinitiative (BI) gegründet haben, hat unterschiedliche Gründe. Zum einen geht es um den Erhalt des Silbersees als Naherholungsgebiet und die dort lebenden Tiere und Pflanzen. Zum anderen um ein Regenrückhaltebecken, dessen Bau am dafür vorgesehenen Standort die BI ablehnt. Dieser nämlich liegt auf einer Fläche zwischen Silbersee und Ortsrand, nur wenige Meter von der Wohnbebauung entfernt. Ein mit Bäumen und Hecken bepflanztes Areal, eine von Anwohnern über Jahre gepflegte Blumenwiese mit großem Nutzen für die Imker der Gegend, so die Kritiker.

Alternativen nicht realisierbar

Doch laut Bürgermeister Manuel Rosenke führt an dem Bau des Regenrückhaltebeckens kein Weg vorbei. Grund ist die Entwässerung des Baugebietes Jägersplatt. Für die Abschnitte eins bis drei erfolge diese über Krebsbach und Silbersee, allerdings gelte die dafür notwendige Einleitegenehmigung des Regierungspräsidiums (RP) nur bis Ende 2027. Darüber hinaus sowie für alle weiteren Bauabschnitte auf der Jägersplatt - gerade befindet sich der Abschnitt 4a in der Erschließung - habe das RP ein Gesamtentwässerungskonzept gefordert. Dafür sei das Regenrückhaltebecken unumgänglich und »Voraussetzung an dieser Stelle«.

Unumgänglich sind auch Veränderungen am Silbersee in seiner jetzigen Form. Denn laut einer geotechnischen Untersuchung aus dem Jahr 2011 ist der dortige Damm, der in den 1970er Jahren künstlich angelegt wurde, um den Krebsbach in diesem Bereich zu stauen, nicht mehr standsicher. Er erfüllt nicht die notwendigen Anforderungen und hat seit 2012 keine Genehmigung mehr. Rosenke: »Deshalb sehen die Behörden und die Gemeinde hier dringenden Handlungsbedarf.« Und weil eine Sanierung des Staudamms einen erheblichen Eingriff darstellen und damit den Zielen des Naturschutzes widersprechen würde, fordern die übergeordneten Behörden eine Renaturierung im Bereich des Silbersees.

Die Anwohner sind dagegen. Aus ihrer Sicht gibt es Alternativen. Sie haben verschiedene Vorschläge gemacht, die auf »gesundem Menschenverstand« und ihrer Expertise als »Landschaftsplaner« und »Bauingenieure« beruhen, sagt BI-Sprecher Siegfried Jäkel. Und auch einen anderen Standort für das Regenrückhaltebecken, dessen Bau auf der dafür vorgesehenen Fläche sie als »massiven Eingriff in die seit Jahrzehnten entstandene Fauna und Flora« sowie eine »Verschandelung der Landschaft« in dem bestehenden Wohngebiet bezeichnen, haben sie bereits ausgemacht: nahe des Anneröder Gewerbegebietes unweit eines möglichen Bauabschnittes 4b der Jägersplatt. Das sei die richtige Fläche, so Jäkel. »Weil da das Wasser anfällt und weil es da niemanden stört.«

Bürgermeister Manuel Rosenke hat die Alternativvorschläge zum Silbersee-Erhalt bereits von einem Ingenieurbüro und dem Regierungspräsidium prüfen lassen, ebenso den ins Spiel gebrachten neuen Standort für das Regenrückhaltebecken. Das Fazit der Experten: nicht realisierbar.

All das und noch viel mehr wird in drei Wochen im Anneröder Bürgerhaus auf den Tisch kommen. Für Dienstag, 28. Februar, nämlich lädt die Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung zum Thema ein. Vertreter der beteiligten übergeordneten Behörden (Regierungspräsidium, Landkreis), der Kommune und eines Ingenieurbüros werden die Thematik erläutern und mögliche Fragen von Bürgern beantworten.

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