Mehr Plätze als Bedarf
Fernwald (ti). In einigen Kreis-Kommunen ist die Betreuungssituation angespannt. In Lich beispielsweise fehlen aktuell mehr als 100 Plätze, in Buseck ebenfalls. In Fernwald ist das anders. Wer Bedarf angemeldet hat, wird bedient. Mittel- und langfristig aber sei die Situation im Auge zu behalten, erklärte Bürgermeister Manuel Rosenke in der Sitzung der Gemeindevertretung am Dienstagabend, wo er die Bedarfsplanung für das laufende Jahr vorlegte.
Denn: Die Nachfrage nach einem Betreuungsangebot für unter Dreijährige steigt stetig.
Zurzeit (Stichtag 31. Dezember 2021) leben 444 Kinder mit Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der Gemeinde, 239 davon sind drei Jahre und älter, 205 jünger. Rosenke: »Das sind 17 anspruchsberechtigte Kinder mehr als zum Vorjahresstichtag.« Und die sind allesamt unter den Zweijährigen.
Allerdings, so Rosenke, benötigen nicht alle U3-Kinder tatsächlich ein Betreuungsangebot, weshalb alljährlich eine sogenannte Bedarfsquote errechnet wird. Berücksichtigt sind dabei alle Mädchen und Jungen unter drei Jahren, die bis zum Stichtag am 30. Juni 2023 (Ablauf Kitajahr 22/23) angemeldet sind - unabhängig davon, ob sie bereits einen Platz in einer Kita oder Kindertagespflege haben oder nicht.
In Fernwald beläuft sich die Quote mittlerweile auf 48,78 Prozent, Tendenz steigend. 2019 lag sie bei 38,46 Prozent, 2020 schon bei 44,08 Prozent. Die aktuelle Quote bedeutet für die Gemeinde, dass 100 der 205 U-3-Kinder einen Betreuungsplatz brauchen.
424 Plätze
Ausgehend von einem hundertprozentigen Bedarf bei den über Dreijährigen und einer Bedarfsquote von 48,78 Prozent für die U3-Kinder muss die Gemeinde 339 Mädchen und Jungen einen Betreuungsplatz zur Verfügung stellen, wobei diese Berechnung keine Faktorpunkte berücksichtigt (laut KiföG belegen Kinder je nach Alter beziehungsweise Integrationsmaßnahme mehr als einen Kita-Platz, lediglich die Ü3-Kinder werden 1:1 gerechnet).
Derzeit stehen in Fernwald 404 Plätze in der Kita und 20 in der Kindertagespflege zur Verfügung, insgesamt also 424. Unter Berücksichtigung der Faktorpunkte sieht die Belegungssituation zum 31. Dezember 2022 wie folgt aus: 254 Plätze werden von über Dreijährigen belegt, 73,5 Plätze von unter Dreijährigen. Heißt konkret: 327,5 von 404 Betreuungsplätze sind belegt, die übrigen 76,5 stehen 20 Kindern zur Verfügung.
Also alles ganz entspannt? Das nicht. Auch wenn der Bedarf derzeit gedeckt ist - die Nachfrage steigt, insbesondere aufgrund der Besiedlung von Baugebieten in Annerod und Steinbach sowie Zuzügen innerhalb aller Ortsteile, so Rosenke. Zwar sei diese durch die viergruppige Kita (74 Plätze) auf der Anneröder Jägersplatt, deren Eröffnung für das kommende Jahr geplant ist, gedeckt. Mittel- und langfristig allerdings müsse man sich über eine zusätzliche Betreuungsmöglichkeit für U3-Kinder Gedanken machen.