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Kein muslimisches Grabfeld in Fernwald

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Von: Christina Jung

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Die Nachfrage nach dem Standard-Reihengrab sinkt. Die Fernwalder Politiker haben nun über alternative Bestattungsformen diskutiert - und zwei Varianten bereits verworfen.

Braucht es auf Fernwalds Friedhöfen neue Bestattungsformen? Die Freien Wähler meinen ja und hatten im Februar in der Gemeindevertretung beantragt, seitens der Verwaltung drei Alternativen zu den derzeit bestehenden Möglichkeiten prüfen zu lassen: die Baumbestattung, die Urnenbeisetzung in einem Memoriam-Garten und eine sarglose Bestattung. Vergangene Woche wurde das Thema im Sozialausschuss intensiv diskutiert, eine Beschlussfassung gab es nicht. Begründet hatten die Freien Wähler ihren Antrag mit dem Wandel der Bestattungskultur, denn das Standard-Reihengrab wird immer weniger nachgefragt.

Von Baum- und sargloser Bestattung nahmen die Ausschussmitglieder im Laufe der Diskussion Abstand, fokussierten sich auf den Memoriam-Garten als mögliches Alternativangebot, das von Grünen, FDP und zum Teil von den Sozialdemokraten unterstützt wurde, die laut Fraktionschef Gerd Espanion über den FW-Antrag offenbar geteilter Meinung sind. Dass Erdgräber immer mehr auf dem Rückzug seien, stehe außer Frage. Die Vorschläge der FW sah Espanion dennoch kritisch. Insbesondere die sarglose Bestattung, die vor allem bei Muslimen üblich ist. In diesem Fall müsse das Grabfeld nach Mekka ausgerichtet sein.

Der Bedarf in Fernwald für eine solche Bestattung ist in Espanions Augen verschwindend gering. Selbst in Gießen gebe es maximal sechs bis acht Anfragen im Jahr. Weitere Schwierigkeiten führte FDP-Mann Peter Steil ins Feld: Muslime dürften weder in unmittelbarer Nähe zu Christen noch übereinander beerdigt sein.

Mit Blick auf die Baumbestattung gab Gerd Espanion zu Bedenken: »Der Bestand auf unseren Friedhöfen ist sehr nah an den Gehwegen platziert«, weshalb es schwierig sei, Grabfelder darum zu platzieren. In verschiedenen Nachbarkommunen gebe es zudem bereits Bestattungswälder.

Grünen-Fraktionschef Bernd Voigt brachte die Möglichkeit von Kolumbarien ins Spiel. »Das sieht einigermaßen vernünftig aus« und sei auf den kleinen Fernwälder Friedhöfen in seinen Augen gut umsetzbar. Die Christdemokraten hielten von all dem nichts: »Wir haben drei hervorragende Friedhöfe.

Unsere Bestattungsformen sind ausreichend«, erklärte Gerd Frackenpohl und spielte damit Bürgermeister Stefan Bechthold in die Hände, der dem FW-Vorstoß ebenfalls kritisch gegenüberstand: »Vom Angebot her sind wir sehr gut aufgestellt«, befand der Rathauschef und machte auf mögliche Folgen aufmerksam: »Wenn wir über Alternativen nachdenken, müssen wir auch Kosten beziffern und Auswirkungen benennen.« Das Gremium einigte sich darauf, in Kürze den Memoriam-Garten in Gießen zu besichtigen und erst danach über den FW-Antrag zu entscheiden.

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