GEW Gießen-Land kritisiert das hessiche Bidlungswesen
Gießen (pm). Der Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Gießen-Land wendet sich »gegen die Schönrederei des hessischen Bildungswesens in Wahlkampfzeiten«. Dazu verabschiedeten die Mitglieder, wie Vorstandsmitglied Klaus Steup aus Buseck der Presse mitteilte, kürzlich in der Fernwaldhalle in Steinbach ein Positionspapier zu unterschiedlichen Themenkomplexen.
Wie steht es um die sogenannte »105-%-Unterrichtsgarantie«?
Seit den Zeiten der »Unterrichtsgarantie plus« von CDU-Kultusministerin Karin Wolff seien CDU und FDP mit Lehrerzuweisungszahlen »manipulativ umgegangen«. Vor sechs Jahren habe Wolff eine 100-prozentige Unterrichtsversorgung gemeldet – und die GEW habee postwendend nachgewiesen, dass nur rund 94 Prozent des vom »Kumi« berechneten Lehrkräftebedarfs den Schulen zugewiesen wurden.
Obwohl im Jahr der Landtagswahl mehr Lehrkräfte als sonst zugewiesen wurden, bestehe die »erhöhte« Zuweisung tatsächlich zur Hälfte aus einer Umverteilung innerhalb des Ressorts; Schwerpunktsetzungen und Profile würden nicht mehr gesondert zugewiesen. Steup: »Die GEW geht davon aus, dass 2013 rechnerisch eine 100-%-Zuweisung zustande gebracht worden ist. Von einer Unterrichtsgarantie zu sprechen, verbietet sich jedoch aus mehreren Gründen.«
Von der zehnprozentigen Vertretungsreserve sei man noch weit entfernt. Nach der Landtagswahl drohten infolge der »Schuldenbremse« Rücknahmen in der Unterrichtsversorgung, wenn man sich weigere, die Steuereinnahmen zu verbessern. »Wir haben Rückmeldungen aus den Schulen, dass mit zusätzlichen Zuweisungen sehr vorsichtig umgegangen wird, weils man nicht wisse, so Schuleiter, wie es im nächsten Jahr weitergehe.« Andere wüssten überhaupt nichts davon und hätten nichts von einer großen Menge zusätzlicher Lehrerstunden gehört. Viele Schulpersonalräte seien erst gar nicht damit befasst worden.
Kultusministerin Nicola Beer und deren Vorgängerinnen aus FDP und CDU hätten es nicht geschafft, so die GEW Gießen-Land, für die Ausbildung der Fachlehrkräfte zu sorgen, so dass den Schulen zwar oft Stellen zugewiesen würden, die Fachkräfte aber nicht eingestellt werden könnten.
CDU und FDP drückten den Schulen zunehmend mehr Verwaltungsaufgaben auf. »Schließlich (...) muss darauf hingewiesen werden, dass zusätzliche Zuweisungen schlicht und einfach auf dem Rücken der Lehrkräfte erfolgen: Allein die bisher nicht zurückgenommene Arbeitszeitverlängerung der Lehrkräfte auf 42 Stunden pro Woche macht exakt fünf Prozent der Zuweisung aus. (...)«
Die weitere GEW-Kritik an der Kultusministerin betrifft den Umgang mit G8/G9, die Inklusion und die Ganztagsschule.
Dem breiten Willen von Schülern, Eltern und Lehrkräften nach der Rückkehr zu G9 habe die Ministerin nicht Rechnung getragen; sie belaste vielmehr die Schulen mit »einem organisatorisch kaum handhabbaren Doppelmodell von G8 und G9«. In Einzelfällen werde gar die gewünschte Rückkehr zu G9 »von oben blockiert«.
Bei der Inklusion habe die Kultusministerin »auf ganzer Linie versagt«. Die Bedingungen an den Schulen seien hierzu »katastrophal«. Integrationsstandards des »Gemeinsamen Unterrichts« würden abgebaut, jahrzehntelang erfolgreiche Modelle zerschlagen. Das Schulamt halte Informationen zurück. »Obwohl nach dem Schulgesetz benachteiligte Schüler in der Regelschule gefördert (›inkludiert») werden sollen, gibt es hierfür keine Ressourcen. Dass die unterrichtenden Inklusionslehrkräfte nicht zum Kollegium der jeweiligen Schulen gehören, sondern von den sogenannten Bildungs- und Beratunszentren ›einfliegen müssen», ist für alle Betroffenen eine große Erschwernis und das Gegenteil von Inklusion.«
Die Ganztagsschule als »gleichermaßen bedeutsame und die Bildungschancen beträchtlich steigernde Strukturmaßnahme« werde von der Landesregierung »bewusst hintertrieben«, behauptet die GEW Gießen-Land. Es fehle es am politischen Willen zur Durchsetzung. &
raquo;Neben konkreten Problemen der Mitbestimmung bei inhaltlicher Gestaltung und Personal ergeben sich daraus auch nur ›Light»-Angebote, die den Namen Ganztagsschule nicht verdienen«, heißt es bei Steup abschließend