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Familienfreundlich? Was Kommunen im Landkreis Gießen in ihre Spielplätze stecken - Unterschiede

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Etwas, an dem Familien kleiner Kinder schnell merken, ob sich die Gemeinden wirklich für die jüngsten Bürger interessieren, ist der Zustand und die Ausstattung der Spielplätze.

Traurig steht ein altes Wipppferd zwischen Laub und Abfall im hohen Unkraut. Selbst wenn ein Kind auf ihm hätte Platz nehmen wollen, hätten es die Eltern vermutlich davon abgehalten. Der Sandkasten nebenan wird schon länger nur noch von Katzen statt von kleinen Baumeistern besucht. Negativbeispiele wie dieses gibt es durchaus im Kreis. Es gibt aber auch Spielplätze, von denen bekommt man selbst bei Regen und Schnee die Kinder nicht weg. Zu spannend sind die verschiedenen Spielgeräte.

Während die Besucher es selbst in der Hand haben, ob Müll herumliegt oder der Platz sauber bleibt, kümmern sich die Kommunen um die Pflege, Wartung und den Kauf neuer Spielgeräte. Selbst das stabilste Klettergerüst geht nach 30 Jahren in die Knie. Darum sind Spielplätze für viele Kommunen ein Dauerthema.

Wie viel Arbeit dies ist, wird am Beispiel Biebertals deutlich. Die Gemeinde mit ihren rund 10 000 Einwohnern besitzt 23 Spielplätze, davon 13 öffentliche, der Rest gehört zu Kindertagesstätten. Zuletzt wurde der von Kindern aus Vetzberg und Rodheim genutzte Platz im Schafsweg runderneuert. »Wir haben vor vier Jahren einen Plan erstellt und begonnen, nach und nach alle Spielplätze für alle Altersgruppen aufzuwerten«, sagt Bürgermeisterin Patricia Ortmann. Daran will man, wenn die Pandemie es zulässt, dieses Jahr mit Familienpicknickaktionen weiterarbeiten.

Bei 23 Spielplätzen ist klar: »Alles auf einmal geht nicht, wir müssen Spielplatz für Spielplatz angehen«, sagt Ortmann. Dafür nimmt Biebertal pro Jahr zwischen 35 000 und 40 000 Euro in die Hand. Darunter fallen die Anschaffung neuer Spielgeräte, aber auch die regelmäßige technische Überprüfung und Pflege der Flächen. In Biebertal leben rund 1000 Kinder unter zwölf Jahren.

In Linden gibts es für 1733 Kinder in dieser Altersgruppe 13 Spielplätze, darunter einen in Großen-Linden für Kinder mit und ohne Behinderung. Mit Unterhaltungsarbeiten wie Mähen, Reparaturen und Sandaustausch gab die Stadt seit 2017 jährlich rund 100 000 Euro für die Anlagen aus, sagt Bürgermeister Jörg König. Wettenberg investierte gar seit 2016 rund 773 000 Euro in neue Spielplätze und Spielgeräte.

Um zu sehen, welche Kommunen im Kreis viel in die Spielplätze investieren und welche wenig, könnte man die Aufwendungen für die Spielplätze durch die Zahl der Kinder teilen und hätte jeweils einen Wert, was pro Kind ausgegeben wurde. Vergleichbar wären diese Zahlen aber nicht. Grünberg hat beispielsweise in der Kernstadt vier und in jedem Stadtteil einen Spielplatz. Pro Jahr gab die Gallusstadt rund 17 000 Euro für neue Spielgeräte sowie 16 700 Euro für die Unterhaltung aus, sagte Ex-Bürgermeister Frank Ide. »Darin sind die Eigenleistungen des städtischen Bau- und Servicehofes zum Abbau der Altgeräte und dem Aufbau der neuen Spielgeräte nicht erfasst, da diese in eine andere Kostenstelle münden.«

Jedoch lässt sich an den Investitionen ein Trend ablesen, ob die Spielgeräte eher älter sind oder auch regelmäßig eine neue Rutsche oder Wippe montiert werden. Schlusslicht wäre in dieser Betrachtung Hungen (aus Langgöns liegen keine Zahlen vor): Die Schäferstadt gab für neue Geräte auf den 19 Spielplätzen zwischen 2016 und 2020 jährlich nur 9500 Euro aus. Zum Vergleich: Die Stadt Lich investiert jährlich zwischen 30 000 und 50 000 Euro und Heuchelheim gar 60 000 Euro.

In Heuchelheim hat man noch einiges vor: »Aktuell laufen Planungen für den Umbau eines Spielplatzes für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, in Kinzenbach wird am Sportplatzgelände ein weiterer multifunktionaler Platz für 2023 geplant«, sagt Bürgermeister Lars Burkhard Steinz. Zudem soll bis 2025 ein »Park mit Spielmöglichkeiten für alle Altersstufen analog dem Bürgerpark Lich entstehen«. Auch in Lollar plant man in Odenhausen dieses Jahr einen Themenspielplatz zu errichten. Die Stadt Pohlheim will das Areal in der Leipziger Straße um Geräte für »street workout« dieses Jahr erweitern.

In der Rabenau besitzt jeder Ortsteil mindestens einen, Londorf sogar drei Spielplätze. »Auch sind die Spielplätze teilweise auf besondere Altersgruppen ausgerichtet«, sagt Bürgermeister Florian Langecker. Während die Kleinsten noch eine Babyschaukel brauchen, aus der sie nicht herauspurzeln, ist für die Größeren mehr Action interessant.

Auch Integration spielt eine Rolle. In Alten-Buseck etwa gibt es auf dem Spielplatz Hofburgstraße ein behindertengerechtes Karussell für Rollstuhlfahrer, in Großen-Linden ist ein ganzer Spielplatz für die gemeinsame Benutzung ausgerichtet.

Zwei altersübergreifende Angebote gibt es in Lich: In Ober-Bessingen etwa stehen Seniorensportgeräte neben Rutsche und Sandkasten, in Bettenhausen ist eine Teilfläche des Areals zum Begegnungsort für das ganze Dorf umgestaltet worden. Bürgermeister Julien Neubert sagt, dass man für aktive Bürger dankbar ist: »Wenn vor Ort Initiativen zur Erweiterung oder Aufwertung einzelner Spielplätze entstehen, unterstützt die Stadt Lich das Engagement.«

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