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Fellingshäuser Platt in zwei Teilen

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Von: Volker Mattern

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»Fellingshäuser Platt« - ein Wörterbuch von Gerhard Augst (Mitte), entstanden unter Mithilfe von Silvia Schneider und Martin Waldschmidt. © Volker Mattern

Gerhard Augst hat mit Unterstützung von mehreren Dorfbewohnern ein Buch über das Fellingshäuser Platt geschrieben. Am Donnerstag wird es öffentlich vorgestellt.

Mir schwätze, wäj eus d Schnowwel gewoase iess«: Prof. Gerhard Augst hat ein Buch geschrieben mit dem Titel »Fellingshäuser Platt«. Es beinhaltet Wörter, Wendungen und Texte, die selbst den Sprachwissenschaftler und Germanisten Augst vor manch Rätsel stellten und zum Teil sprachlos machten.

Die regionalen Unterschiede im Sprachwortschatz der Mundart sind teilweise groß. Da ist der hochdeutsche »Eimer« in Fellingshausen der »Amer« und nur fünf Kilometer weiter in Frankenbach - und somit immer noch in Biebertal - der »Emer«. Die Forschung, so Augst, spreche von Regiolekten, die in der hiesigen Gegend bestimmt seien vom Südhessischen, speziell dem Frankfurterischen. Dem Lehrbeauftragten für Sprache und Germanistik ist der Dialekt nicht fremd. Der 81-Jährige wurde auf einem Bauernhof im Westerwald geboren, wuchs dort auf, musste sich die Bildungssprache selber erarbeiten. Seit 1972 lebt er in Fellingshausen. Die »Füchse« sind ihm ans Herz gewachsen. Ohne eine Handvoll von ihnen, die er zur Mitarbeit an seinem Buch gewinnen konnte, wäre das 222 Seiten umfassende und mit zahlreichen Illustrationen versehene Werk zumindest nicht in der vorliegenden Form zustande gekommen.

Der Dialekt steht unter dem Druck des Hochdeutschen und wird nur noch von wenigen, meist älteren Menschen gesprochen - auch in Fellingshausen ist das so. Er ist also vom Aussterben bedroht, das war für Gerhard Augst Ansporn, sich speziell mit dem hiesigen »Platt« zu beschäftigen. Mit dem Sprechen und Verstehen war es nicht immer einfach. Er fand Menschen aus dem Dorf, die für sein Vorhaben offen waren und von denen stellvertretend Silvia Schneider und Martin Waldschmidt zu nennen sind.

Was es mit dem Dialekt auf sich hat, ist leicht verständlich geschrieben, sein Entstehen und seine Wandlungen im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen und geschichtshistorischen Zusammenhänge transparent dargestellt, wohl auch, weil der Fokus auf Fellingshausen gerichtet ist. Der Dialekt sei »nur« eine gesprochene Sprache, anders als das Hochdeutsch eine Geschriebene, so der Professor. 40 Prozent der älteren Menschen, aber nur fünf Prozent der jüngeren Fellingshäuser sprechen »ihre Mundoart«. Der Wendepunkt liege etwa bei den um 1970 Geborenen, fand er heraus und begründet dies mit Veränderungen im Schulsystem, vor allem die Einführung der Mittelpunktschulen.

Erinnerungen aufgeschrieben

Die Dokumentation des »Fellingshäuser Platt« umfasst im Buch zwei Teile: Im ersten Teil sind in einem Wörterbuch etwa 4000 Wörter zusammengestellt, mit Beispielsätzen, Redewendungen und durch Bilder erläutert. Im Anhang befindet sich ein Register der hochdeutschen Wörter, sodass die Dialektwörter leicht gefunden werden können. Ein Verzeichnis der Dialektnamen der umliegenden Dörfer und Städte sowie der Uznamen für deren Bewohner beschließt diesen Teil. Der zweite Teil lebt von Erinnerungen einer Reihe von Fellingshäusern, die Augst im Rahmen seiner Recherchen besucht hat.

Später einmal, verrät der Autor, sei geplant, die meisten dieser Texte auf einem Tonträger zu veröffentlichen, von gebürtigen Fellingshäusern gesprochen.

Herausgegeben wird das Buch von der Gemeinde. Am Donnerstag, 21. Oktober, um 17 Uhr wird es in der Mehrzweckhalle mit Programmteilen in Platt vorgestellt.

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