1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen

Fällbaggereinsatz an der Autobahn

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Patrick Dehnhardt

Kommentare

pad_baum1_070222_4c
Der Fällbagger legt eine abgesägte Fichtenkrone auf dem Ablagestapel ab. © Patrick Dehnhardt

Langgöns (pad). Fest umklammern die Klauen den Stamm der Fichte. Die in dem Aufsatz eingebaute Motorsäge beginnt zu laufen. Mühelos frisst sich die Kette durch das Holz. Als keine Faser mehr Stamm und Baumspitze verbindet, hebt der Bagger diese nach oben weg. Aufrecht stehend schwenkt er die Krone zur Seite - als würde er einen Weihnachtsbaum präsentierten.

Erst am Ablageplatz wird die Krone in die Horizontale gelegt und abgeworfen.

Mit einem Spezialbagger wurden am Freitag und Samstag kranke Bäume am Hardtwald bei Lang-Göns gefällt. Einen kleinen Teil machten die Fichten nahe des Parkplatzes Hardt an der A 45 aus. Einige waren infolge der trockenen Sommer 2018 und 2019 bereits abgestorben, der Rest auf dem Weg dahin.

Doch auch viele Buchen mussten weichen. »Der Buchenschleimfluss hat den Bäumen stark zugesetzt«, sagt Markus Obach. Er ist Funktionsbeschäftigter Technische Produktion beim Forstamt Wetzlar und kommissarischer Leiter des Langgönser Forstreviers.

Die Bäume sehen für den Laien noch stabil und gesund aus. Doch der Fachmann erkennt die Krankheit. Kleine schwarze Flecken auf der Rinde verraten sie. Was außen winzig und harmlos wirkt, zeigt erst sein volles Ausmaß, wenn der Baum gefällt ist. Der Pilz und die Weißfäule zersetzen den Stamm, er wird immer instabiler.

Spezialfirma aus der Schweiz

Direkt an der Autobahn 45 will man da kein Risiko eingehen. Es hätte verheerende Folgen, wenn ein Baum auf die Fahrbahn kippt und nachts ein Auto mit 120 km/h auf das Hindernis prallt. Oder bei einem Sturm wie am Sonntag reihenweise Bäume auf die Fahrbahn stürzen würden. Daher werden die kranken Bäume entfernt, um die Verkehrssicherheit zu erhalten.

Es sind viele Buchen und Fichten, die weg müssen. Würde man sie auf klassische Weise fällen - der Baum wird mit Drahtseilen eingespannt, ein Forstarbeiter sägt den Fallkerb aus und trennt den Baum anschließend mit dem Fallschnitt von der Wurzel -, müsste die Autobahn stundenlang gesperrt werden. Denn auch wenn der erfahrenste Forstarbeiter an der Kettensäge steht, gibt es immer ein Restrisiko, dass der Baum in die falsche Richtung kippt.

Auch ein klassischer Holzrückezug kann da wenig ausrichten, da der Ausleger mit dem Greif- und Kettensägekopf stark schwankt. Beim Fällbagger ist es anders. Der Baggerarm ist starr und packt den Baum fest. Es gibt kein Schwanken, kein unkontrolliertes Umkippen.

Da er zudem die Bäume nicht komplett fällt, sondern immer ein Stück nach dem anderen von oben wegnimmt, lässt sich wesentlich dichter an Straßen und Häusern arbeiten, ohne dass ein Risiko besteht, dass Baumteile darauf hinabstürzen.

Nur für besonders nahe an der Fahrbahn stehende Bäume musste die Autobahn 45 gesperrt werden. Die Autobahnpolizei stoppte dafür am Freitag und Samstag jeweils für kurze Zeit den Verkehr.

Der Fällbagger ist eine Spezialanfertigung und wohl ein einzigartiges Exemplar. Eine Schweizer Firma war eigens mit dem Gerät nach Langgöns gekommen, um die Fällungen in dem sensiblen Bereich an der Autobahn sowie der Espenstraße in Lang-Göns zu erledigen.

Revierleiter Obach war von der Technik begeistert, die auch bei kritischen Bäumen ein sicheres Arbeiten ermöglichte.

Auch interessant

Kommentare