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Etat für jeden verständlich

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Von: Christina Jung

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Die Top 3 der Investitionen im aktuellen Licher Haushalt, ihr Anteil am Gesamtvolumen und die Ausgaben pro Kopf auf einen Blick verständlich erklärt. © pv

Kommunale Haushalte sind für viele Menschen vor allem eines: schwer verständlich. In Lich hat man das geändert und den Etat nachvollziebar und optisch ansprechend aufarbeiten lassen. Mit wenigen Mausklicks wird das Zahlenwerk lesbar.

Alljährlich, meist im Herbst, beraten Kommunen ihren Haushaltsplan für das folgende Jahr. Ist der beschlossen, muss das Zahlenwerk öffentlich ausgelegt werden, so schreibt es die hessische Gemeindeordnung vor. Dass Bürger dieses Angebot nutzen, kommt in der Praxis allerdings äußerst selten vor. Angesichts von oft mehreren Hundert eng bedruckten Seiten, noch dazu in feinstem »Verwaltungschinesisch«, eigentlich kein Wunder. In Lich hat man sich auf den Weg gemacht, genau das zu ändern. Und zwar mit Haushaltsdaten.de, einem Angebot des Wettenberger Unternehmens eOpinio, das sich auf die Themen Informationsvermittlung, Befragung und Bürgerbeteiligung für die öffentliche Hand spezialisiert hat.

Gestern stellten Bürgermeister Dr. Julien Neubert, Frank Arnold (Fachbereich Verwaltung und Bürgerservice), Aaron Urban (Fachbereich Finanzen) sowie Jörg Tieben und Momoko von Sprockhoff (beide eOpinio) das Angebot bei einer Pressekonferenz vor.

Wer wissen möchte, über welche Kanäle seine Stadt oder Gemeinde Geld bezieht und für was sie es ausgibt, findet Antworten im aktuellen Haushaltsplan. Doch diesen zu verstehen, ist für Otto Normalverbraucher nicht unbedingt einfach. Genau da setzt eOpinio mit seinem Angebot an, das die kommunalen Daten interaktiv und verständlich aufbereitet. »Unser Anliegen ist es, Haushalte lesbar zu machen«, sagte eOpinio-Geschäftsführer Jörg Tieben. Visuell aufgearbeitet. Ansprechend dargestellt. Und mit wenigen Klicks nachvollziehbar.

Wie das im Netz in der Anwendung funktioniert, erläuterte Momoko von Sprockhoff: Auf der Startseite der Stadt Lich kommt man über eine Verlinkung zum »Haushalt online« und dort wiederum zu den Haushalten von Kommune, Stadtwerken und Verwaltungsverband.

Einen Klick weiter finden sich jeweils vier Buttons (Unterseiten) mit vielfältigen Informationen. Ganz oben eine »Übersicht« mit dem ordentlichen Ergebnis, der Gegenüberstellung von Erträgen und Aufwendungen, Verbindlichkeiten und geplanten Investitionen. »Das sind die absoluten Basics«, so von Sprockhoff. Der Bereich »Haushalt« umfasst diesen dann im Detail, also die verschiedenen Ebenen des Zahlenwerks. Das Herzstück der Website ansprechend präsentiert als buntes Kacheldiagramm. Weitere Unterseiten informieren über die Art der »Erträge und Aufwendungen« - woher kommen die Mittel und wohin gehen sie - sowie »Kennzahlen«, also Vergleichswerte rund um den Haushalt.

Wer an Begriffen scheitert, findet Hilfestellungen im »Haushaltslexikon«, zu dem sich auf vielen Seiten entsprechende Links finden, das aber auch separat anwählbar ist. Hier wird beispielsweise erklärt, was Kennzahlen, ordentliche Erträge oder ein Finanzergebnis sind. Auch das Zahlenwerk des Vorjahres wurde zwecks Vergleichbarkeit aufbereitet und ist über eine Button einsehbar.

»Die Menschen wollen heute schnell Informationen haben«, sagte Neubert. Mit der neuen Art der Haushaltspräsentation entspreche man diesem Wunsch und mache gleichzeitig einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Bürgerhaushalt, der irgendwann eine echte Beteiligung ermöglichen soll. Zunächst aber hofft man auf eine höhere Resonanz auf die kommunalen Zahlen.

Andernorts gibt es die bereits, wie Tieben angesichts der Einführung von Haushaltsdaten.de in weiteren Kommunen ausführte. Die Stadt Staufenberg war 2021 die erste im Landkreis (siehe Kasten). Die Resonanz sei sehr positiv, sagte Bürgermeister Peter Gefeller auf GAZ-Anfrage: »Die Website präsentiert das Fachchinesisch des Haushaltsplans so, dass man es auch versteht.«

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Mehr als acht Millionen Euro umfassen die Investitionen der Stadt Lich im laufenden Haushaltsjahr. Größter Brocken ist mit 1,25 Millionen Euro die Erweiterung des Eberstädter Kindergartens. Auf der städtischen Internetseite werden die Haushaltszahlen jetzt für jeden verständlich präsentiert. © Tina Jung

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