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»Entschlossen, zielstrebig, mutig«

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Von: Volker Mattern

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Thomas Brunner (3. v. r.) wird von (v. l.) Ralf Volgmann, Lars Burkhard Steinz, Anita Schneider, seinem Nachfolger Marc Nees und Hans-Peter Steckbauer offiziell verabschiedet. © Volker Mattern

Mit mehrwöchiger Verspätung wurde Thomas Brunner als Bürgermeister in Wettenberg verabschiedet. Corona hatte einen ersten Termin verhindert. Mit Witz und Charme dankten ihm Weggefährten für seine Arbeit.

Das Wasser - es spielte eine besondere Rolle bei der Verabschiedung von Thomas Brunner, der zwölf Jahre lang als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde Wettenberg mitprägen und gestalten durfte. Jetzt hat er als Geschäftsführer beim Zweckverband Mittelhessischer Wasserwerke einen neuen Job übernommen. Zu den Aufgaben dort gehört der Hochwasserschutz. Diesen habe er in seiner Amtszeit in Wettenberg nicht nach seinen Vorstellungen vorangebracht, sagte Brunner in seiner Abschiedsrede. Der Behördendschungel zu dicht, die bürokratischen Hürden zu hoch und die Genehmigungsverfahren schwierig und langwierig, wie er feststellte, aber vielleicht kann der 58-Jährige an seiner neuen Position etwas bewegen.

In Wettenberg hat er vieles bewegt. Die Anerkennung seines Wirkens spiegelte sich im Besuch zahlreicher Gäste wieder, die zur offiziellen Verabschiedung in die Mehrzweckhalle gekommen waren.

Die Grußreden skizzierten treffend das, was es bei einem solchen Abschied in angemessener Form zu sagen gilt, und so mancher brillierte mit besonderen Witz und humorvollen Charme. Wie der Heuchelheimer Bürgermeister, Lars Burkhard Steinz, der stellvertretend für die Kreisbürgermeister allen Anwesenden die Angst vor einem Auftritt des »berühmt-berüchtigten« Bürgermeisterchores nahm. Man habe sich entschlossen, auf diesen doch überwiegend von disharmonischen Klängen gekennzeichneten Gesang zu verzichten, weil Thomas Brunner eine solche Belastung nicht verdiene.

Dies alles mit Augenzwinkern, aber ernst gemeint die Würdigung von Brunner als kommunaler Praktiker, wie Steinz es formulierte. Seine Währung sei Vertrauen gewesen, und die habe ihr Fundament in Sachlichkeit und hoher Sach- und Fachkenntnis gehabt. Große Wertschätzung habe Brunner auch weit über die Gemeindegrenzen hinaus erfahren. Was alle Bürgermeisterkollegen immer wieder mit ihm verbunden habe, sei die Liebe zu Autos. Fasziniert und beeindruckt habe Brunner mit seinen Kenntnissen rund um PCs, Laptops und Internet, wie überhaupt der digitalen Welt.

»Du hinterlässt keine Baustellen, sondern spannende Projekte«, bescheinigte Landrätin Anita Schneider ihrem Parteifreund. Mit Leidenschaft, Offenheit, Mut und Entschlossenheit habe Brunner nicht nur in zwei Wahlperioden als Bürgermeister, sondern insgesamt während 28 Jahren Verwaltung seine Schwerpunkte gesetzt und zielstrebig verfolgt.

Die Landrätin nannte beispielhaft den Einsatz für bezahlbaren Wohnraum im Landkreis, für Chancengleichheit, die Schaffung von Rahmenbedingungen für die frühkindliche Bildung, das soziale Engagement bei der Unterbringung von Flüchtlingen und die grundsätzlich familienfreundliche Politik.

Alexander Bath dankte namens der Bediensteten seinem ehemaligen Chef für einen stets angenehmen und konstruktiven Umgang. Mit ihm habe die Moderne in die Verwaltung Einzug gehalten, seien viele Abläufe mit Hilfe moderner Technik optimiert worden. Von der Opposition dankte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Gerhard Noeske für einen stets fairen Umgang, mit guter politischer Kultur, auch wenn manchmal der Ton rau, aber nie unsachlich gewesen sei. Brunner habe sich mit Kompetenz und Engagement um Wettenberg verdient gemacht.

Seine Abschiedsrede hatte der 58-Jährige unter der Überschrift »28 Jahre für Wettenberg« gestellt. Dabei skizzierte er viele Stationen seines kommunalpolitischen Wirkens, bewertete die verschiedenen Projekte und die Dinge, die es anzupacken galt, auch wenn sie nicht planbar und vorhersehbar waren. »Mir war es immer wichtig, aus allen Anforderungen und Aufgaben Kraft zu schöpfen und dabei Augenmaß zu behalten«, sagte der Ex-Rathauschef. Den Vorwurf »Brunner, das Sparbrötchen« nehme er gerne an, denn Sparsamkeit habe sich bewährt und eine solide Finanzsituation mache auch dem Nachfolger die Arbeit nicht unbedingt schwerer. Bürgermeister Marc Nees schmunzelte.

Die Entlassungsurkunde überreichte der 1. Beigeordnete Ralf Volgmann. Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Hans-Peter Steckbauer, hatte die Gäste begrüßt, im Besonderen die Familie von Brunner. Das Blasorchester Wißmar umrahmte den Abend musikalisch unter Leitung von Gilbert Monter. Viele Präsente, Geschenke und gute Wünsche durfte der alte Bürgermeister in Empfang nehmen. Und als nach Häppchen, Getränken und Smalltalks die ersten Gäste die Mehrzweckhalle verließen, da war es wieder da - das Wasser; diesmal von oben.

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