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Elterntaxi mancherorts alternativlos

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Von: Patrick Dehnhardt

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Offizielle Haltestellen für »Elterntaxis« gibt es nicht überall. Wenn die Kita nicht im Ort liegt und es keinen Kita-Bus gibt oder Eltern direkt nach dem Abgeben der Kinder zur Arbeit müssen, gibt es oft keine Alternativen zum privaten Fahren. SYMBOLFOTO: PAD © Patrick Dehnhardt

Ob eine Kommune familienfreundlich ist, hängt auch davon ab, welche Angebote sie für Kinder vorhält. Dazu zählt nicht nur, sich um Kita-Plätze zu kümmern, sondern auch an den Transport in die Einrichtungen zu denken.

Der Begriff »Elterntaxi« ist durchaus negativ behaftet. Er klingt danach, dass bequeme Eltern ihren Nachwuchs am besten noch in die Schule, die Kita oder die Sporthalle fahren, damit die Kleinen nur ja keinen Meter zu viel laufen. Doch genauso, wie manche Pendler nicht auf ihr Auto verzichten können, da der Nahverkehr eben nicht ausgebaut ist, bleibt auch manchen Eltern nichts anderes übrig, als Taxi zu spielen. Auch hierzulande.

Nicht in jedem Dorf etwa gibt es eine Kindertagesstätte. Eine Kita zu bauen und zu betreiben, das kostet viel Geld, sodass eine Gruppe mit nur vier oder fünf Kindern zwar pädagogisch ein Traum wäre, aber eben nicht wirtschaftlich ist. So gibt es einige Dörfer im Kreis, in denen die Kinder eine Einrichtung im Nachbarort oder der Stadt besuchen.

Um Eltern und die Umwelt zu entlasten, bieten einige Kommunen einen Service an: »Kinder, die in einem Stadtteil ohne Kita leben, können von dem Angebot Gebrauch machen, von dem städtischen Kindergartenmobil in die nächstgelegene Einrichtung gebracht zu werden«, sagt etwa der Licher Bürgermeister Julien Neubert. Derzeit schafft die Stadt Lich gerade ein neues Fahrzeug an, was rund 50 000 Euro kostet. Hinzu komme der jährliche Unterhalt mit bis zu 4000 Euro. Auch in Allendorf an der Lumda fährt der Kindergartenbus.

Grünberg dagegen hat einen anderen Weg gewählt. Dort gibt es zwar keine speziellen Kita-Busse. Dafür fahren die Kleinen mit den Linienbussen - soweit vorhanden. Die Stadt stellt eine bezahlte Begleitperson, damit auch alles sicher läuft, und die Kinder an der richtigen Haltestelle aussteigen.

Nicht überall gibt es den Kita-Bus

Doch nicht alle Kommunen bieten diesen Service an. Das Transportproblem betrifft vor allen Dingen Flächenkommunen mit vielen kleinen Ortsteilen. Reiskirchen etwa. In de n Ortsteilen Hattenrod, Winnerod, Bollnbach und der Flugplatzsiedlung gibt es beispielsweise keine Kindergärten. »Einen Transport übernimmt die Gemeinde nicht«, sagt Bürgermeister Dietmar Kromm.

Doch selbst in kompakten Siedlungen wie etwa Linden oder Heuchelheim, in denen gleich mehrere Kitas im Ort sind, sind Elterntaxis keine Seltenheit. Diese rollen allerdings nicht nur aus Bequemlichkeit bis vor die Tür der Einrichtungen, sondern auch, weil mancher Papa oder manche Mama danach sofort zur Arbeit muss.

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