Einst die Erste im Kreis

Die Jugendfeuerwehr Steinbach gehört zu den ältesten Hessens. Kommende Woche feiert sie ihren 60. Geburtstag. Bis heute ist die Nachwuchsabteilung ein Faktor, auf den die Gemeinde Fernwald zählen kann.
Jugendliche so früh wie möglich mit dem Brandschutz in Kontakt zu bringen. So lautete vor 60 Jahren das Ziel, mit dem die Jugendfeuerwehr Steinbach gegründet wurde. Sechs Jahrzehnte später ist sie immer noch ein wichtiges Organ der Feuerwehr. Damit das auch weiterhin gelingt, setzen die Verantwortlichen auf gemeinsame Aktionen, Teamgeist und Technik.
Die Geschichte der Steinbacher Jugendfeuerwehr beginnt im Jahr 1962: Wann genau sie aus der Taufe gehoben wurde, weiß heute niemand mehr. »Das verlief nach allem, was wir wissen, ganz schleichend. Es wurde beschlossen, eine Jugendabteilung zu bilden, und dann kamen nach und nach immer mehr junge Leute dazu«, sagt Gemeindebrandinspektor Jens Richmann im Gespräch mit dieser Zeitung.
Das erste Treffen der neuen Gruppe ist dagegen bekannt: Im Juni 1962 trafen sich elf Jugendliche mit dem Jugendwart Theo Balser. Die Anfangsjahre waren durch viel Improvisation geprägt. Eine eigene Ausrüstung oder gar einen Schulungsraum gab es nicht, die Nachwuchsbrandschützer trafen sich im Singsaal der Schule. Auch Dachorganisationen wie die Deutsche, Landes- oder Kreisjugendfeuerwehr waren noch in weiter Ferne, die Jugendwarte betraten Neuland. Trotz anfänglicher Hürden erzielte die Jugendwehr schnell die Aufmerksamkeit der jungen Steinbacher: Die Mitgliederzahl wuchs schnell auf 20 an.
Mit 60 Jahren ist die Jugendfeuerwehr Steinbach die Älteste im Kreis Gießen - zumindest einst. Die Jugendabteilung wurde 1962 als Erste im Altkreis Gießen gegründet. Doch mit der Gebietsreform 1979 kam die Gemeinde Biebertal neu in den Kreis und damit auch die drei Jahre ältere Jugendfeuerwehr Bieber. Somit ist die Steinbacher Jugendfeuerwehr die erste, die im Kreis Gießen gegründet wurde, heute jedoch die zweitälteste. Ohnehin gehört sie zu den ältesten Jugendfeuerwehren Hessens. »Theo Balser, der erste Jugendwart, hat schon immer sehr vorausschauend gehandelt«, sagt Richmann.
Das vorrangige Ziel der Jugendfeuerwehr war und bleibt es, den Nachwuchs der Feuerwehr sicherzustellen. Allein in den vergangenen beiden Jahren gab es trotz der Corona-Pandemie sieben Übertritte aus der Jugend- in die Einsatzabteilung. Und ein Blick auf die heutige Zahl der aktiven Feuerwehrleute zeigt: Im Ernstfall kann sich die Gemeinde auf die Unterstützung von 55 Feuerwehrmännern und -frauen verlassen. 39 davon waren früher Mitglied der Steinbacher Jugendfeuerwehr.
Die Position des Jugendwarts stellte sich zudem als Schmiede zukünftiger Führungskräfte heraus: Nahezu jeder der bisherigen neun Jugendwarte übernahm später eine Führungsposition in der Einsatzabteilung oder dem Feuerwehrverein. Das war schon beim erste Jugendwart Theo Balser der Fall. In den 1980ern wurde er zum Gemeindebrandinspektor Fernwalds ernannt. Heute sind das beispielsweise Wehrführer Sebastian Büchling (Jugendwart von 2001 bis 2011) und der stellvertretende Gemeindebrandinspektor Max Mattauch (Jugendwart von 1991 bis 1998).
1992 erfolgte dann ein bedeutender, wenn auch von alteingesessenen Feuerwehrleuten mit Skepsis beobachteter, Schritt: »Da begrüßte ich als Jugendwart die ersten Mädchen in unserer Jugendabteilung«, erinnert sich Mattauch.
Auch die heutige Jugendwartin Saskia Hühn machte ihren Anfang in der Jugendfeuerwehr. »Vielen ist gar nicht klar, was die Feuerwehrarbeit ausmacht«, sagt Hühn. »Jeder kann helfen. Die Teamfähigkeit und der Gemeinschaftssinn sind einfach unheimlich wichtig. Das kann Kinder und Jugendliche auch heute noch begeistern.«
Doch der gesellschaftliche Wandel führte im Laufe der Jahre auch in der Jugendabteilung in Steinbach zu sinkenden Mitgliedszahlen. Aktuell zählt diese noch sieben Jungs und drei Mädchen. Ein immer noch guter Wert, doch »wir stehen heute viel stärker in Konkurrenz zu einem riesigen Freizeitangebot«, sagt Büchling. »Wenn man die Jugendlichen nicht früh genug für die Feuerwehr begeistert, ist es schwer, genügend Interessierte zu finden.« Viele seien dann in anderen Vereinen oder Hobbys eingebunden.
Um die Jugend weiterhin für die Feuerwehr zu begeistern, muss die Leitung mit der Zeit gehen. Moderne Ausrüstung, die Nutzung von Apps und eine eigene Internetseite - mit solchen Ideen will man auch in Zukunft die Jugend ansprechen. »Egal ob Jung oder Alt - es macht immer mehr Spaß, mit moderner Ausrüstung zu arbeiten«, sagt Richmann.
Für die Zukunft, so sagen es die Verantwortlichen, sehen sie zwar keine größeren Schwierigkeiten auf »ihre« Nachwuchsabteilung zukommen. Doch schrumpfen sollte die Mitgliederzahl nicht. »Es sollte zumindest so bleiben, wie es jetzt ist«, sagt Sebastian Haas. »Denn das brauchen wir für eine mitgliederstarke und schlagkräftige Feuerwehr.«
