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Ein Spinnrad mit Kuckuck

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Von: Patrick Dehnhardt

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Der Heimatkundliche Arbeitskreis freut sich über die neue Ausstellungshalle. © Patrick Dehnhardt

Hungen (pad). Dass es in Villingen eine stattliche Linde gibt, wissen viele. Dass früher im Dorf ein noch größerer Baum stand, von dessen Ästen ein Tanzboden getragen wurde, ist hingegen nicht jedem bekannt. Auf einer alten Postkarte ist sie zu sehen. Diese ist eines von zahlreichen Exponaten, die nun der Heimatkundliche Arbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde in seiner neuen Ausstellungshalle präsentiert.

Am Sonntag wurde sie eingeweiht.

An den Wänden reihen sich Vitrinen mit historischen Postkarten. Ein Exemplar ist besonders weit gereist: Es war Anfang des 20. Jahrhunderts von einer Elfjährigen an eine Tante in den USA gesandt worden. Über einen Sammler fand die Karte nun den Weg zurück an die Horloff. Andere Postkarten sind so alt, dass sie noch keine Fotos, sondern Zeichnungen der Sehenswürdigkeiten zeigen.

Zwischen den Vitrinen gibt es weitere Villinger Besonderheiten zu entdecken. So hängen an den Wänden verschiedene alte Uhren, in einer anderen Ecke steht eine der ältesten Bauerntruhen Hessens. »Das Holz ist nur mit einer Axt bearbeitet worden«, schwärmt Hartmut Lemp.

160 Jahre alter Spaten

Zur Eröffnung war auch ein geschmiedeter Spaten von 1863 zu sehen, mit dem in den nun fast 160 Jahren seit seiner Herstellung einige Erde bewegt worden sein dürfte. Die Furchen im Metall sprechen jedenfalls Bände. Und dennoch wirkt das Stück nach echter Handwerkskunst, noch immer einsatzbereit und unverwüstbar.

Ein weiteres Kuriosum ist das Spinnrad. Solche findet man zwar in jedem Heimatmuseum - aber wohl kaum ein Exemplar, an dessen Unterseite noch der »Kuckuck« von der Pfändung durch den Gerichtsvollzieher klebt. Auch in die alten Gerichtsbücher konnte man einen Blick werfen.

Die Ausstellung befindet sich in der Durchgangshalle zwischen Feuerwehrhaus und Bürgerhaus. Der Zugang ist von der westlichen Seite barrierefrei möglich, der Raum täglich geöffnet. Die besonderen Exponate sind jedoch nur an ausgewählten Tagen zu sehen. Lemp dankte im Namen des Arbeitskreises Bürgermeister Rainer Wengorsch dafür, dass die Stadt die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.

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