Fit durch die Corona-Krise

Nudeln und Konserven - davon scheinen sich viele in einer Quarantäne zu ernähren. Nicht wirklich gesund. Dazu fehlt Bewegung, was mit dem Verlust sozialer Kontakte erheblich auf die Psyche schlagen kann. Muss alles nicht sein, sagt Dr. Verena Teichert. Die Inhaberin des LOFT in Linden weiß, wie man die Corona-Tristesse gesund übersteht.
Es ist nahezu ein alltägliches Bild geworden: leere Regale. Vor allem an Nudeln, Mehl und Konserven fehlt es. Im Schnitt an verarbeiteten Produkten, die nicht wirklich gesund sind. »Ich war echt geschockt, als ich kürzlich beim Einkaufen war«, sagt Verena Teichert. Nicht etwa darüber, dass so viel gehamstert wurde, sondern darüber, was in die Einkaufswagen kam. »Die Leute sollten anfangen, frisches Obst und Gemüse statt Klopapier zu kaufen.«
Ob in Corona-Quarantäne oder nicht: Zumindest bis Ostern sollte Stand jetzt jeder wenn möglich zu Hause bleiben. »Das bedeutet aber nicht, faul auf der Couch zu liegen und sich von Dosenravioli und Pizza zu ernähren«, sagt Teichert. Gerade jetzt sei es wichtig, auf ein gesundes Immunsystem zu achten. Dazu gehöre neben Sport auch eine ausgewogene Ernährung. Beide Themen sind in gewisser Weise Teicherts Spezialgebiete, denn die 39-Jährige ist nicht nur Fachärztin für Innere Medizin und Notfallmedizin, sondern auch Personaltrainerin und Ernährungsberaterin.
Die Weltgesundheitsorganisation hat eine sehr treffende Definition von Gesundheit, auf die auch Teichert verweist: »Ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.« Um also aus Angst vor der einen Krankheit, nicht anders krank zu werden, gelte es nun, besonders auf sich zu achten.
In Teicherts Einkaufskorb landen dieser Tage darum vor allem frisches Obst und Gemüse. »Davon kann man super Eintopf und Gemüselasagne zum Einfrieren machen«, sagt sie. »Das ist genauso schnell warm wie eine Pizza, dafür aber gesund.« Daneben empfiehlt sie alles, was auch sonst die eigenen Abwehrkräfte stärkt. Vitamine, Mineralstoffe - wer muss, soll bei Bedarf auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.
»Natürlich sollte man nur sporteln, wenn man sich fit fühlt und keine Krankheitssymptome zeigt«, sagt Teichert. Wenn das Immunsystem nämlich bereits mit Viren oder Bakterien zu kämpfen hat, sollte man es nicht zusätzlich mit Sport überanstrengen. »Außerdem sind jetzt alle sportlichen Aktivitäten in Gruppen tabu«, fügt sie noch hinzu. Sport macht man derzeit darum am besten allein und wenn möglich draußen. »Frische Luft und Bewegung sind nachweislich die wichtigsten Faktoren zur Förderung der Gesundheit«, sagt die Ärztin.
Heißt es zu Hause bleiben, tut es auch der Garten oder das heimische Wohnzimmer. Zwar nicht für eine ausgedehnte Laufrunde oder Fahrradtour, doch auch hier lässt es sich auspowern. Hometrainer und Stepper wären ein Stichwort - doch besitzt das natürlich nicht jeder. Ist auch gar nicht nötig, denn: »Einfach mal die Musik aufdrehen und drauf lostanzen«, rät Teichert, »das macht unglaublich viel Spaß, geht hervorragend mit Kindern und ist auch echt anstrengend«. Auch etwa ein Trampolin habe diesen Effekt und Federballspielen, Schattenboxen oder Seilspringen brächten mindestens ebenso viel Spaß.
»Hauptsache, man bewegt sich regelmäßig«, lautet Teicherts Appell, »sonst dreht man irgendwann durch und die Decke fällt einem auf den Kopf!«
Wer die Zeit zu Hause auf sportlicher Ebene aber noch etwas effektiver gestalten möchte, dem legt sie das sogenannte Functional Training ans Herz. »Das hat sich für mich bisher immer bewährt«, sagt sie. Sowohl während ihrem Medizinstudium, dem Job als Ärztin und den drei Schwangerschaften als auch der Zeit danach. »Das Functional Training ist sehr ganzheitlich und effektiv. Riesiges Plus: Man braucht nur seinen Körper.«
Bei dieser Art von Sport wird überwiegend mit dem eigenen Körpergewicht gearbeitet. Das hat den großen Vorteil, dass praktisch zu jeder Zeit und an jedem Ort trainiert werden kann. Viele Übungen werden in Stützpositionen, im Stehen und mit Sprüngen ausgeführt. Gut sei das Training vor allem für Rumpfkraft, die Stabilisierung von Knie und Hüfte und das Herz-Kreislaufsystem. Hinter dem Trainingsprogramm stehen komplexe Bewegungsabläufe wie Liegestütze und Ausfallschritte, die mehrere Gelenke und Muskelgruppen gleichzeitig beanspruchen. Beliebt sind vor allem verschiedene Plank-Variationen: Dabei stützt man sich nur auf Unterarme und Zehen und versucht, möglichst gerade eine bestimmte Zeit durchzuhalten.
Kurse gibt es im Linden Outdoor Functional Training - kurz LOFT - gerade keine. »Es war das einzig Richtige, was ich in dieser Situation machen konnte«, sagt die Inhaberin. Sie hoffe dennoch, dass ihre Kunden stark bleiben und jetzt nicht durchhängen. Die momentane Krise sei eine vermeintlich gute Entschuldigung für vieles - vor allem für Sport, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Darum gibt es für die Kunden nun regelmäßig sportliche Motivationen, Übungen, Trainings- und Ernährungspläne über virtuelle Kanäle wie WhatsApp beispielsweise. Speziell für Kinder will sie demnächst kostenlos Inspirationen für Bewegungsspiele anbieten. »Wir müssen eben gerade alle ein bisschen einander helfen«, sagt sie, »und so leiste ich meinen Beitrag«.