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Die Walpurgisnacht und der Schabernack von anno dazumal

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Von: Gabriele Krämer

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pad_vorlagenotizennew-B__4c_6 © DPA Deutsche Presseagentur

1. Mai? Maifeiertag - Tag der Arbeit! Soweit klar. Dass aber auch der 30. April eine ganz eigene Bedeutung hat(te), ist in hiesigen Gefilden heutzutage nicht mehr allzu weit verbreitet. Im Gegensatz zur Nachbarschaft im Osten: Nach altem Volksglauben fliegen Hexen auf ihren Besen vom Hexentanzplatz in Thale (Sachsen-Anhalt) auf den nahe gelegenen Brocken (Blocksberg), um ausschweifend mit dem Teufel zu feiern.

Die »Nacht der Nächte« im Harz wird jedes Jahr am 30. April gefeiert. Zur Walpurgisnacht verkleiden sich dort Menschen als Hexen .

Dagegen fieberten »anno dazumal«, sprich noch bis weit in die Achtzigerjahre auch im Gießener Land junge und jung gebliebene Leute diesem einst geradezu magischen Datum entgegen. Tage vorher schon wurde getuschelt und so mancher Schabernack ausgeheckt: Zum »Hexen« traf man sich heimlich nach Sonnenuntergang am letzten Tag des Monats April; bisweilen war das zum darauffolgenden Sonnenaufgang zu begutachtende »Ergebnis« ziemlich öffentlichkeitswirksam.

In so manchem Dorf landete wie von Geisterhand über Nacht eine Fuhre Mist auf einem Platz, wo sie nicht hingehörte - vor dem Rathaus etwa, oder auf einer Bushaltestelle. Beliebt war auch der »Kraftsport«, gemeinschaftlich einen Kleinstwagen auf eine Telefonzelle zu hieven (das wäre heute allein schon in Ermangelung eines solchen Fernsprecherhäuschens nicht mehr möglich). Gartentürchen aushängen und in einem Vorgarten in der nächsten Querstraße platzieren, Brennholzstapel umwerfen oder Autos mit Klopapier umwickeln - lästig für die Betroffenen, weil der »Rückbau« ziemlich zeitaufwendig war.

Eine lange Tradition hat natürlich auch der »Tanz in den Mai«, dessen Ursprung ebenfalls in der Walpurgisnacht liegt: Im Mittelalter sollte der Tanz ums Lagerfeuer die bösen Geister verbannen und den Frühling begrüßen.

Weniger an Hexen, sondern eher an eine Mords-Gaudi werden all jene denken, die heuer eine Eintrittskarte für den längst ausverkauften »Tanz in den Mai« am Sonntag beim Wiesnfest in Pohlheim ergattert haben. ik/Foto: dpa

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