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»Die Situation war und bleibt angespannt«

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Von: Rüdiger Soßdorf

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Christopher Lipp © pv

Tüte oder Brezel, was haben Sie vor 26 Jahren zu Ihrer Einschulung bekommen, Herr Lipp?

Eine Schultüte, liebevoll von meiner Mutter gebastelt…

Und was war drin?

Ganz ehrlich, das weiß ich leider nicht mehr. Wobei ich nicht ausschließen will, ob es nicht auch noch eine Brezel gab. Aber an die Tüte erinnere ich mich gut.

Lassen Sie uns über Einschulung und Schulbeginn nach den Sommerferien in der kommenden Woche sprechen. Wie sieht es aus: Gibt es genug Klassenräume für alle?

Ja. Wobei die Schülerzahlen in allen Kommunen nach oben weisen. Die Situation war und bleibt angespannt. An sechs unserer 53 Schulen schaffen wir aktuell zusätzlichen Schulraum durch Klassenraum-Module, um kurzfristig den aktuellen Bedarf nach den Sommerferien abzudecken. Drei an der Erich-Kästner-Schule in Lich, je einen an der Gallusschule in Grünberg und an der Theodor-Heuss-Schule in Laubach sowie je zwei an der Kirschbergschule Reiskirchen und an der Gesamtschule Gleiberger Land. Darüber hinaus errichten wir aktuell zusätzlich an der Goetheschule in Buseck zwei Klassenraum-Module. Auch dort müssen wir die räumliche Situation aufgrund gestiegener Schülerzahlen entspannen. Diese Bauten sind eine Übergangslösung, werden jedoch nach hohen energetischen Anforderungen errichtet. Sie haben LED-Beleuchtung, werden mit Luft-Wärme-Pumpen beheizt und sind hoch wärmegedämmt.

Der Landkreisreis investiert in diesem Jahr eine Rekordsumme in seine Schulen.

Ja, 38,7 Millionen Euro. Und es wird in den kommenden Jahren weiter hoher Investitionsbedarf bestehen. Denn einige Kommunen wollen weiter wachsen, weisen Wohngebiete aus. Da müssen wir vorausschauend investieren.

Das heißt?

Die Schulentwicklungsplanung ist anspruchsvoll. Sie stellt uns vor das Problem, dass wir frühzeitig agieren müssen. Aber wir können auch nicht auf Vorrat zu große Gebäude bauen. Fakt ist: Wir haben stetig steigende Schülerzahlen. Da schauen wir überall, was im Bestand zu erweitern ist und wo wir baulich erweitern müssen, bevor die Klassenräume knapp werden. Aber unser Vorlauf ist kurz: Wir können ja immer nur mit den Schülern planen, die bereits geboren sind.

Jedes Jahr gibt es zu Schulbeginn Klagen von Eltern über zu wenig Platz in den Schulbussen. Dieses Jahr wieder?

Um das zu verhindern, fragen wir bei den Schulen den aktuellen Bedarf ab und sind in enger Abstimmung mit der Verkehrsgesellschaft Oberhessen, die für uns den Schülerverkehr organisiert. Wir versuchen, alle Meldungen und Wünsche der Schulen zu berücksichtigen. Viel Schülerverkehr läuft ja in Linienbussen. Aber wir prüfen jeden Hinweis auf Probleme und steuern, sofern möglich, nach. Ich glaube, dass wir im Großen und Ganzen keine Probleme bekommen.

Sie haben in den vergangenen Sommern den Weg zur Schule mit dem Rad beworben. Hat das was gebracht?

Gerade im Juni war die Resonanz auf die Aktion »Schulen aufs Rad« sehr groß. Ein herausragendes Beispiel: Die Wiesengrundschule in Leihgestern. Ich hoffe, dass wir immer mehr Schüler motivieren können, mit dem Rad statt mit dem Bus oder mit dem Elterntaxi zur Schule zu kommen. Aber dafür braucht es sichere Radwege und an den Schulen gute Rad-Parkplätze.

Was tun Sie dafür?

In diesem und im nächsten Jahr werden an den Schulen im Kreis rund 500 neue Abstellplätze für Fahrräder geschaffen. Gegenüber 2021 haben wir die Mittel für neue Stellplätze auf 300 000 Euro verdreifacht. Das ist der entscheidende Punkt: Wir müssen den Weg mit dem Rad zur Schule möglichst attraktiv machen. Zu den Grundschulen ebenso wie zu den weiterführen Schulen. Und bei den Investitionen hilft, dass wir hohe Fördermittel des Landes in Anspruch nehmen können.

Mit Blick auf Corona war die Belüftung der Klassenräume in den vergangenen zwei Jahren Dauerthema. Wie weit sind Sie da?

Sehr weit! Wir haben glücklicherweise an unseren Schulen nur wenig Räume mit wirklich unzureichender Belüftungssituation gehabt. Da ist überall schon nachgerüstet. Aktuell werden an 23 Schulen insgesamt 94 Klassenzimmer mit Abluftventilatoren ausgestattet, um einen schnellen Luftaustausch zu ermöglichen. Überall da, wo ein Querlüften nicht gut möglich ist oder wo Fenster zu belebten Straßen hin gehen. Dafür haben wir 820 000 Euro in die Hand genommen. Ich bin den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landkreises für die schnelle Umsetzung sehr dankbar.

Stichwort Lüften und Heizen. Wird es angesichts der steigenden Energiepreise im Winter kältere Klassenräume im Landkreis geben?

Wir suchen gemeinsam mit den Schulen Wege zur Energieeinsparung. Wir werden alles daransetzen, dass die Schulen auch in einer sich zuspitzenden Energiekrise geöffnet bleiben und eine ausreichende Wärmeversorgung sichergestellt ist.

SO/FOTOS: ARCHIV, DPA

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