Die neue Lust am Gärtnern

Auf dem Land hatte früher so gut wie jeder einen Garten. Mit Gemüse, Salat, Kräutern, Beeren und Obst. In Verbindung mit den meist am Rand gepflanzten, ortstypischen Blumen und einem Lattenzaun drumherum nannte man das einen Bauern- garten. Die Nutzpflanzen dienten der Selbstversorgung. Die Zeiten haben sich geändert. Auch für die Obst- und Gartenbauvereine (OGV) .
Viele haben für ihre Mitglieder ein breitgefächertes Angebot an Beratung und Hilfe. Wir haben in Ober-Rosbach nachgefragt.
Mit dem Beginn des Zeitalters der Supermärkte nahm die Zahl der Nutzgärten ganz allmählich ab. In den Märkten gibt es nun ganzjährig Salat und Gemüse, darunter auch allerlei Exotisches. Viele Gartenbesitzer sagten sich: Wenn ich die Arbeit rechne, die ich für den Garten aufwende, dann sind der gekaufte Salatkopf und der Rosenkohl gar nicht so teuer. Und weil Gartenarbeit auch meist körperlich anstrengende Arbeit ist, stiegen viele Landbewohner aus der Eigenproduktion aus und verwandelten den guten Boden in eine Rasenfläche.
Das hat sich wieder gewandelt. Heute ist Gärtnern wieder angesagt. Hochbeete sind schwer in Mode. Und man isst auch gerne einen Apfel, der an einem Baum gewachsen ist, den man selbst gepflanzt hat. Sogar in den Städten wir gesät und geerntet, man nennt das »urbaner Gartenbau«, neudeutsch auch als Urban Gardening bekannt.
Was bei all diesen Entwicklungen nie aus der Mode kam, sind die Obst- und Gartenbauvereine, die es schon im 19. Jahrhundert in vielen Dörfern und Kleinstädten gab. Sie unterstützten die Arbeit der privaten Kleingärtner mit Theorie und Praxis. Später hielten sie auch Geräte und kleine Maschinen bereit, die man sich ausleihen konnte. Und weil das Gärtnern wieder in Mode ist, und die meisten Obst- und Gartenbauvereine sich auf die Anforderungen der Zeit umgestellt haben - oder dabei sind - haben sie einen soliden Mitgliederstamm - und damit eine Zukunft.
Das liegt vor allem auch daran, dass sie schon länger mehr anbieten als einen Wer-hat-den-dicksten-Kürbis-Wettbewerb. Zu diesen engagierten Vereinen gehört auch der OGV Ober-Rosbach in der Wetterau. Der wurde im Jahr 1889 gegründet, ist aber keineswegs eine antiquierte Gruppe
Wir haben den Ersten Vorsitzenden Bernd Giar und den 2. Vorsitzenden Hans-Martin Blüder gefragt, was der Vereine sich für Ziele gesetzt hat und was Menschen, die sich für Gartenbau interessieren, von ihm erwarten können. Beide sind neu an der Spitze des OGV. Privat stehen sie an der Schwelle zum Eintritt ins Rentenalter, im Beruf waren beide in Führungspositionen tätig.
Sie sind nicht angetreten, um den Verein komplett umzukrempeln. Dazu bestehe auch kein Anlass. Aber ein frischer Wind soll schon wehen. Sie wollen das digitale Angebot ausbauen, mehr Infos auf der Website platzieren, mehr in den Kontakt mit den Mitgliedern treten. Beide sind Männer, denen es nicht schwerfällt, auf Menschen zuzugehen. Was hilfreich ist. Beide räumen aber auch ein, dass sie keine Gartenprofis sind. Das sei auch nicht notwendig. Profis könne man sich holen für Vorträge und Lehrgänge. Dass das Gärtnern aktuell bei jungen Menschen beliebt ist, können beide bestätigen: »Viele Jüngere kommen auf uns zu, weil sie Obstbaumgrundstücke suchen. Eine erfreuliche Entwicklung«, sagt Blüder.
Früher waren die Gärten sehr ähnlich, recht groß und es gab eben fast von allem etwas. Heute gehe der Trend zu kleineren Anlagen, bis hin zu Minigärten. Hochbeete, Balkons, Kübel - der kleinste Fleck werde genutzt, um Grünes zu schaffen, oder Radieschen fürs Abendbrot anzubauen. »Dieser Entwicklung müssen wir Rechnung tragen«, sagt Giar. »Und da sind wir mittendrin«, fügt Blüder hinzu. Gerade gesellige Veranstaltungen haben unter der Corona-Krise gelitten. Auch beim OGV, Auf der Website kann man lesen: »Apfelfest im September 2021 fällt aus.« Das war schon 2020 so. Und wer weiß, wie es weitergeht. Ein feines Angebot findet man weiter unten auf der Homepage: »Ab sofort Garten-Flohmarkt.«
Am morgigen Sonntag ist Erntedank - ein Fest, das beide zu würdigen wissen. Giar sagt: »Das Apfelfest war immer mit Erntedank verbunden. Dass wir gute Ernten haben, ist ja nicht selbstverständlich.« Blüder sagt: »Ich kann das unterstützen. Grund, Danke zu sagen, hat man jeden Tag. Auch dafür, dass wir gutes Essen haben. Man sollte das mit etwas Demut sehen. Uns geht’s ja richtig gut.«
Auf der Website des OGV findet man das folgende Angebot, das es so oder in ähnlicher Form auch bei allen anderen Obst- Gartenbauvereinen im Verbreitungsgebiet gibt.
Sammelbestellung von Obstbäumen und Sträuchern
Bodenuntersuchungen und Schnittlehrgänge
Tipps für Obst- und Gemüseanbau auf kleinstem Raum (zum Beispiel in Kübeln)
Beratung zur Gartengestaltung bei der Neuanlage eines Grundstückes
Empfehlungen zur Schädlingsbekämpfung
Tipps zur Anlage eines Hochbeets.
Garten-Flohmarkt auf der OGV Homepage
Kindergarten-Aktionen
Ausflugsfahrten