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Die Kontrollen klappen, aber…

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Von: Patrick Dehnhardt

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pad_g3_101221_4c_1 © Patrick Dehnhardt

Seit Anfang dieser Woche gilt für eine Reihe von Einzelhandelsgeschäften 2G. Nur Geimpfte und Genesene dürfen mit Nachweis die Läden betreten. In einer kleinen Umfrage berichten Geschäftsleute aus dem Landkreis Gießen, dass die Kontrollen keine Probleme bereiten. Vielmehr ist es der Fakt, dass immer weniger Menschen derzeit einkaufen gehen.

Vier Tage nach dem Start von 2G haben die Kunden im Einzelhandel die neuen Regeln bereits verinnerlicht, wie eine Umfrage unter Geschäftsleuten im Landkreis Gießen zeigt. »Die Kunden zeigen uns ihren Impfnachweis freiwillig«, berichtet etwa Alexandra Christ von der Parfümerie Trute in Lich. Viele würden mit gezücktem Impfpass bereits das Geschäft betreten. Der Aufwand der Kontrollen sei daher überschaubar.

Um die vierte Corona-Welle zu brechen, hatte die Politik 2G - geimpft oder genesen - für Geschäfte im Einzelhandel angeordnet. Seit Montag gelten die Regeln.

Christ freut sich, dass den Geschäften ein erneuter Lockdown erspart bleibt. Denn die Tage kurz vor Weihnachten sind die umsatzstärksten im ganzen Jahr. Ob und wie sich die Pandemielage auf das Weihnachtsgeschäft auswirkt, kann Christ noch nicht abschätzen. »Da kann man erst zum neuen Jahr eine Bilanz ziehen.« Die treuen Stammkunden würden jedenfalls weiterhin kommen.

Jochen Ruths, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg, sieht insbesondere für die kleineren Läden und solche mit langen Verweildauern einen Vorteil, da sich dort 2G leichter umsetzen lasse: »Je größer die Läden werden, und je geschäftiger die Kundenströme im Normalbetrieb sind, wie beispielsweise in Warenhäusern, desto signifikanter ist der erschreckend hohe Frequenz- und Umsatzrückgang«, sagt er. Zudem steige bei diesen der Kontrollaufwand deutlich.

Vor allen Dingen müssten die, die kontrollieren, auch erst einmal geschult werden. »Genesene, Geimpfte, genesene Geimpfte, geboosterte Genesene, also ein buntes Potpourri an Gruppen, die in die Geschäfte dürfen, müssen identifiziert werden, und das in großen Teilen des Handels, für den Personenkontrollen absolutes Neuland sind«, sagt Ruths.

Die Weihnachtszeit sei für viele Branchen existenziell wichtig, »im Schnitt erzielt der Handel im Weihnachtsgeschäft einen Viertel seines Jahresumsatzes«, sagt der IHK-Vizepräsident. Bei Spielwarengeschäften und Buchhandlungen sei der Anteil noch höher.

Viele Geschäfte würden seit Wochen darunter leiden, dass sich Kunden Sorgen machen, ob ein Einkauf überhaupt sicher ist. 2G könne da durchaus auch helfen: »Tatsächlich tauchen jetzt vereinzelt Personen in den Geschäften auf, die berichten, dass sie sich nun wieder in die Läden trauen.«

Michaela Pohley von Elas’s Marktplatz in Alten-Buseck hat ebenfalls eine große Verunsicherung bemerkt. Bei ihr gibt es neben Dekorationsartikeln und Kleidung auch ein kleines Café. Bislang verlaufe das Weihnachtsgeschäft schleppend, auch manchen Stammkunden im Café vermisse sie. »Viele Kunden gehen weniger einkaufen«, sagt Pohley. »Sie haben Angst, sich anzustecken.« Wenn 2G da für mehr Sicherheitsgefühl sorge, begrüße sie das. Der Impf- passcheck am Eingang mache keine große Mehrarbeit. Auch sie sagt: »Die meisten Kunden betreten mit dem Impfpass in der Hand das Geschäft.«

Dass 2G im Einzelhandel zu mehr Impfungen führt, bezweifelt Pohley allerdings: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand impfen lässt, weil er ansonsten nicht ins Geschäft darf. Das sind höchstens Einzelfälle.«

Deutliche Worte findet dazu eine Geschäftsfrau in einem Bekleidungsgeschäft, die namentlich nicht genannt werden möchte: »Impfmuffel kaufen stattdessen Online oder im Supermarkt und Discounter, wo sie noch immer reindürfen - ohne Test und Kontrollen.« Die Ungeimpften wüssten, dass sie in Einzelhandelsgeschäfte nicht reindürfen, und die Geimpften kämen nicht, weil sie Sorge vor Kontakten hätten - obwohl im Geschäft gähnende Leere herrscht. »Es ist zum Verzweifeln.« Von der Pandemielage habe vor allen Dingen der Online-Handel profitiert. Ähnliches berichtet auch Reinhard Lingelbach, Inhaber von Juwelier Peter in Hungen. Aufgrund der hohen Inzidenzen würden sich viele nicht in Geschäfte trauen und stattdessen ihre Weihnachtsgeschenke vom Sofa aus im Internet kaufen. Er hofft, dass zum »Langen Hungener Samstag« an diesem Wochenende wieder ein paar mehr Kunden den Weg ins Stadtzentrum finden.

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