Deutlich schlechtere Honigernte

Der Honigertrag ist 2021 um rund 40 Prozent niedriger als in normalen Jahren ausgefallen. Ein Ortstermin bei Imker Volker Dietz in Heuchelheim macht die Gründe für die schlechten Zahlen deutlich.
Bienen sind äußerst wetterfühlige Tiere. Angesichts der kühlen Frühlingsmonate verwundert es nicht, dass die Honigernte diesmal deutlich schlechter als normal ausgefallen ist. Laut Landesverband der hessischen Imker kommen in der abgelaufenen Saison lediglich zwölf bis 13 Kilogramm Honig pro Bienenvolk zusammen. Normalerweise sind es 30 Kilogramm.
Volker Dietz, Vorsitzender Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Heuchelheim, ist seit 23 Jahren Imker und kennt sich mit den Eigenheiten der Bienen und der Honigproduktion bestens aus. Nach seinen Beobachtungen fangen Bienen erst ab 15 Grad mit ihren Sammelflügen an. Die Obstbäume und der Raps hätten trotz vorhandener Blüten dieses Jahr praktisch gar nichts gebracht. Aber auch die Sommertracht wie Himbeere oder Linde sei spärlich gewesen, resümiert er beim Ortstermin auf dem Geländes des OGV am Birkengraben. »Das Wetter hat es mit den Bäumen gut gemeint, mit den Bienen nicht. Null Eintrag« habe es deshalb gegeben.
Den ganzen Mai hindurch hätten die Bienen noch vom eigenen Honig gezehrt, seien also dennoch gut durch diese Zeit gekommen. Verstärkt sei bei solcher Witterung allerdings der Schwarmtrieb, also die Teilung der Bienenvölker, weil es in den Stöcken dann schlichtweg zu eng werde.
Doch nicht nur Kälte hat negative Auswirkungen auf die Honigproduktion. Wenn es sehr warm und trocken ist, halten die Pflanzen das verbliebene Wasser zurück und sondern keinen Nektar ab. So geschehen in den beiden Jahren davor. Normale Erträge habe es 2016 bis 2018 gegeben, sagt Dietz, der viele Jahre als Lehrbeauftragter und Schulungsobmann tätig war.
Von seinen in Hochzeiten 30 Völkern hat er noch zwei - immerhin sind so aber noch zweimal rund 80 000 Bienen in seiner Obhut. Die restlichen hat der 71-Jährige abgegeben. Er ist derzeit mit den typischen Arbeiten zu Beginn eines neuen Bienenjahres beschäftigt. Das beginnt offiziell mit dem 1. Juli, wenn die Ernte vorbei ist. Jetzt gilt es, die Winterbienen aufzuziehen. »Jetzt ist die Party gelaufen«, meint er. Los gehe es erst wieder im März, wenn die ersten Krokusse anfangen, zu blühen.
Weitere Störfaktoren sind in den nächsten Monaten die Varroa-Milbe und die Wachsmotte. Doch mit Geschick und ohne Schutzkleidung zu benötigen weiß Dietz auch diesen mit gezielten Routinemaßnahmen Einhalt zu gebieten.
Wie der Heuchelheimer Dietz bestätigt auch Imker Oliver Damm aus Hüttenberg den landesweiten Rückgang der Honigernte auf rund 45 Prozent der Normalmenge. Damm hat im Vollerwerb neben einer Bäckerei 300 Bienenvölker - verteilt auf die Landkreise Lahn-Dill, Gießen, Wetterau und Main-Taunus.
Der Ertrag sei an den einzelnen Standorten allerdings sehr unterschiedlich, sagt er. Während es am Neuhof bei Leihgestern ebenso wie im südlicher gelegenen Main-Taunus-Kreis doch sehr gut aussehe, sei die Ernte etwa auf Hüttenberger Gebiet miserabel gewesen.
Dort waren nur 50 statt der üblichen 600 Kilogramm Waldhonig in der Sommertracht zusammengekommen. Insgesamt kommt Damm auf 2,8 statt sechs Tonnen Honig.
Wegen der fixen Fahrt- und Personalkosten sowie der vermehrten Zufütterung werde er pro Glas 50 Cent draufschlagen müssen, erklärt er. Allerdings gelte das nur für Raps- und Blütenhonig.