»Der Wald braucht Kontinuität«

Frank Bremer schaut sich derzeit an seinem neuen Arbeitsplatz um. Dieser ist 1800 Hektar groß. Bremer ist Förster und hat vor Kurzem den Cleebergwald und den Langgönser Wald als Revier übernommen.
Die Hundedamen Kira und Ascha folgen dem Förster Frank Bremer auf Schritt und Tritt bei seiner Ausfahrt in den Cleebergwald. Der 49-Jährige erkundet die Waldabteilungen und begutachtet mit geschultem Auge Buchen, Douglasien, Eichen, aber auch Elsbeeren. Während auf den Waldwegen immer mal wieder ein Fahrradfahrer zu sehen ist, stapft Bremer durch das Dickicht und markiert Bäume, die er in Zukunft fördern möchte.
Der Förster wandert dabei au f den Pfaden seiner Vorgänger und erkennt sofort, welche Bäume ebenfalls von ihnen eine Förderung erhalten haben. »Jeder Baum steht hier aus einem bestimmten Grund. Als Förster sieht man sofort, dass sich jemand Gedanken gemacht hat, um den Wald vorteilhaft für die Forstwirtschaft zu gestalten«, erklärt Bremer.
Ein Beruf mitten in der Natur
Dass beispielsweise zwis chen den Douglasien Kirschbäume stehen, sei demnach kein Zufall. Hier könne man die Handschrift seiner Vorgänger im Cleebergwald sehen. Warum diese Kirschen gepflanzt haben, darüber kann der neue Förster allerdings nur spekulieren: »Von der Steuerung des Lichts bis zur einfachen Kulturbepflanzung kann alles möglich sein.«
Seit dem 1. Juli ist Bremer der neue Förster des Reviers Langgöns. Er befindet sich aktuell in der Einarbeitungsphase. Nach der Meinung Bremers laufe dies nicht »groß anders ab als bei anderen Berufen«. Am Anfang steht das Umschauen am neuen Arbeitsplatz. »Die Besichtigung und das Kennenlernen des Waldes ist aktuell meine Hauptaufgabe«, sagt Bremer. »Um mir einen groben Überblick zu verschaffen, brauche ich ein bis zwei Monate.« Durch seine langjährige Erfahrung als Förster erkenne der 49-Jährige aber sofort, welche Waldabteilungen Probleme haben und wie diese angegangen werden müssen. Erst wenn er genug über sein Revier weiß, kann er mit dem Gestalten beginnen.
Neben der persönlichen Erkundung des 1800 Hektar großen Gebiets beschafft sich der Förster mit Hilfe des geografischen Informationssystems (GIS) weitere Informationen über sein neues Revier. Durch das System erfahren Förster zum Beispiel wie viel Wasser und Nährstoffe sich in den Böden der Waldabteilungen befinden oder wie die Wissenschaftler die Wasserversorgung für die kommenden Jahre in den Abteilungen berechnet haben.
Für Frank Bremer ist es nicht das erste Mal, dass er sich in ein Revier einarbeiten muss. Der 49-Jährige kommt ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern und hat dort seine dreijährige Ausbildung zum Waldarbeiter gemacht und damit seinen Beruf »von der Pike aus gelernt«. Nach einem Forstwirtschaftsstudium arbeitete er zunächst beim Landschaftspflegeverband im Main-Kinzig-Kreis und gründete nebenher eine Schädlingsbekämpfungsfirma.
Erst im Jahr 2012 erfüllte er sich den Traum vom Försterberuf und übernahm die Reviere Solms und Schöffengrund. »Nach fast zehn Jahren wollte ich nun ein Gebiet mit geringerer Fläche haben, was mir die Arbeit natürlich erleichtert«, erklärt Bremer seinen Wechsel in das Revier Langgöns.
Die größte Herausforderung für Wald und Förster sei und wird der Klimawandel sein. Bereits jetzt sei die Waldlandschaft durch die höheren Temperaturen nachhaltig verändert worden. »Durch den Borkenkäfer, der von den langen Hitzephasen profitierte, mussten wir die Fichten aus den deutschen Wäldern entfernen«, nennt Bremer ein Beispiel.
Demnach seien die Förster in der Pflicht, den Wald für die Zukunft vorzubereiten. Man könne ihn nicht sich selbst überlassen. Die Natur könne nicht mit den rasanten Veränderungen mithalten, die durch den Klimawandel ausgelöst wurden, sagt Bremer. »Momentan geht es in erster Linie um die Erhaltung des Waldes. Wir müssen um jeden Preis Kahlflächen vermeiden.«
Den Langgönser Wald will er dabei in den nächsten Jahren begleiten: »Wenn es geht, möchte ich bis zu meiner Pensionierung hier bleiben. Der Wald braucht Kontinuität, um sich entwickeln zu können und die Herausforderungen des Klimawandels zu bestehen.«