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Der Ton macht die Musik

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Von: Gabriele Krämer

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»Trommelturmbau zu Lich«: Kursleiterin Ulrike Hoppe mit Elina, Julius, Mia, Mischa, Lars und Bennet. © Gabi Kraemer

Wie klingt eine Rennmaus? Und wie laut läuft ein Bär? Das und viel mehr können Drei- bis Vierjährige in Erfahrung bringen: Sie besuchen die »Musikalische Früherziehung« in Lich.

Das flauschige Murmeltier ist immer mit dabei: Es reißt den Mund auf, singt und summt und nimmt auf diese Weise mit Leichtigkeit den »Zweibeinern« in der kleinen Runde die Angst vorm Mitmachen. Das Murmeltier ist eine Handpuppe und wird von Ulrike Hoppe in Augenhöhe ihres kindlichen Klientels geführt. Damit zieht die Kursleiterin rasch die Aufmerksamkeit der Drei- bis Vierjährigen auf sich, wenn sie dienstagnachmittags in der Turnhalle der ESTA (Evangelische Stiftung Arnsburg) in Lich die »Musikalische Früherziehung« eröffnet. In dieser Woche sind sechs Kinder mit von der Partie.

Eine Schulstunde lang - das sind immerhin 45 Minuten - gilt es, d en quirligen Jungen und Mädchen ein gewisses Maß an Konzentration abzuringen. Ulrike Hoppe gelingt das - dank »Murmel« - im sprichwörtlichen Handumdrehen. Mit sanfter Stimme und in ruhigem Ton lässt sie »Murmel« ein Begrüßungslied anstimmen, an dem sich Elina, Julius, Mia, Mischa, Lars und Bennet zunächst zaghaft, dann aber merklich angeregt beteiligen. Und als sich die Kleinen in den folgenden Minuten reihum einen Tischtennisball zurollen, um sich - einige noch etwas zurückhaltend - mit ihrem Namen vorzustellen, da ist »Murmel« längst in einer großen Box zum Mittagsschlaf verschwunden.

»Hallo Kinder, gebt gut acht: Hier wird gleich was vorgemacht« stimmt die Kursleiterin ein Mitmach-Lied an und leitet zum »Stopp-Tanz« kreuz und quer durch das Rund aus kleinen Turnmatten über. Derweil tauchen ein großer dicker Brummbär und eine kleine flinke Rennmaus in der Halle auf: Zwar sind diese tierischen Gäste nicht zu sehen, doch mit einer kleinen Trommel, die jedes Kind für diese Übung erhält, werden Bär und Maus wahlweise durch dumpfe Schläge mit der flachen Hand oder trippelnde Fingerübungen auf dem Trommelfell akustisch in Szene gesetzt. Und dann schreiten und trippeln Bär und Maus zum passenden Sound rhythmisch durch den Raum.

So geht es munter weiter. Die Trommeln werden zu einem Turm aufgebaut, dann gibt es Spiele mit Klanghölzern, Tiergeräuschen und einer Triangel. Obendrein packt Ulrike Hoppe ihre Gitarre aus.

Auf Interessenten für den offenen Kurs, der seit Mitte Januar angeboten wird, musste die Musikschule Lich als Veranstalter nicht lange warten: Zehn Kinder können teilnehmen, es gibt eine Warteliste. Dank der seit langem bestehenden Kooperation mit der ESTA kann deren Turnhalle als Unterrichtsraum genutzt werden. »Dieses Beispiel zeigt, dass die Zusammenarbeit von Einrichtungen und Institutionen gerade in Zeiten von coronabedingten Einschränkungen wichtig ist«, berichtet Sindy Becker (ESTA). Kleinkindpädagogik habe sich in jüngster Vergangenheit verändert. »ESTA und Musikschule reagieren darauf«, so Becker.

Reagiert hatte seinerzeit auch Ulrike Hoppe (Linden), die als Quereinsteigerin zur Kursleiterin avancierte. Bevor sie sich beruflich der ambulanten Pflege verschrieb, studierte sie Umweltmanagement. An der »Musikalischen Früherziehung« fand die heute 35-Jährige während ihrer Elternzeit Gefallen: Sie begleitete ihre Mutter, Anke Reinhardt (Hungen/Laubach), die in dieser Angelegenheit vornehmlich in Kindergärten unterwegs war.

Den Kindern Spaß und Freude an der Musik zu vermitteln, das erschloss sich für Ulrike Hoppe nun als reizvolle Aufgabe - die Suche der Musikschule Lich nach Kursleitern tat ein Übriges. Und so absolvierte sie mehrere Fortbildungen zur Musikalischen Früherziehung, darunter auch beim Verband deutscher Musikschulen.

Ausgehend von der natürlichen Neugierde und dem Spaß am Umgang mit Klängen lernen Kinder unter Hoppes Regie nun, die Musik aktiv zu gestalten. »Es gibt viele Arten des Laufens. Das fördert bei Kindern das Rhythmusgefühl«, gibt sie als Beispiel an. Ihre Unterrichtsinhalte sind vielfältig und werden in jeder Stunde kombiniert.

»Murmel« hat sich inzwischen aus seiner Box geschält und lädt die Kinder zur letzten Runde an diesem Nachmittag ein. Jedes Kind darf sich beim Schlag auf eine Triangel mit einem Wunsch an die anderen Kinder verabschieden: »stampfen«, »drehen«, »rennen«, »hüpfen«, schallt es fröhlich - und Jauchzen erfüllt die Turnhalle.

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Ulrike Hoppe Kursleiterin © Gabi Kraemer

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