Der Rock’n’Roll-Roboter
Gábor Barócsi hatte jüngst nach Dorf-Güll geladen. In seinem Wohnzimmer präsentierte der 47 Jahre alte Koch bei einer Aloha-Party seinen selbst gebauten Elvis-Roboter. Sehr zur Freude prominenter Gäste aus der Elvis-Stadt Bad Nauheim, die nun durchaus darüber nachdenken, den Roboter-Elvis irgendwann einzusetzen.
Ein Mann mit schwarzen Koteletten öffnet die Tür, es ist Gábor Barócsi. Seit seiner Kindheit ist er Fan von Elvis Presley. »Hereinspaziert zur Aloha-Party mit selbstgebautem Elvis-Roboter«, sagt er. Barócsi lebt seit März in Dorf-Güll, vorher hat er in Bad Nauheim gewohnt, noch immer arbeitet er dort als Koch in der Kurparkklinik.
Sein Projekt, den Roboter, will der 47-Jährige in ansprechendem Ambiente zeigen. Dazu hat er ein Vier-Gänge-Menü im Hawaii-Stil vorbereitet. Aus der Küche, wo der Gastgeber kocht, duftet es verlockend.
Mutter Evi sowie einige Kollegen, Nachbarn und Elvis-Fans sind da. Bad Nauheims Bürgermeister Klaus Kreß und sein Stadtmarketing-Chef Harald Hock treffen ebenfalls gerade ein. Sie erhalten Hawaii-Ketten und Plätze an der Kopfseite der Speisetafel. »Es ist eine ungewöhnliche Einladung, eine spannende Geschichte«, sagt Kreß. Da er gern Neues ausprobiert, wie er erzählt, freue er sich auf den Abend. Hock geht es genauso: »Ich freue mich auf die Kombi aus Essen und natürlich dem Roboter-Elvis, den ich noch nie gesehen habe.«
Beide dachten zuerst, der Treffpunkt sei in der benachbarten Klosterwaldhalle und waren überrascht, als der Weg in ein privates Wohnzimmer führte. Der Raum ist stimmungsvoll eingerichtet, mit Fototapete, Rock’n’Roll-Accessoires, Aquarium und großen Elvis-Pappaufstellern.
In der Wohnung hat Barócsi auch einen Hobbyraum, in dem er an seinem Roboter bastelt, der teilweise aus Silikon besteht. Bereits seit sechs Jahren werkelt er daran, setzt dazu auch einen 3D-Drucker ein. Bevor er sein Geschöpf vorführt, verzehren die Gäste Garnelen auf Toast, Ananas-Curry-Suppe in Kokosmilch und »Huli-Huli-Hähnchen«, eine hawaiianische Spezialität. »Elvis gab 1973 ein großes Konzert in Hawaii«, erzählt Barócsi, warum er auf diese kulinarische Idee kam.
Schließlich ist es soweit, Barócsi baut ein Mischpult auf. Über die Wand flimmern Bilder aus der Zeit, als GI Elvis in die Wetterau kam. Eine Lichtshow beginnt, Seifenblasen fliegen. In einer verhüllten Kabine steht der Roboter, die Betrachter sehen den Umriss. Langsam hebt sich der Vorhang, die Handys gehen zum Fotografieren hoch: Da steht er, der »King« im weißen Anzug.
Songs wie »Are you lonesome tonight« und »Heartbreak Hotel« erklingen. Das ganze Flair ist charmant, Barócsi liefert ein Gesamtpaket.
Perfekt wäre aber langweilig, daher ist es wie ein Vorführeffekt, als der Roboter kurz zurück in die Werkstatt muss. Dann aber geht es los. »Elvis« bewegt den Kopf, öffnet und schließt den Mund, bewegt den Arm. Mit den Fingern klimpert er auf der Gitarre, tippt mit dem Bein auf. Ein sanfter Typ ist er, nicht ganz so kraftvoll wie das Original und dessen legendäre Hüftschwünge. Manchmal scheint es, als lächle er Barócsi an, während Songs wie »All shook up« und »In the Ghetto« ertönen.
Gastlichkeit, Atmosphäre und künstlerische Spannung - der Abend kommt gut an. Gerne möchte Gábor Barócsi ehrenamtlich mit seinem Herzensprojekt in Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen auftreten. Bad Nauheims Bürgermeister Kreß und auch seinem Stadtmarketing-Chef Hock gefällt, was sie sehen. Sie überlegen, ob und wenn ja wie man den Roboter einsetzen könnte.
»Generell ist es eine super Idee«, lobt Hock. Der Roboter sei gut ausgeführt. »Ich glaube, an dem Projekt muss noch ein bisschen gearbeitet werden, aber es ist toll, was der Roboter schon alles kann. Ich kann mir vorstellen, dass das Projekt auf Dauer ein Erfolg wird«, sagt Hock.
Wer Kontakt zu Barócsi aufnehmen möchte, kann ihn per Mal an barocsigabor75@ gmail.com kontaktieren.