Der elektrische Hesse

Bereits vor einigen Wochen startete in Langgöns ein Carsharing-Projekt mit einem Neunsitzerbus. Nun kommt ein E-Fahrzeug als Bürgerbus hinzu. Spannend wird die Frage, ob der Akku reicht, um alle geplanten Fahrten zu absolvieren.
Über lange Zeit sah es so aus, als ob Langgöns noch lange auf einen Bürgerbus warten müsse. Nun verfügt die Kommune über gleich zwei Fahrzeuge. Jedoch gibt es wesentliche Unterschiede zwischen dem Neunsitzerbus von Mikar, der im Dezember in Dienst gestellt wurde, und dem Bus, der ab April einsatzbereit sein soll.
Während das Fahrzeug von Mikar jeder Verein und Bürger über das Rathaus oder die App mieten kann, kann der durch das Land Hessen finanzierte Bürgerbus maximal durch Vereine ausgeliehen werden. Auch Fahrten für Verwaltungszwecke sind nicht möglich. Zudem handelt es sich bei dem Bürgerbus im Gegensatz zu dem Fahrzeug von Mikar um ein Elektroauto - mit allen Vor- und Nachteilen.
Ende 2019 hatte die Kommune einen Antrag für einen Bürgerbus beim Land Hessen gestellt, schilderte Bürgermeister Marius Reusch im Sozialausschuss. Danach hörte man zu diesem Thema lange nichts mehr aus Wiesbaden. Erst im vergangenen Herbst sei der Vertrag zustande gekommen.
Anna-Lena Bauer kümmert sich von Verwaltungsseite um das Projekt Bürgerbus. Sie hatte zuvor schon in Münzenberg Erfahrungen mit solch einem Projekt gesammelt.
Beim Bürgerbus nehmen Ehrenamtliche hinterm Steuer Platz und fahren ihre Mitbürger zu Zielen, etwa dem Supermarkt, dem Arzt oder der Bank. Das Angebot stehe nicht zum öffentlichen Nahverkehr in Konkurrenz, sagte Bauer. Vielmehr solle dieser durch den Bürgerbus ergänzt werden. Es wird ein »Tür-zu-Tür«-Service angeboten. Dafür sei allerdings eine Anmeldung bis spätestens am Freitag der Vorwoche notwendig.
Der Bus soll zum Auftakt zweimal die Woche durchs Kleebachtal rollen. Ziel sei, so Bauer, irgendwann das Angebot auf fünf Tage auszuweiten. Zu Beginn werde die Resonanz noch überschaubar sein, man hoffe aber auf ein stetiges Wachstum. Bauer sagte, dass sich bereits 20 Personen als Fahrer gemeldet hätten. Weitere Interessierte würden gesucht. Wer das Projekt unterstützen wolle, aber Scheu davor habe, einen Kleinbus mit neun Sitzen zu lenken, der könne auch Bürodienste übernehmen.
Der Planung der Fahrten wird ein enorm hoher Stellenwert zukommen. Denn bei dem Fahrzeug, welches durch das Programm »Land hat Zukunft - Heimat in Hessen« finanziert wurde, handelt es sich um ein E-Fahrzeug. Sebastian Fuchs (Freie Wähler) schilderte aus eigener Erfahrung, dass man insbesondere im Winter genau auf die Batterieanzeige schauen müsse. »Reicht die Reichweite, um von Lang-Göns über Espa nach Cleeberg und noch zu einem weiteren Ziel zu fahren?«, fragte er. »Sechs Stunden am Stück zu fahren, wird nicht funktionieren.«
Bauer sagte dazu, dass die Fahrten genau geplant werden müssten. Reusch ergänzte, dass dies für den Einsatz als Bürgerbus im Kleebachtal wohl kein Problem darstelle. Bei Vereinsfahrten an den Wochenenden könne die Reichweite jedoch ein Thema werden.
Im Konzept von 2019 war vorgesehen, den Bürgerbus in Niederkleen an der alten Feuerwehr zu stationieren. Dieser Standort sei jedoch mangels Infrastruktur für ein E-Auto ungeeignet. Stattdessen wird nun eine Ladesäule am Rathaus Lang-Göns errichtet. Zudem wird für das E-Auto dort ein Carport errichtet. Der Schlüssel kann dann stets in der Verwaltung abgeholt werden.
Zwar ist der Bus nun schon da, es wird jedoch noch einige Wochen dauern, bis er zu seiner ersten Tour aufbrechen kann. Bauer sagte, dass es Ende März eine Auftaktveranstaltung geben soll. Im April seien dann die ersten Fahrten vorgesehen. Da sich erst im laufenden Betrieb mögliche Probleme zeigen werden, sei ein regelmäßiger Runder Tisch geplant, um Änderungen besprechen zu können.