Das ewige Streben nach Glück

Dass Geld allein nicht glücklich macht, konnten am Donnerstagabend rund 50 Zuhörer in der Kulturellen Mitte in Holzheim hören. Sie waren Gäste bei der Schauspielerin und Hörspiel- und Hörbuchsprecherin Nina Petri, die im Rahmen der OVAG-Reihe Leseland Gießen in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Zentrum zu einer Lesung zum Thema »Glück« nach Pohlheim gekommen war.
Begrüßt und vorgestellt hatte sie dazu OVAG-Mitarbeiterin Anne Naumann.
Die gebürtige Hamburgerin hatte zu ihrer zweistündigen Lesung passende Auszüge aus Geschichten, Erzählungen und Gedichten - unter anderem von den Brüdern Grimm, Wolfgang Goethe, Bertold Brecht und Kurt Tucholsky - mitgebracht. Braucht das Unglück das Glück, fragte sie und rezitierte Eingangs gereimte Worte vom deutschen Schriftsteller und Künstler Robert Gernhardt.
Auf Spurensuche des Wortbegriffs bis ins Indogermanische begab sie sich dann mit dem gespannt zuhörenden Publikum. Im 12. Jahrhundert wurde es als »Gelücke« geläufig, das so viel wie »geht gut aus« bedeutet, informierte Petri über den Wortstamm. »Wer sich selbst liebt, kann andere lieben«, sagte sie, bevor sie aus Berthold Brechts »Dreigroschenoper« gesanglich die Ballade von der »Unzulänglichkeit Menschlichen Planens« auf der nicht endenden Suche nach besagtem Glück vorstellte. Passend dazu das folgende Grimm’sche Märchen vom »Hans im Glück«, der mit leeren Händen, aber glücklich zu seiner Mutter zurückkehrte.
Dauerhaftes Glück finde man bei Familie und Freunden und an der Freude im Dasein und den Augenblicken, die sich nicht abnutzten, so Petris Sicht. Die Auswahl der von Petri ausgesuchten Schriften folgten einem Erzählbogen, der alle Spielarten des Glücks beleuchtete, den die frühere und zeitgenössische Literatur zu bieten hat. Dazu gehörte ebenso die Zukunftsvision Aldous Huxleys »Schöne neue Welt«, in der das Unglück ausgerottet ist und nach dem »Recht auf Unglück« gefragt wird. Dafür erntete die Künstlerin viel Applaus. rge/FOTO: RGE