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Damit es summt und brummt

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Von: Rüdiger Soßdorf

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Weidenkätzchen locken Bienen schon früh im Jahr an. © Boris Roessler/dpa

Sascha Greiner, Landesgeschäftsführer des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes, appelliert an die Menschen, heimische Blühpflanzen zu setzen, um den Bienen ein Auskommen zu sichern. Der Wettenberger geht mit gutem Beispiel voran.

Bienen mögen es bunt auf der Wiese. Je mehr da blüht, desto besser für die Insektenwelt. Für die sind Wiesen, Bäume und Sträucher der Lebensraum. Das insektenfreundliche Ideal: Ein Blüh-Angebot für Biene und Co. am besten von Ostern bis Oktober.

Sascha Greiner ist deshalb in Sorge. Denn der Landesgeschäftsführer des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes aus Wettenberg sieht die Vielfalt an Blühpflanzen sukzessive abnehmen. Von einer »grünen Wüste« sprach er dieser Tage gar, unter der die Insektenwelt leidet. Eben weil oftmals nach den Frühlingsblühern und der Obstblüte nicht mehr so viel kommt. Raps gibt es da noch, hier und da bis in den Herbst hinein Senf. Aber das Angebot könnte reichlicher, der Tisch für die Bienen besser gedeckt sein. Greiner will gegensteuern: Mit der Bitte, den Tierchen mehr heimische Blühpflanzen anzubieten.

Greiner selbst geht mit gutem Beispiel voran: 26 Linden will der 39-Jährige am kommenden Wochenende in seiner Heimatgemeinde Wettenberg sowie im Raum Gladenbach pflanzen - für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt in Hessen einen Baum. Und warum gerade Linden? Die schönen Bäume, einst Zier vieler Dorfplätze und darüber hinaus gerne als Alleebaum gepflanzt, sind wichtige Trachtbäume für Honigbienen. Zudem tummeln sich in Linden Hummeln, Wespen, Fliegen, Hornissen - fast alles, was summt und brummt. Außerdem wird auf Greiners Initiative hin für jedes Bundesland ein Baum gepflanzt. Der hessische Oberimker hat dafür seine Geschäftsführer-Kollegen von Schleswig-Holstein bis Bayern gewonnen.

Dahinter steckt aber noch viel mehr: Am 26. März sollen auf der ganzen Welt so viele Pflanzen wie möglich in die Erde gebracht werden, die Honigbienen nützlich sind. »Auch in Deutschland beteiligen sich unterschiedliche Menschen und Unternehmen«, sagt Greiner. Im Raum Gladenbach etwa die Zeydler GmbH und im Kreis Gießen viele Imker.

Die Initiative geht von Slowenien aus. Das Land engagiert sich schon seit längerem stark in Sachen Umwelt- und Insektenschutz. So hat Slowenien den 20. Mai als mittlerweile anerkannten Welt-Bienentag ausgerufen und will nun mit dem Tag der Pflanzung von Honig-/Insektenpflanzen erneut auf die Bedürfnisse der (Um)Welt aufmerksam machen.

Greiner, der mütterlicherseits übrigens slowenische Vorfahrten hat, hat sich im ausgehenden Winter mit dem Präsidenten des slowenischen Imkerverbands ausgetauscht und ist von diesem auf die Aktion aufmerksam gemacht worden. Greiner appelliert, sich diesem Projekt anzuschließen, »da unser Planet das Pflanzen von Bäumen braucht, um die Umwelt zu erhalten«. Gerade Bienen gelten als einer der wichtigsten Bestäuber überhaupt: »Dreiviertel aller Nutz- und Kulturpflanzen in Europa sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen, um Früchte zu tragen und sich zu vermehren«, sagt Greiner.

Der Pflanztag am 26. März ist ein EU-Projekt mit dem Ziel, europaweit bis zum Jahr 2030 drei Milliarden Bäume zu pflanzen. Das soll nicht nur die Zukunft der Bestäuber sichern helfen, sondern zugleich einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgase in der EU und zur Klimaneutralität Europas leisten.

»Jeder kann mitmachen«, sagt Bienen-Fachmann Greiner. Auch ohne großes, eigenes Grundstück. Es können nicht nur Bäume in Wäldern und Gärten gepflanzt werden: Blühpflanzen können auch in Balkontrögen sowie in öffentlichen Bereichen - in Parks und anderswo für eine lebendige Insektenwelt beitragen.

Auch lokal in Wettenberg setzt sich Greiner als Gemeindevertreter für mehr Grün ein. Seine grüne Fraktion hat beispielsweise für mehr Blühstreifen geworben und angeregt, im Frühjahr nicht zu mähen, bis die erste Blühzeit vorbei ist. Die Idee dahinter: Mähzeiten den Naturzyklen anzupassen und nicht den Arbeitsprozessen.

Bienen sollten das ganze Jahr über Blühpflanzen finden, um nicht Hunger leiden zu müssen. Idealerweise mit ungefüllten Blüten, gleichermaßen Pollen wie nektarspendende Pflanzen und vor allem: heimische Arten. Außer Bäumen können das Weißdorn und Schlehe sein, aber auch Schneebeere oder Liguster. Schon jetzt blühen Krokusse. Auch Gemüse wie Zucchini oder Kürbis werden von Bienen angeflogen. Kurz geschorene Rasen und immergrüne Sträucher sind zwar nett anzusehen, bieten Bienen aber keine Nahrung. so/Initiative bee careful

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