Corona-Bonus für Erzieherinnen

Die Erzieherinnen der städtischen Kindergärten in Pohlheim sollen für ihre Arbeit in der Pandemie als »Zeichen der Wertschätzung« jeweils 500 Euro erhalten. Kritik an dem Vorschlag gibt es aus der Opposition wegen des Zeitpunkts.
Die Erzieherinnen in Pohlheim erhalten voraussichtlich einen Corona-Bonus in Höhe von jeweils 500 Euro. Dies soll am Donnerstag kommender Woche im Stadtparlament beschlossen werden.
Der von der Grünen-Fraktion eingebrachte Antrag wurde am Mittwoch im Haupt- und Finanzausschuss einstimmig befürwortet. Es sei zu prüfen, ob für das Haushaltsjahr 2021 ein entsprechender Ausgaberest vorhanden ist, der für die Auszahlung der Boni verwendet werden kann.
Die Erzieherinnen hätten in der Pandemie »in besonderem Maße vollen Einsatz gezeigt«, begründen die Grünen ihren Antrag. »Das muss honoriert werden und rechtfertigt eine separate zusätzliche Gratifikation.«
Da erfahrungsgemäß das Personalkostenbudget nicht voll ausgeschöpft werde, sei zu prüfen, ob ein Ausgabenrest von rund 55 000 Euro zur Verfügung steht, der dann an die Erzieherinnen ausgezahlt werden könnte.
Zu dem Antrag gab es keine Gegenstimmungen. CDU und Freie Wähler enthielten sich allerdings. Andreas Schuch, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, gab zu bedenken, dass angesichts des Fachkräftemangels in den Kitas weitreichende Überlegungen und konkrete Ideen notwendig seien. Es gehe darum, Erzieherinnen für die Kindertagesstätten in Pohlheim zu gewinnen, die Attraktivität des Berufs zu erhöhen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ein Corona-Bonus sei ein Zeichen der Wertschätzung, »aber leider nicht die Lösung des Problems«, sagte er.
Stadtverordnetenvorsteherin Hiltrud Hofmann von den Grünen pflichtete Schuch bei. Das Problem sei allerdings den Kommunen im gesamten Gießener Land bewusst, auf Kreisebene suche man nach Lösungen und beschäftige sich mit dem Problem. Weitere Fachkräfte zu finden, sei aufgrund des deutlichen Mangels aktuell schwer möglich. »Und so schnell kommen die auch nicht«, sagte Hofmann. Ziel der Corona-Boni sei, die Erzieherinnen »wenigstens mit einer kleine Anerkennung« für ihr Engagement »in einer extrem problematischen Zeit« zu würdigen.
Wichtige Frist Ende März verstrichen
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Alexander räumte ein, dass in der Corona-Zeit auch andere städtische Beschäftigte besonders gefordert waren. In den Kitas sei die Belastung allerdings besonders hoch gewesen, auch weil Kindergartenkinder noch nicht geimpft werden können und Erzieherinnen dadurch weniger geschützt sind.
Melanie Neeb von der CDU-Fraktion kritisierte, dass der Antrag spät komme. Bis Ende März wäre die Auszahlung der Corona-Boni steuerfrei und sozialversicherungsfrei möglich gewesen. »Warum ist der Bonus noch nicht gezahlt worden? Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit«, sagte Neeb. »Es ist anscheinend versäumt worden.«
Dass es bei den Corona-Boni, die im Stadtparlament beschlossen werden, freilich um eine Auszahlung an städtische Arbeitnehmer geht, war derweil dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Malke Aydin offenbar entgangen. Er brachte auch Boni für Erzieherinnen nicht städtischer Kitas ins Gespräch und schlug vor, dass unter anderem auch an Selbstständige gedacht werden sollte.