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Chemie in den Schulferien

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Bunte Mischung: Die Kinder am Experimentieren mit Rotkohlsaft und unterschiedlichen Lösungen. © Red

Wie kann man Kinder für Chemie begeistern? Indem man sie experimentieren lässt, und das schon in jungen Jahren. Den besten Beweis, dass diese Vorgehensweise funktioniert, trat jüngst Johannes Rech im Rahmen der Wettenberger Ferienspiele an.

Zugegeben, Chemie ist sicher nicht das Lieblingsfach vieler Schulkinder. Das weiß auch Johannes Rech. Aber diese Abneigung sei unberechtigt, findet er. Dass es durchaus möglich ist, schon sechs- bis zwöfjährige Kinder für die Welt der Naturwissenschaften zu begeistern, hat der 59 Jahre alte Diplom-Biologe jüngst im Rahmen der Wettenberger Ferienspiele bewiesen. Die Kleinen jedenfalls kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und das auch noch in den Schulferien.

»Es gibt zwei Regeln für heute«, sagte Rech zu Beginn. »Erstens: Am Platz wird nicht getrunken oder gegessen. Zweitens: Wenn es im Auge brennt und ihr Chemikalien im Auge habt, bitte Bescheid sagen.« Ab diesem Zeitpunkt war das Wettenberger Haus der Begegnung nicht mehr einfach nur ein normales Gebäude. Es wurde für die nächsten Stunden zu einem Labor.

»Aber eines ist noch wichtig«, führte Rech weiter aus: Er sei hier nicht der Experimentieronkel und führe etwas vor, während der Rest zuschaue. Vielmehr sollten die Kinder selbst Hand anlegen. »So erscheint die Chemie nicht nur als bloße Reaktionsgleichung an der Tafel, sondern als faszinierende Naturwissenschaft mit tollen Experimenten.«

Rech, der Mann von der Organisation »Young Scientists«, hat reichlich Erfahrung, wie man schon Grundschüler für Chemie begeistert. Seit beinahe 30 Jahren veranstaltet er Kurse in den Schulferien.

Los ging es mit Rechs persönlichen Lieblingsexperiment. Dafür warfen die Kinder zunächst einen normalen Zuckerwürfel in ein Glas mit Speiseöl. Die Frage im Vorfeld, ob sich der Würfel im Öl auflösen würde, bejahten sie unisono. Umso mehr staunten die kleinen Chemiker, als das Gegenteil passierte. »Der würde auch noch 100 Jahre weiter da drin bleiben«, sagte Rech.

Nun gaben die Kinder jeweils Wasser in das Glas hinein. Was passierte? Wasser und Öl vermischten sich nicht. Stattdessen bildeten sich zwei verschiedene Schichten, unten das Wasser und oben das Öl. »Öl ist wasserabweisend«, erklärte Rech. Aufgrund der unterschiedlichen Dichte ist Wasser schwerer als Öl, so kommt es zur Schichtbildung, Der Zuckerwürfel löste sich schließlich in der neuen Wasserschicht auf.

Gibt man in diese Mischung nun einen Klecks Tinte hinzu, ist ein besonderes Schauspiel zu beobachten. Die Tinte wandert durch das oben abgelagerte Öl und fängt erst beim Wasser an, sich auszubreiten. Die Kinder jedenfalls waren begeistert: »Wow, das war cool«, war der einhellige Tenor. »Es wird noch viel cooler«, antworte Rech. Denn nun kam zu der »gefährlichen« Mischung noch eine Brausetablette hinzu. Es begann ein »Sturm« im Glas, bei dem sich beide Teile für kurze Zeit wild durchmischten. »Das gefällt euch, oder?«, fragte Rech. »Ich habe aber noch mehr auf Lager«.

Das zweite Experiment basierte auf Rotkohlsaft, den die Kinder nach kurzer Zeit anhand des Geruchs erkannten. Der rote Saft wurde in zehn Reagenzgläser gefüllt. Im Anschluss tropften die Ferienspielkinder allerhand unterschiedliche Lösungen in die einzelnen Gläser, um zu beobachten, wie und ob diese die Farbe des Saftes verändern. Je nach Lösung zeigte der Rotkohlsaft dann eine neue Farbe: Bei Essig färbte er sich rötlich, bei einer Natronlösung zeigte er eine grünliche Färbung. Zucker- und Salzlösung verursachten keine Verfärbung.

»Chemie wird in der Schule erst ab dem achten Schuljahr verbindlich unterrichtet«, benannte Rech ein für ihn grundsätzliches Problem. »Wenn man die Begeisterung für etwas wecken will, muss man früher damit anfangen.« In Wettenberg jedenfalls erreichte er sein Ziel. Einige der Kinder waren so begeistert und blieben länger, um noch einige Versuche durchführen zu können.

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