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CDU baut weiter auf Braun

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Von: Rüdiger Soßdorf

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Ein sichtlich erschlankter Helge Braun wurde am Freitag in Lollar für weitere zwei Jahre an die Spitze der CDU im Kreis Gießen gewählt. © Ruediger Sossdorf

Helge Braun ist für weitere zwei Jahre als Vorsitzender der CDU im Kreis Gießen bestätigt worden. Der Gießener erhielt am Freitag beim Parteitag in Lollar 83 Prozent Zustimmung. Nicht mehr in den Kreisvorstand gewählt wurde Klaus Peter Möller (Gießen). Zudem hat die CDU ein Strategiepapier für ihre künftige Arbeit verabschiedet.

Vor zwei Jahren noch stand vorne eine Neun. Satte 91,9 Prozent Zustimmung erfuhr CDU-Kreisvorsitzender Helge Braun da bei seiner Wiederwahl, 2016 war er gar mit 93 Prozent im Amt bestätigt worden. Am Freitag in Lollar erhielt Braun 88 Ja-Stimmen, 18 Mitglieder votierten gegen ihn: Volker Bouffier der als CDU-Ehrenvorsitzender die Versammlung leitete, sprach angesichts der Zahlen dennoch von einem »überzeugenden Ergebnis«. Helge Braun führt die Union im Kreis mittlerweile seit 2004.

Eine Klatsche erlebte derweil Brauns langjähriger Stellvertreter Klaus Peter Möller aus Gießen. Möller gibt dieser Tage den Vorsitz im CDU-Stadtverband Gießen an Frederik Bouffier ab. Da war es nur folgerichtig, dass Bouffier als neuer Chef des zahlenmäßig größten Stadtverbands der CDU im Kreis als Braun-Stellvertreter in den engeren Vorstand im Kreis aufrückt. Möller kandidierte stattdessen als Beisitzer im Kreisvorstand - und fiel durch. Der Gießener erhielt nur 55 von 100 gültigen Stimmen. Das war das zweitschlechteste Ergebnis der 16 Bewerber um die 14 zu besetzenden Beisitzer-Positionen. Damit war Möller raus. Zuvor hatte Braun seinem langjährigen Stellvertreter ausdrücklich für dessen Wirken gedankt.

Alle anderen Wahlen verliefen ohne Überraschungen. Der engere geschäftsführende Vorstand mit Brauns Stellvertretern, Schatzmeister und Schriftführer wurde bestätigt. Einige neue Gesichter gibt es bei den Besitzern (siehe Kasten). Nicht mehr kandidiert haben dort Anneliese Bork (Linden), Laura Frey (Wettenberg), Michelle Kraft (Lollar), Julia Sator (Gießen), Martin Schlicksupp (Gießen und Helge Stadelmann (Pohlheim).

Die CDU zählt in den Städten und Gemeinden im Kreis derzeit 1382 Mitglieder. Das sind 32 weniger als vor zwei Jahren, so der Bericht der Mitgliederbeauftragten Felicitas Beuschel. Wobei der Abwärtstrend etwas gebremst scheint: Die Mitgliederverluste sind deutlich geringer als in den Jahren zuvor. Zum Vergleich: 2016 zählte de Union noch 1660 Mitglieder im Kreis. Noch immer dominieren die Männer in der Partei. Nur 26 Prozent der Mitglieder sind Frauen. »Unser wertvollster Schatz sind die Mitglieder« ermunterte der Ehrenvorsitzende Bouffier dazu, bei der Gewinnung neuer Köpfe für die Union nicht nachzulassen.

Dies ist übrigens auch einer der zentralen Punkte in einem Strategiepapier, das der Parteitag am Freitag verabschiedet hat. Es soll Grundlage sein, um die Partei im Landkreis und in den Städten und Gemeinden zukunftsfähig zum machen. Der Hintergrund: Zunehmender Verlust von Wählerbindung und der Rolle als Volkspartei, wie nicht zuletzt das Abschneiden bei der Bundestagswahl gezeigt hat. Es gelte, vor Ort eine aktive Partei zu sein, die zum Mitmachen einlädt, die Werte und politische Inhalte vermittelt und in einem intensiven Dialog mit den Bürgern deren Anliegen aufnimmt, schreiben die acht Autoren des Papiers, Christopher Lipp, Felicitas Beuschel, Florian Vornlocher, Tobias Breidenbach, Klaus-Peter Möller, Frederik Bouffier, Lucas Schmitz und Helge Braun.

Nicht von ungefähr zählen sechs davon zu den sogenannten »jungen Wilden« in der Partei und in der Kreistagsfraktion. Mit den beiden vergangenen Kommunalwahlen sei ein Generationswechsel bei der Union im Kreis eingeleitet worden, freute sich Helge Braun. Er dankte den jüngeren Aktiven ausdrücklich für deren engagierte Arbeit. Im Kreistag stellt die CDU mit Abstand die jüngste Fraktion. Der erst 28 Jahre alte Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Tobias Breidenbach, unterstrich, man habe mit Bildung, dem Ausbau der digitalen Infrastruktur und mehr Mitteln für Straßen- und Radwegebau zudem auf die richtigen Themen gesetzt. Breidenbach: »Wir sind gut aufgestellt, um auch in Zukunft die gestaltende Kraft in diesem Landkreis zu sein«.

Braun hatte eingangs des Parteitags ein Bekenntnis zur Solidarität mit der Ukraine abgegeben und dafür geworben, wieder deutlicher zu machen, wofür die CDU steht und dass die Menschen ihr in Krisenzeiten vertrauen könnten.

Der Ort des Kreisparteitags war übrigens mit Bedacht gewählt. In Lollar steht in diesem Jahr die einzige Bürgermeisterwahl im Landkreis Gießen an. Da will die Christdemokratin Selda Demirel-Kocar aus Heuchelheim im September zur Nachfolgerin von Dr. Bernd Wieczorek (parteilos) gewählt werden. Mit Buseck und Grünberg hat die CDU im vergangenen Jahr zwei weitere Chefsessel in den Rathäusern im Kreis gewonnen. Das soll sich in Lollar fortsetzen. Kreisvorsitzender Braun sagte Demirel-Kocar seine ausdrückliche Unterstützung zu, »damit Lollar eine CDU-regierte Stadt wird«.

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