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Wohnhaus und Synagoge: Was folgt am Anger 10 in Buseck

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Die Führungen begannen vor der ehemaligen Synagoge: Kunst- und Bauhistorikerin Susanne Gerschlauer, Dr. Eckhardt Bayer und Maria Pasel (von links) mit einer Besuchergruppe.
Die Führungen begannen vor der ehemaligen Synagoge: Kunst- und Bauhistorikerin Susanne Gerschlauer, Dr. Eckhardt Bayer und Maria Pasel (von links) mit einer Besuchergruppe. © Siglinde Wagner

Buseck (siw). »Wohnhaus – Synagoge – ?« Insbesondere das Fragezeichen ist es, dass das Haus am Anger 10 in Großen-Buseck derzeit immer stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung rückt. Die Arbeitsgruppe »Anger 10« hatte für vergangenen Sonntag dazu eingeladen, das Denkmal der Geschichte im Busecker Tal zu besuchen.

Die Kunst- und Bauhistorikerin Susanne Gerschlauer konnte bei mehreren Führungen durch die ehemalige Synagoge viel Wissenswertes vermitteln und Fragen beantworten. Jedoch die Frage nach dem Fortbestand und der künftigen Nutzung des geschichtsträchtigen Hauses musste auch sie unbeantwortet lassen.

Das vor 1795 erstellte Gebäude wurde 1844 für 2000 Gulden von der jüdischen Gemeinde erworben. 1846 stand die feierliche Einweihung als Synagoge an. Durch Zeitzeugenberichte konnte neuerdings die Erkenntnis gewonnen werden, dass sich der Betraum im westlichen Teil des Gebäudes befunden hatte und die Decke offen war. Während die Männer unten saßen, waren die Plätze auf der Empore den Frauen vorbehalten. Dies steht im Gegensatz zu den früheren Gebräuchen der evangelischen und katholischen Gläubigen.

Nachdem eine langjährige Bewohnerin im Alter von fast 101 Jahren Anfang des Jahres verstorben war, können nun auch die von ihr seit 1948 genutzten oberen Wohnräume einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Martha Kuhl-Greif und Maria Pasel hatten wachen Auges die Räume durchstreift.

Von scheinbar kleinen Überbleibseln (wie ein Putzplan aus dem Jahr 1972 und ein Zettel mit der Aufschrift »Please think of your Medicine 16 Uhr« – offensichtlich für oder von dem hier einst ansässigen englischen Journalisten geschrieben) und den unvermeidbaren Wohnspuren wie Tapeten in mehreren Schichten, ließen sich die kreativen Damen zu einer Fotoausstellung »Innenansichten« inspirieren. Heraus kamen höchst bemerkenswerte Exponate, deren Präsentation den Vergleich der echten Wohnspuren mit den Aufnahmen ermöglichte.

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