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Unbequeme Denkmale: Ausstellung im Busecker Schloss

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Buseck (kne). Zum Tag des offenen Denkmals wurde am Dienstag im Busecker Schloss eine Ausstellung zum Tehma »Unbequeme Denkmale« eröffnet. Vom 3. September bis 4. Oktober sind dort insgesamt 18 Plakate zu besichtigen.

»Beim Stichwort Denkmal kommen einem zuerst Gebäude wie das Busecker Schloss in den Sinn«, hieß es am 31. August in einer Vorschau der Gießener Allgemeinen Zeitung auf den Tag des offenen Denkmals. »Die spannenderen Geschichten indes werden am Denkmaltag woanders erzählt.«

Dass das Urteil darüber, wie spannend man eine Sache findet, im Auge des Betrachters liegt, versteht sich von selbst. Doch die Ausstellung »Unbequeme Denkmale – einst und jetzt« im Busecker Schloss ist durchaus in der Lage, den Besucher davon zu überzeugen, dass es auch in und um Buseck viel Spannendes zu erfahren gibt.

Als die Gruppe um Archivarin Ilse Reinholz-Hein und Martha Kuhl-Greif von der Arbeitsgruppe Anger 10 von den Plänen des Landesamtes für Denkmalpflege erfuhr, den diesjährigen Tag des offenen Denkmals unter dem Motto »Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?« auszurichten, da hielten sie Busecks Monumente sofort für prädestiniert, im Rahmen einer solchen Veranstaltung zu präsentieren. Bei einer kurzen Ansprache gab Archivarin Reinholz-Hein eine Einführung in die »unbequemen« Denkmale vor Ort, die bei genauerer Betrachtung Spannendes offenbaren.

»Unbequeme Erinnerung«

So sei das Schloss mit seiner angrenzenden Zehntscheune den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bauern immer wieder ein Dorn im Auge gewesen. Schließlich seien sie von dort aus beherrscht worden und hätten dort zehn Prozent ihres Ertrages als Steuer abliefern müssen. In der Moderne sei die Zehntscheune lange unbeachtet geblieben, »dabei ist sie doch das älteste unveränderte Bauwerk Busecks«, so Reinholz-Hein.

Und auch die Brandsburgsscheune hafte derzeit das Attribut »unbequem« an, da unklar sei, wie sie zukünftig genutzt werden soll und daher unterschiedliche Interessen aufeinanderstießen. Daneben dürfe nicht vergessen werden, dass die dortige ehemalige Zigarrenfabrik Zeugnis über die Emanzipation der Frau ablege, die dort Geld verdienen konnte und so ein Stück Unabhängigkeit gewann.

Daneben seien die Denkmale, die die jüdische Kultur und Religion im Ort sichtbar machen, vielen oft unbequem: »Denn sie halten eine mehr als unbequeme Erinnerung an die Vernichtung von Menschen und Kultur wach«, so Reinholz-Hein.

So überdeckten vielfach die Gräuel des Holocaust die Erinnerung daran, dass es in Buseck über 350 Jahre lang ein friedliches Nebeneinander der Religionen und Kulturen gegeben habe.

»Das Busecker Tal war ein wahres Klein-Palästina«, pflichtete ihr Martha Kuhl-Greif bei. »Hier gab es im Verhältnis mehr Juden als in den großen Städten Hessens. Die jüdische Gemeinde konnte ihren Glauben seit dem 19. Jahrhundert sehr liberal und professionell ausüben.« Nach 1945 habe die Synagoge Am Anger 10 Flüchtlingen und Bedürftigen als Unterschlupf gedient. Heute sei das Gebäude noch immer sanierungsbedürftig. Kuhl-Greif äußerte die Hoffnung, Anger 10 möge nicht auch noch zu einem »unbequemen« Denkmal werden.

Am Tag des offenen Denkmals ist die Ausstellung im Schloss von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen. Gleichzeitig wird es am Anger 10 einen Infostand geben. Dort können Besucher von 12 bis 17 Uhr etwas über die Geschichte der ehemaligen Synagoge erfahren.

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