Schüler befassen sich mit Ungleichbehandlung

Buseck (pm). »Endlich konnten wir wieder reisen und an einem internationalen Erasmus plus Treffen in Mollet del Valles in Spanien teilnehmen«. Das berichtet Torsten Piske, Erasmus plus Koordinator der Gesamtschule Busecker Tal (IGS). Das Treffen geschah im Rahmen des 2020 begonnenen Projekts »Digital Director«, in dem kurze Filme zu sozialen oder politischen Problemen von den beteiligten Schulen erstellt werden.
Bei dem Treffen in Spanien lautete das Thema »Gender inequality«, es ging um die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in Bezug auf Bildung, Karriere und Einkommen.
Zwei Jahre lang hatten die Schülerinnen und Schüler der IGS und ihre Lehrer darauf gewartet, nun war es so weit: Eine Wochen lang trafen sich sechs Schülerinnen und Schüler der IGS mit ihren Lehrern Torsten Piske und Klaus Steup in der spanischen Stadt Mollet del Valles am Institut d’Educacio Secundaria Aiguaviva. »Im Auftrag der Europäischen Union diskutierten die Jugendlichen und ihre Lehrkräfte aus Rumänien, Kroatien, Spanien und der Türkei gemeinsam über das Problem der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen in der Gesellschaft«, berichtet Piske.
Die unterschiedlichen Chancen von Männern und Frauen in Bezug auf Bildung, Einkommen und Karriere waren das zentrale Thema dieses Treffens, es ist ein Problem, das in allen Staaten der EU existiert und das viel zu oft in den Hintergrund gerate, erläutert Koordinator Piske die Zielsetzung dieser Zusammenkunft.
Problem in vielen Ländern präsent
So bekämen Frauen bis zu 18 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen für die gleiche Arbeit. In welchen Bereichen dies geschieht und was die Gründe dafür sind, war das Thema der Kurzfilme, die von den Schülerinnen und Schülern der einzelnen Länder dazu angefertigt worden waren.
Sie stellten die Ungleichheiten in den verschiedenen Ländern dar. Der rumänische Beitrag zum Beispiel zeigte eine junge Frau, die als Kfz-Mechatronikerin arbeitet, aber kaum Kunden hat, da Männer sie für diesen Job nicht kompetent genug halten.
Der türkische Film zeigte eine junge Frau, die hochqualifiziert die Bewerbung um eine Arbeitsstelle antritt, aber abgelehnt wird, weil der Personalchef einen Mann vorzieht, obwohl der weniger ausgebildet ist. Der deutsche Beitrag verwies auf die Einkommensunterschiede im Berufsleben: Eine Mitarbeiterin in einer Kfz-Werkstatt entdeckt nach Jahren, dass ihr männlicher Kollege mehr verdient, als sie, obwohl beide die gleiche Arbeit machen. Als sie den Geschäftsführer auf diesen Unterschied anspricht, erfährt sie schockierenden Sexismus.
»Der Austausch über diese Erfahrungen machte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern deutlich, wie präsent das Problem der ›Gender inequality‹ in vielen Ländern Europas ist und welche Maßnahmen möglicherweise Lösungen bieten können«, berichtet der IGS-Koordinator.
Um die Gefahr einer Covid-19-Infektion zu reduzieren, wurden die Schülerinnen und Schüler nicht wie üblich in Gastfamilien, sondern in einem Hotel untergebracht. Dennoch hatte jeder ausländische Schüler und Schülerin einen spanischen Partner, der ihn begleitete.
Viele gemeinsame Aktivitäten auch nach dem normalen Programm festigten die Beziehungen unter den Jugendlichen, etliche Freundschaften entstanden, so Piske. Darin liegt auch das Hauptanliegen aller Erasmus plus Projekte, die vollständig von der Europäischen Union finanziert werden: Die Jugend Europas zusammenzubringen, Freundschaften entstehen zu lassen und die Kultur und Mentalität der anderen besser kennen und schätzen zu lernen - und damit vielleicht einen Schritt zu einem geeinteren Europa zu gehen.
Natürlich wurde nicht nur gearbeitet, sondern es wurden auch Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmälern ins nahe Barcelona gemacht. Die Schülerinnen und Schüler bestaunten dort beispielsweise die faszinierende Architektur der berühmten Kirche Sagrada Familia, besichtigten die gotische Kathedrale El gotic und das ehemalige Hospital de Sant Pau. Höhepunkt war der Besuch des Parks Güell mit seinen einzigartigen architektonischen Kreationen, geschaffen von dem berühmten spanischen Architekten Antoni Gaudi, der vor rund einhundert Jahren auch die Pläne für die Sagrada Familia entworfen hatte.
Schulleiter Dieter Maier, Erasmus plus Koordinator Piske und das Erasmus-Team an der Gesamtschule freuen sich nun auf den Oktober dieses Jahres. Dann kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Partnerschulen zum internationalen Treffen nach Buseck. Diskutiert wird hier über ein sehr aktuelles Thema: die Demokratie - und was sie bedroht.