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Die Projektbeteiligten beim symbolischen Spatenstich für die neue Heyman-Firmenzentrale in Alten-Buseck.

Gewerbegebiet »Flößerweg«

Neue Zentrale für elf Millionen Euro: Heyman Manufacturing GmbH zieht von Gießen nach Alten-Buseck

  • Jonas Wissner
    VonJonas Wissner
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Die Großhandelsfirma Heyman baut eine neue Zentrale in Alten-Buseck, nun hat der erste Spatenstich stattgefunden. Heyman will wachsen, sah dafür in Gießen aber kaum Perspektiven.

Es sei für das Unternehmen ein »historischer Tag«, sagte Geschäftsführer Frank Ehnis - und auf der anderen Seite freut sich die Gemeinde Buseck auf künftige Gewerbesteuereinnahmen. Die Heyman Manufacturing GmbH, bislang in Gießen angesiedelt, verlegt ihre Firmenzentrale ins Alten-Busecker Gewerbegebiet »Flößerweg«, wo die Firma laut Ehnis nun rund elf Millionen Euro in den Neubau investiert. Am Freitag haben Vertreter von beteiligten Unternehmen und der Gemeinde mit einem symbolischen Spatenstich den Start der Arbeiten markiert.

Die Firma - vor 50 Jahren in Gießen von einem US-Unternehmer gegründet, um ein Vertriebsnetz in Europa aufzubauen - hat laut Ehnis aktuell rund 40 Mitarbeiter, perspektivisch sollen es im Flößerweg in den nächsten Jahren bis zu 65 werden. Man wolle wachsen und strebe dieses Jahr einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro an. Am bisherigen Firmensitz in Gießen (Zu den Mühlen) sei es aber schlicht zu eng für Büros und Lager geworden, erläuterte der Geschäftsführer. »Wenn Gießen uns Flächen angeboten hätte, wären wir wahrscheinlich heute nicht hier«, so Ehnis gegenüber der GAZ. Doch die Stadt habe seines Erachtens »beim US-Depot die falsche Politik gemacht« und nicht in erster Linie auf die Generierung von Gewerbesteuer-Einnahmen geschaut.

Also wandert Heyman nach Alten-Buseck ab. Das dortige Verfahren zur Flächenvergabe habe ihn allerdings »am Anfang etwas überrascht: Wir mussten uns bewerben.« Ehnis Dank ging an Bürgermeister Michael Ranft und die Gremien der Gemeinde, die hier nun eine Perspektive eröffneten. Auch Vertreter des Ortsbeirats und des Bauausschusses waren am Freitag dabei.

Geplant ist, wie der Geschäftführer ausführte, ein dreistöckiger Neubau mit 900 Quadratmetern Grundfläche sowie angrenzender Lagerfläche (2500 Quadratmeter). Das Untergeschoss ist für Pkw- und Fahrrad-Parkplätze vorgesehen, auch E-Ladeboxen und Einzelduschen für Mitarbeiter sollen dort entstehen. Für das Erdgeschoss sind unter anderem eine Kantine, Besprechungsräume, Versandbereich und Service-Werkstatt geplant, für das Obergeschoss etwa Büros und eine Dachterrasse. Die neue Lagerhalle soll mit einem 7,5 Meter hohen Hochregal versehen werden. Perspektivisch plant Heyman dort eine weitere Lagerfläche mit 2500 Quadratmetern Fläche, allerdings erst in sechs bis zehn Jahren.

Eingebunden ist unter anderem das Architektenbüro Feldmann (Gießen), für die Bauausführung ist die Firma Weimer (Lahnau) zuständig. Das Lager soll möglichst im Juni 2024 in Betrieb gehen, der Rest des Neubaus im Oktober 2024. Ehnis hob die Ausrichtung des Bauprojekts auf Klimaneutralität hervor: Für Heizung und Kühlung wolle man eine Wärmepumpe einbauen, zur Stromgewinnung soll eine Photovoltaikanlage auf dem Dach dienen. Ferner seien eine Dachbegrünung und Geothermie-Bohrungen geplant.

Ein heikler Punkt im Gewerbegebiet ist der Lieferverkehr - im Fall von Heyman werde der aber in überschaubarem Rahmen bleiben, versicherte Ehnis: Lkw könnten in der Halle wenden, »es steht bei uns kein Lkw auf der Straße und blockiert den Verkehr«. Inklusive Sprintern erwarte man bis zu 15 Lkw pro Tag. Seit 1989 gehört das Unternehmen zur niederländischen Onkenhout-Gruppe. Deren Vertreter Frits-Hein Onkenhout war am Freitag ebenfalls vor Ort und erntete von Ehnis Dank für das mit dem Neubau verbundene »deutliche Bekenntnis« zur deutschen Tochter, »das hätte auch eine ganz andere Entscheidung sein können«. Nicht zuletzt freute sich Ehnis, dass Büros und Lager nun wieder vereint würden.

Neben Produkten wie Zugentlastungen und Kabelzubehör aus Kunststoff, das in Waren verbaut wird, habe man das Lieferprogramm inzwischen etwa auch um Verschlüsse und Scharniere erweitert. Heyman produziert nicht selbst, sondern ist dem Großhandel zuzurechnen und konzentriert sich vor allem auf den deutschen und tschechischen Markt.

Von der Firma vertriebene Bauteile kommen laut Ehnis in verschiedensten Bereichen zum Einsatz - sie reichen von Kunststoffteilen, die das Herausziehen von Kabeln aus Bügeleisen verhindern, über Teleskopschienen für Schubladen bis hin zu vernieteten Blechen für die Verkleidung von Baggern.

Bürgermeister Ranft sprach von einem »harten Auswahlverfahren« für den Flächenverkauf. Nun freue er sich auf die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen, »ich habe gutes Vertrauen«. Das Bauland habe die Gemeinde für 100 Euro je Quadratmeter verkauft. Hinter dem entstehenden Neubau gebe es nun noch etwa sechs Flächen für Unternehmen, dazu würden voraussichtlich im Mai Beschlüsse gefasst. Danach wird es auch in Buseck eng. Ranft: »Dann haben wir in der Gemeinde wahrscheinlich keine Flächen mehr.«

Info: Junger Experte für Begrünung

Für die möglichst naturnahe Gestaltung des neuen Firmensitzes hat Heyman Jakob Nolte ins Boot geholt. Der Laubacher hatte unter anderem als Bundessieger bei »Jugend forscht« für Aufsehen gesorgt. Ziel sei unter anderem, auf einem »zurzeit ökologisch toten Acker« Artenvielfalt zu fördern, auch mit einheimischen Pflanzen, so Nolte. jwr

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