Großen-Buseck: Anger 10 als Mehrgenerationenhaus?
Buseck (rüg). Eine Ortsbesichtígung am Montag vor der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses soll den Busecker Kommunalpolitikern mehr Informationen über die Weiterführung der Einfachen Stadterneuerung in Bezug auf die Gebäude Anger 1 (Thal’sches Rathaus) und Anger 10 (ehemalige Synagoge) bringen.
So vereinbarten es die drei Parlamentsausschüsse (Soziales, Bauen, Finanzen) am Donnerstagabend in ihrer gemeinsamen Sitzung im Dorfgemeinschaftshaus Trohe. Daher gab es noch keine Empfehlung in der Sache, über die die Gemeindevertretung am kommenden Mittwoch, 17. August, um 18.30 Uhr im Kulturzentrum befindet.
Geschäftsführer Wolfgang Isack und Architektin Anita Broghammer-Conrads von der Gesellschaft für Städteentwicklung und Städtebau (GSW) in Worms stellten das Konzept für den Abschluss der Stadterneuerung vor. Für 2010 erhalte die Gemeinde letztmalig 614 000 Euro Förderung. Mit Restmitteln aus 2009 stünden somit 814 000 Euro zur Verfügung. Von diesen seien aber wiederum 200 000 gebunden.
Die Kosten für die beiden Gebäude schätzt die GSW auf 750 000 Euro für Anger 10 und 300 000 Euro für Anger 1. Da im Zusammenhang mit dem Abriss des alten Feuerwehrgerätehauses 70 000 bis 100 000 Euro anfallen dürften, hätte man 500 000 Euro Städtebaufördermittel für den Anger 10 zur Verfügung. Die restlichen 250 000 Euro müsste die Gemeinde über ihren Haushalt zuschießen.
Die Veräußerung des alten Feuerwehrgeländes für Wohnbauzwecke dürfte allerdings gut 200 000Euro einbringen, so Isack. Bei der Sanierung des Thal’schen Rathauses müsse man darauf drängen in ein Nachfolgeprogramm der Einfachen Stadterneuerung zu kommen oder sich um Mittel aus dem Denkmalschutzprogramm bemühen.
Durchgreifende Sanierung notwendig
Broghammer-Conrads erläuterte die vorgeschlagenen Maßnahmen der Sanierung. Die ehemalige Synagoge könnte zum Mehrgenerationenhaus umgebaut werden – mit Café, Seniorentreff, Eltern-Kind-Treff, Ausstellungsräumen usw. Die derzeitige Mieterin könne in ihrer Wohnung bleiben, müsste allerdings für die Phase der Dachsanierung kurzzeitig ausziehen.
Der Anger 10 sollte rückseitig einen ebenerdigen, barrierefreien Eingang mit Aufzug erhalten, Sanitär- und zwei Mehrzweckräume. Das Erdgeschoss könnte für multifunktionale Zwecke umgebaut werden, beispielsweise für ein Café mit Außenbewirtschaftung. Das Dachgeschoss könnte dem Heimatverein als Lager dienen. Notwendig sei in jedem Fall eine durchgreifende Sanierung.
Durch die Verlagerung des Seniorentreffs vom Thal’schen Rathaus in den Anger 10 könnten die frei werdenden Flächen komplett für die Bücherei genutzt werden. Die übrigen Nutzungen in dem Gebäude würden bleiben, im Rahmen der Sanierung müsse aber für zeitgemäße Sanitäranlagen und ein modernisiertes Treppenhaus gesorgt werden. Wichtig sei auch das Ersetzen des bisherigen Treppenvorbaus durch eine neue Treppenanlage mit Hublift zum barrierefreien Erreichen der Bibliothek. Ziel der beiden Maßnahmen sei eine Belebung des Angers.
Erich Hof (SPD) wollte wissen, ob beim Thal’schen Rathaus auch ein behindertengerechter Zugang zum Obergeschoss vorgesehen sei und wie es mit dem bislang unbegrenzten Parken vor dem Gebäude weitergehen soll. Broghammer-Conrads erklärte, dass im Anger 1 ein behindertengerechter Zugang aus baulichen Gründen wohl nur mit einem Aufzug vor dem Gebäude möglich sei. Isack betonte, die Ziele der Stadterneuerung und damit auch die Frage parkender Autos würden natürlich weiterverfolgt. Aber dazu sei Geld notwendig und daher die Aufnahme in ein neues Förderprogramm.
Eckehard Dittrich (SPD) gab zu bedenken, dass ein rückwärtiger Zugang zum Anger 10 nur über ein Grundstück möglich sei, dass sich in Privatbesitz befinde. Isack erklärte, dass man diesen Punkt angehe, sobald ein Beschluss der politischen Gremien vorliege. Vorher mache dies keinen Sinn.
Unterschiedliche Einschätzungen gab es in der Politikerrunde in der Frage eines Cafés. Während Gunnar Wagner (FW) zu bedenken gab, dass der Gaststättenverband seinen Mitgliedern von Pachtverträgen abrate, wenn das Objekt nicht wirklich barrierefrei sei und die Architektin einschränkte, dass auch nicht an ein professionelles, sondern eher an ein von den Nutzern betriebenes Café gedacht sei, mahnte Ortsbeiratsmitglied Manfred Weller (FW) an, einen richtigen Gastronomiebetrieb anzusiedeln. Er habe Bedenken, dass das Café sonst nicht angenommen werde, wenn es nur ein eingeschränktes Angebot gebe.
Luise Böttcher (Grüne) erklärte, dass ein gefördertes Mehrgenerationenhaus bestimmten Anforderungen genügen müsse. Das dafür im Kreis Gießen infrage kommende sei das Laubacher. Es würden hohe Anforderungen an ein solches Haus gestellt, zum Beispiel eine professionelle Führung. Oliver Steinbach (CDU) befürchtete daher hohe Nachfolgekosten im sechsstelligen Bereich. Zu der Vorlage könne keine Zustimmung ohne vorhergehende Prüfung der Förderfähigkeit gegeben werden. Und: »Was machen wir mit dem Gebäude, wenn wir eine Viertelmillion reingesteckt haben?«
Jost: »Historisches Gebäude erhalten«
Willy Jost (SPD) wies darauf hin, dass der Anger 10 ein historisches Gebäude sei, das erhalten werden müsse. Hier müsse man auch den Heimatkundlichen Arbeitskreis animieren, sich zu engagieren und deutlich zu machen, woher das Gebäude komme. Es sei klar, dass die Gemeinde Geld in die Hand nehmen müsse, letztlich bezahle man aber quasi nur den Anbau. Mit dem Beschluss würden keinesfalls neue Stellen eingerichtet.
Jost warnte davor, einen Erlös aus dem Feuerwehrgelände zur Finanzierung gegenzurechnen, dies gehe im Haushalt aufgrund des Gesamtdeckungsprinzips nicht. Außerdem. Außerdem, fügte er mit einem Schmunzeln an, sei das alte Feuerwehrgelände schon beim Gerätehausneubau gegenrechnet worden: »Das wäre dann das zweite Mal.«
Zu Steinbachs Bedenken einer Nutzung des Gebäudes meinte Jost, dass die Arbeiterwohlfahrt im alten Rathaus einen Seniorentreff unterhalte, der dann im Anger 10 einziehen würde. Damit könne man auch die schon oft diskutierte Bücherei-Frage lösen.
Bürgermeister Erhard Reinl wehrte sich dagegen, dass (von Steinbach) einfach eine Zahl in den Raum gestellt werde. Die Umgestaltung des Anger 1 sei wünschenswert, die Umsetzung derzeit aber nicht notwendig.