Gefahrenstelle Rinnerborn

Buseck (son). Mehr als 10 000 Autos und 600 Lastwagen donnern an Werktagen täglich über den Rinnerborn in Alten-Buseck. Sie produzieren Lärm in Größenordnungen von bis zu 89 Dezibel. Dazu kommen Abgase, Feinstaub und Gefahren für die Anwohner und schwächeren Verkehrsteilnehmer wie Schulkinder und Menschen mit Rollator, die oft nur schwer diese stark befahrene Straße queren können.
Es gibt keinen Zebrastreifen und keine Fußgängerampel, nur drei ungünstig gelegene Querungshilfen. Der Rinnerborn, diese rund ein Kilometer lange durch den Ort führende Straße, stand im Fokus des Verkehrswendetages in Alten-Buseck. Dieser wurde von der Verkehrswende-Initiative um Markus Ihle und Hans Zessin ins Leben gerufen wurde.
Rund 60 Teilnehmer, darunter auch Bürgermeister Dirk Haas und Ortsvorsteher Manfred Buhl, schwangen sich am Samstag, der zugleich den Beginn des Busecker Stadtradelns markierte, aufs Rad und fuhren die verkehrsneuralgischen Punkte im Ort ab. Darunter natürlich auch den Rinnerborn. Abgeschirmt und geschützt durch Polizeibegleitung informierte sich die Radelgruppe bei den Anwohnern direkt über die Problematik vor Ort, die von teils unhaltbaren Zuständen sprachen. »Es ist ein krank machender Lärm«, so ein Anwohner an der Kreuzung Zaunburg, der sich über zu schnellfahrende Autos und Motorräder beklagte. Eine Anwohnerin des Rinnerborn sprach von »autobahnähnlichen, menschenverachtenden Zuständen direkt vor der Haustüre.« Wenige Meter zuvor hielten zwei Kinder mahnend ein Schild mit der Aufschrift »Das ist unser Schulweg« den Radlern entgegen.
Bei der Abschlussveranstaltung an der Brandsburgscheune waren es insbesondere die Filmbeiträge von Anwohner Michael Zimmer, die zum Nachdenken anregten.
Ruf nach Tempolimit und Flüsterasphalt
So war beispielsweise der sechs Minuten lange Film mit Rinnerborn-Dauerlärm in Originallautstärke, dokumentiert von einem Messgerät, schwer auszuhalten. »Wir hatten diesen Lärm nur sechs Minuten lang - die Anwohner leben jeden Tag damit«, so Markus Ihle. Ortsvorsteher Manfred Buhl sprach über die Geschichte der Straße Rinnerborn. Er verdeutlichte, dass viele bedeutsame überörtliche Baumaßnahmen wie die Autobahnanschlüsse Hangelstein und Reiskirchen sowie die Ortsumgehung Großen-Buseck sukzessive über die vergangenen 30 Jahre eine steigende Verkehrsbelastung des Rinnerborn brachten.
Nach musikalischen Intermezzi von Ulli Nass sprachen Erich Hof (SPD), Jürgen Häuser (FW) und Katharina Habenicht (Grüne) über die Möglichkeiten, politisch Einfluss auf die Verkehrsentwicklung in Alten-Buseck zu nehmen. Ein CDU-Vertreter fehlte. Auch die eingeladenen Vertreter von Hessen Mobil und Regierungspräsidium Gießen glänzten durch Abwesenheit.
Untern den Teilnehmern der Gesprächsrunde bestand Konsens darüber, dass die Zustände am Rinnerborn untragbar seien. Auch die Forderungen der Anwohner fanden alle nachvollziehbar. Diese lauteten etwa: »Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h, Aufbringung von Flüsterasphalt, Schaffung sicherer Überwege, Verringerung des Lkw-Aufkommens sowie der Feinstaub- und Abgasbelastung«.
Was könne man denn tun, um die Durchfahrt für den motorisierten Verkehr unattraktiver zu gestalten, fragte Hans Zessin. Wirklich befriedigende Antworten gab es nicht. Ein Zuhörer meinte: »Die Gemeinde muss Hessen Mobil permanent auf die Nerven gehen, damit sich mal was ändert«. Schulpfarrerin Beate Allmenröder appellierte in ihrer Schlussansprache nicht nur an die Politik, sondern auch an die Verantwortung jedes einzelnen, zur Verkehrswende beizutragen. »Lasst das Auto stehen, wenn ihr könnt, und fahrt mit dem Rad.«