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Frischer Wind im Alten-Busecker Revier

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Von: Jonas Wissner

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Seit Herbst ist Jacob Thomaka als Förster im Alten-Busecker Revier tätig, nun wurde er offiziell vorgestellt. Die Zeichen im 1600 Hektar großen Revier stehen nun auf Kontinuität.

Der Kontrast zwischen Kontinuität und Wandel in der Forstwirtschaft hätte größer kaum sein können: Zum Pressetermin hatte das Forstamt an eine 384 Jahre alte und etwa 35 Meter hohe Eiche am Buchenberg in Daubringen eingeladen. Laut kommissarischem Forstamtsleiter Ralf Jäkel ist es »mit der dickste Baum im Revier, vielleicht sogar im Forstamt«. Der Mann, der nun für diesen und ungezählte weitere Bäume im Busecker und Staufenberger Kommunalwahl zuständig ist, steht dagegen noch ganz am Anfang seiner Karriere. Jacob Thomaka ist der neue Förster für das Alten-Busecker Revier. Beim Ortstermin wurde der 24-Jährige nun offiziell vorgestellt.

Probezeit beendet

Bereits im Herbst hatte der junge Revierförster seinen Dienst angetreten, am 30. April endete die Probezeit. Die Verbeamtung steht dann im Oktober an. Nach der Schulzeit hat Thomaka ein halbes Jahr in Australien verbracht. »Dann habe ich gemerkt: Der Beruf meines Vaters wird auch meiner sein« - er schlug die Laufbahn als Förster ein. Es folgten drei Jahre an der FH Göttingen, dann je ein halbes Jahr Anwärterdienst bei Hessen Forst in Bad Schwalbach und Herborn. Der gebürtige Aßlarer freut sich, nun eine Stelle nahe seiner Heimat gefunden zu haben. »Es ist ein Sprung ins kalte Wasser, aber da lernt man am besten Schwimmen«, sagte Thomaka. »Es hat perfekt gepasst, ich bin echt froh.«

Kooperation der Kommunen

Das gilt auch für die beiden Bürgermeister, die nun wieder einen dauerhaften Ansprechpartner für ihre kommunalen Wälder haben. »Man hat schnell gemerkt, dass er mit offenen Augen durch den Wald geht«, lobte Busecks Bürgermeister Dirk Haas den Jung-Förster. Sein Staufenberger Amtskollege Peter Gefeller betont die Vorteile der Forst-Kooperation beider Kommunen: »In Buseck wird gerade ein Forstwirt ausgebildet und von einem Meister in Staufenberg betreut, da entstehen Synergien«, so Gefeller, »es wird Zeit, dass wir auf Ausbildung setzen«. Die Bürgermeister erinnerten beim Termin auch an die vielfältigen Funktionen des Waldes. Gefeller: »Demnächst geht es auch um die Bereitstellung von Flächen für Windkraftanlagen im Staufenberger Stadtwald.« So würden auch Gelder generiert, die dem Wald wieder zugute kommen. Betrieben werden sollen die Anlagen von der Busecker Genossenschaft Sonnenland. »Da schließt sich der Kreis«, so Gefeller.

Bürgermeister zufrieden

Noch vor einem Jahr schien die Zusammenarbeit von Buseck, Staufenberg und Lollar mit Hessen Forst auf der Kippe zu stehen: Die Bürgermeister der drei Kommunen unternahmen einen Vorstoß, um sich aus der vertraglich geregelten Beförsterung durch den Landesbetrieb zu lösen. Hintergrund war unter anderem die Sorge, ob Revierleiterstellen zeitnah nachbesetzt werden können. Auch die aus seiner Sicht relativ kurzfristige Ankündigung von Hessen Forst, sich aus der Holzvermarktung zurückzuziehen, habe damals »zu einem gewissen Verdruss geführt«, sagte Haas. Der Konflikt habe allerdings nicht mit dem Forstamt Wettenberg, sondern mit dem Landesbetrieb bestanden, so Gefeller.

Nun zeigen sich die beiden Bürgermeister überaus zufrieden mit der Betreuung der Kommunalwälder und vor allem dem neuen Förster. Mehrere Revierleiterstellen habe man nachbesetzten können, nachdem zuvor etliche Förster in Vorruhestand gegangen seien, betonte Jäkel. »Wir haben jetzt einen ganzen Stall voll junger Menschen, das ist herrlich«, so Jäkel auch mit Blick auf den neuen Förster für Staufenberg und Buseck.

Bis Thomaka sein Revier wirklich gut kennt, dürften noch etliche Monate ins Land gehen. Zum Einstieg helfen die Forstarbeiter dabei, sich einen Überblick zu verschaffen. »Mittlerweile haben wir keine Angst mehr, dass er nicht zurückfindet«, so Haas augenzwinkernd.

Hoher Laubholzanteil

Was macht das Alten-Busecker Revier aus? »Wir haben hier einen hohen Laubholzanteil - das macht auch ein bisschen Angst, wenn man sieht, wie schlecht es den Buchen geht«, sagte Thomaka. In den letzten Monaten seien im Revier schon rund 30 000 neue Bäume gepflanzt worden, wobei man jeweils auf einen Mix verschiedener Baumarten setze, schwerpunktmäßig auf Eichen. Ob die sich auch so lange halten werden wie der 35-Meter-Koloss nahe Daubringen, das können Thomakas Nachfolger dann in ein paar Hundert Jahren beurteilen.

Ein weiteres Kennzeichen des Reviers aus Thomakas Sicht: »Wir sind hier in einem urbanen Raum, da sind viele Leute im Wald unterwegs. Viele fragen: Was ist hier los? Wie geht es dem Wald?« In Kontakt zur Bevölkerung zu sein, auch Eingriffe im Forst zu erklären - dieser Aspekt des Försterberufs scheint an Bedeutung zu gewinnen. Thomaka freut sich darüber. »Ich finde es spannend, den Leuten das näherzubringen und bin auch gerne bereit, die Folgen des Klimawandels für unseren Wald zu erklären.«

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