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Freunde für ehemalige Busecker Synagoge gesucht

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Anger 10 in Großen-Buseck: Die ehemalige Synagoge soll zu einer Erinnerungs-, Lern- und Begegnungsstätte werden, so das Ziel der Arbeitsgruppe.
Anger 10 in Großen-Buseck: Die ehemalige Synagoge soll zu einer Erinnerungs-, Lern- und Begegnungsstätte werden, so das Ziel der Arbeitsgruppe. © Rüdiger Geis

Buseck (bf). »Anger 10 braucht Freunde, die diesem Haus zu einer Zukunft verhelfen«, meint Arbeitsgruppe, die sich für den Erhalt der ehemaligen Synagoge in Großen-Buseck einsetzt. Frage derkünftigen Nutzung steht im Mittelpunkt einer Info-Veranstaltung am Dienstag, 24. Februar, um 19.30 Uhr im Kulturzentrum am Schlosspark.

Wie die Kirche, das Schloss und das Thal’sche Rathaus ist der Anger 10 für die Mitglieder der Arbeitsgruppe ein sichtbarer Zeuge für die Geschichte Busecks – und daher erhaltenswert. Ein Blick in die Historie: Die erste nachweisbare Großen-Busecker Synagoge stand im Hof des Anwesens Kaiserstraße 13, der sogenannten Judengasse. Die Reste des Gebäudes waren 1988 für den Bau der jetzigen Volksbank abgerissen worden. Im Jahr 1846 erfolgte der Umzug der Synagoge in das Haus Anger 10, das zwei Jahre zuvor erworben worden war. Dort fand auch der Schulunterricht für die jüdischen Kinder statt. Dieser wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg eingestellt, da in der Weimarer Republik die staatliche Grundschule allgemein verpflichtend wurde.

Jüdisches Leben gehörte über Jahrhunderte zum Busecker Tal. Auch hier endete es mit der Pogromnacht vom 9. November 1938. Damals wurde die Synagoge zwar nicht wie vielerorts niedergebrannt (Feuerwehrleute konnten die örtlichen Nazis mit Hinweis auf die enge Bebauung davon abhalten), sie wurde jedoch geplündert, Bücher und Mobiliar auf dem Anger verbrannt. Die jüdische Gemeinde sah sich gezwungen, das Anwesen 1939 an die Gemeinde Großen-Buseck zu verkaufen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es an Vertriebene und Bedürftige vermietet, zeit- und teilweise auch an die Spar- und Leihkasse (spätere Volksbank). 1948 waren dort 30 Vertriebene untergebracht, die mittlerweile verstorbene letzte Bewohnerin war im Herbst 2013 ausgezogen.

Möglichkeit zur Mitarbeit

Die Arbeitsgruppe Anger 10 möchte die ehemalige Synagoge zu einem Ort der Erinnerung, des Lernens und der Begegnung ausbauen. Es soll Raum bieten für Gespräche, Forschungen, Ausstellungen, Lesungen, kleine Konzerte. Das Zusammenleben der christlichen und jüdischen Busecker könnte neben der Zuwanderung und Auswanderung im Busecker Tal eine besondere Rolle spielen.

Informationen einerseits, aber auch Diskussion über Möglichkeiten, diese Ziele zu realisieren, stehen daher im Mittelpunkt der Info-Veranstaltung am nächsten Dienstag. Die Gäste im Publikum sollen die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen und Vorschläge einzubringen. Das Podium besetzen seitens der Arbeitsgruppe Ilse Reinholz-Hein, die über die Historie des Hauses berichten wird, und Martha Kuhl-Greif, die über die Arbeitsgruppe und ihr Konzept informiert. Als Hausherr und Vertreter der politischen Gemeinde hat Bürgermeister Erhard Reinl seine Teilnahme zugesagt. Er erläutert die Unterstützungsmöglichkeiten der Kommune.

An der Gestaltung der Gedenkveranstaltungen zur Pogromnacht 1938 vor der ehemaligen Synagoge waren in den vergangenen Jahren regelmäßig Schülerinnen und Schüler der IGS Busecker Tal beteiligt. Für die Gesamtschule und das Thema Kooperationen ist Direktor Matthias Brodkorb dabei. Fachmann für bauliche Angelegenheiten ist Architekt Florian Bayer, der den Bauzustand des Gebäudes sehr gut kennt. Dr. Ulf Häbel, Initiator und Motor des Projekts »Dorfschmiede Freienseen«, wird sicherlich einiges über Fördermöglichkeiten berichten können. Moderator der Veranstaltung ist Rüdiger Geis (Gießener Allgemeine Zeitung).

Die Veranstaltung ist aber nicht nur als Informations- und Diskussionsforum gedacht, sondern sie soll auch den Anstoß zur Gründung eines Fördervereins für die ehemalige Synagoge geben. Daher erhoffen sich die Organisatoren einen regen Zuspruch aus der Bevölkerung.

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